Nach dem Frühstück am nächsten Tag, machten sie sich eilig auf, um zum Tränkeklassenzimmer zu kommen. Sie setzten sich auf ihre gewohnten Plätze, deren Tische komplett leergeräumt worden waren. „Libra", flüsterte Eleonor mit zitternder Stimme. „Ich weiß gar nichts mehr, alles ist plötzlich weg". Libra sah sie stumm an. Sogenannte Blackouts hatte sie auch schon gehabt.
„Erinner dich an das, was ich dir immer gesagt habe. Probier dein bestes und gib einen Scheißdreck auf Snape. Du kannst das!"
Die Tür wurde mit einem Rumms aufgeschlagen und Snape betrat mit wehendem Umhang das Klassenzimmer. „Sie haben 120 Minuten Zeit. Lassen Sie nichts explodieren"
Mit einem wisch seines Zauberstabes erschien vor jedem ein Kessel mit Zutaten, sowie einem Schneidebrett. Ein Zettel lag ganz zuoberst und Libra nahm ihn in die Hand, um ihn sich durchzulesen.
Vor Ihnen sehen Sie die Zutaten für einen Ihnen bekannten Trank. Finden Sie heraus, welcher gemeint ist und brauen Sie ihn nach. Eine Zutat ist falsch und darf nicht verwendet werden. Schreiben Sie nach vollenden des Trankes eine halbe Seite, mit den Folgen des Benutzens der falschen Zutat.
Sie haben 2 Stunden Zeit, um diese Aufgabe zu bewältigen.
Libra atmete tief durch. Nach einem kurzen Seitenblick zu Eleanor, stellte sie fest, dass diese anscheinend schon an der Aufgabenstellung verzweifelte.
Doch ihr konnte sie nun nicht mehr helfen. Nachdem sie einen Blick über die Zutaten schweifen ließ, wusste sie sofort, dass das Johanniskraut nicht dazugehörte. Dieses hatte eine beruhigende Wirkung, was in diesem Falle nicht erwünscht war. Nun ordnete sie die Zutaten in der Reihenfolge, in denen sie dem Trank hinzugefügt werden mussten.
Sie erhitzte den Kessel mit den bereits zugegebenen 500 ml Wasser vorsichtig auf exakt 120 Grad und legte anschließend einen Wärmestatikzauber darüber. So behielt der Kessel die gewünschte Temperatur. Nun gab sie das gehackte Nies- und Löffelkraut hinein. Während dieses exakt sieben Minuten köchelte, drückte sie den Liebstöckel und die Lenkpflaume aus. Statt dies traditionell in einem Keramikmörser zutun, nahm sie einen Glasmörser mit Schnabelausguss.
Professor Snape beobachtete alle Schüler genau, wie sie nun langsam anfingen ihre Tränke zu brauen. Miss Eaton fiel ihm dabei besonders ins Auge, da sie den anderen mal wieder deutlich voraus war. Er bemerkte, wie sie zielsicher nach dem Glasmörser griff, den er allen Schülern zusätzlich aufs Pult gestellt hatte. Bis jetzt war niemand auf die Idee gekommen, diesen zu benutzen. Außer Libra Eaton. Er hätte nicht gedacht, dass sie darauf kommen würde. Natürlich hatte er es gehofft, da durch die glattere Oberfläche des Glases und den Schnabelausguss weniger Produkt verschwendet wurde. Diese Info hatte sie wohl seinem alten Zaubertränkebuch entnommen, welches sie in Hogsmeade gefunden hatte.
Sie tröpfelte nun die Lösung in ihren Kessel und der Trank vor ihr nahm daraufhin eine fast perfekte Färbung an. Die nun wässrige, klar schimmernde Lösung zischte heftig. Allerdings war das grün etwas zu hell. Sie hatte ihren Wärmestatikzauber kurzzeitig fallen gelassen, da sie mit dem Abzählen der Tropfen beschäftigt gewesen war. Nun war ihr Trank etwas zu heiß, was sie aber zugleich mit einem Schwenk ihres Zauberstabes korrigierte. Sofort nahm der Trank die gewünschte Farbe an.
Nach dem ersten Zischen fing sie an dreimal gegen und anschließend einmal im Uhrzeigersinn zu rühren. Der Trank nahm nun eine deutlich dunklere Färbung an und schimmerte noch mehr. Libra betrachtete stolz ihren Kessel und füllte etwas von dem Trank in die dafür vorgesehene Phiole.
Sie blickte auf die Uhr und stellte fest, dass sie noch mehr, als eine Stunde Zeit hatte den zweiten Teil der Prüfung zu erledigen
Sie hob den Kopf, nur um den dunklen Augen ihres Lehrers zu begegnen. Sein Gesicht war ausdruckslos, doch Libra meinte ein anerkennendes Funkeln in seinen Augen zu erblicken.
Sie zog einen Mundwinkel nach oben, was er mit einer hochgezogenen Augenbraue quittierte.
Sie wandte sich wieder ab, um nach dem auf dem Tisch liegenden Pergamentbogen zu greifen. Sie tunkte ihre Feder in das Tintenfässchen und setzte diese aufs Pergament. Die Sätze hatten sich schon in der letzten Stunde in ihrem Kopf gebildet und flossen nun einfach aufs Papier. Schneller, als gedacht setzte sie den letzten Punkt. Sie legte die Feder wieder ab und las sich das soeben geschriebene noch einmal durch. Sie war zufrieden mit ihrem Text.
Ein letztes Mal betrachtete sie ihren Trank, der immer noch die perfekte Färbung hatte und hob dann den Kopf. Sie suchte den Blick ihres Professors und signalisierte ihm, dass sie fertig war.
Er stand auf und verkündete vor der Klasse: „Sollten Sie schon fertig sein, was ich stark bezweifle, so geben sie mir ihre Prüfungsunterlagen, sowie ihre Phiole hier vorne ab. Ich bitte darum alles sorgfältig zu beschriften, sonst muss ich Sie leider durchfallen lassen." Der letzte Satz triefte vor Sarkasmus und die meisten Schüler zogen rasch die Köpfe ein. Eleanors Blick traf auf den Libras und sie sah ihr verzweifelt nach, wie diese nach vorne ging, um ihre Ergebnisse abzugeben. Auf dem Weg aus dem Klassenzimmer schenkte Libra ihrer Freundin einen aufmunternden Blick und verließ dieses anschließend.
Als nach der Prüfung alle aus dem Klassenraum strömten, konnte Libra in dem Getümmel ihre Freundin nicht ausmachen und so beschloss sie sie im Klassenzimmer zu suchen. Eleanor saß mit gesenktem Kopf auf ihrem Stuhl und hörte Snape zu, der ihr eine Predigt hielt. „Miss Ainsley, so kann es nicht mit Ihnen weitergehen. Ihre Noten gehen den Bach herunter, und Sie sind erst in Ihrem ersten Schuljahr."
Libra betrat den Raum und stellte sich hinter ihre Freundin. „Gibt es ein Problem?", sie funkelte ihren Lehrer sauer an. Was erlaubte er sich ihre Freundin so unter Druck zu setzen und das nach dieser eh schon nervenaufreibenden Prüfung.
„Sie werden ab nächstem Schuljahr regelmäßig Nachhilfe bekommen. Diese wird der Schüler übernehmen, der in dieser Prüfung am besten abschneidet. Sie sind entlassen", mit diesen Worten drehte sich Snape von den zwei Mädchen weg und schritt mit schnellen Schritten aus dem Raum. Libra griff nach dem Arm ihrer Freundin und bugsierte sie vorsichtig in ihren Gemeinschaftsraum. Sie setzten sich auf ein Sofa und Libra sah Eleanor mitfühlend an. „War es so schlimm?"
„Ja", flüsterte Eleanor leise. „Ich möchte nicht mehr darüber reden"
Libra seufzte, sagte jedoch nichts mehr. So saßen sie schweigend nebeneinander bis Libra wieder das Wort ergriff. „Sollen wir die Elfen nach heißer Schokolade fragen?"
Eleanor nickte bloß und so zogen sie kurz darauf los. Sie schlichen sich in die Küche und fragten dort eine nette Hauselfin nach dem Heißgetränk. Sogleich gab man ihnen zwei riesige dampfende Tassen. Sie durften sich sogar in der Küche setzen und mussten nicht mit den Tassen wieder zu ihrem Gemeinschaftsraum laufen. Eleanor schlürfte langsam etwas Schokolade und sofort erhellte sich ihr Gesicht etwas. Libra grinste. Es ging doch wirklich nichts über die Macht von Schokolade.
„Also, da wir jetzt alle Prüfungen für dieses Jahr hinter uns haben, sollten wir anstoßen" beide Mädchen erhoben ihre Tassen und ließen sie mit einem leichten „Pling" gegeneinanderstoßen.
Ihr merkt, die Handlung ist deutlich anders, als ursprünglich geplant, aber es hat mir einfach nicht mehr gefallen... Hoffentlich gefällt euch das auch etwas
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Another Snape?
FanfictionAls Libra ihren Hogwartsbrief bekommt und schon im Zug Freundschaft mit Draco Malfoy schließt, verspricht es ein aufregendes Jahr zu werden. Neben Schule und Hausaufgaben versucht sie Aufschluss darüber zu finden, wer ihr Vater ist. Und warum fühlt...