Chapter 11

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Libra nahm Dracos Rat an und machte sich nachmittags noch auf den Weg zu Dumbledores Büro. Sie wusste eigentlich gar nicht, was genau sie Dumbledore fragen sollte. Sie konnte ja nicht einfach mit der Tür ins Haus fallen und ihn direkt auf ihren Vater ansprechen.

Kurz vor ihrem Ziel, fiel ihr auf, dass sie das Passwort nicht kannte und sie somit gar nicht erst zum Schulleiter kommen konnte, doch anscheinend wurde kein Passwort von ihr erwartet, denn die Treppe wurde sofort sichtbar, als sie sich der Tür näherte. Langsam erklomm sie die Stufen und klopfte zaghaft an Dumbledores Tür. Dieser schien sie erwartet zu haben, denn er lächelte sie freundlich an und sagte: „Ich habe mich schon gefragt, wann sie zu mir kommen würden". Libra zog überrascht eine Augenbraue hoch. „Sie erwarten meinen Besuch also schon seit längerem, nehme ich an?". „In der Tat. Setzen sie sich doch", er deutete mit einer Hand auf einen Stuhl vor seinem Schreibtisch. Er öffnete eine Schublade und zog eine Tüte mit Bonbons hervor. „Möchten sie ein Zitronendrops?". Libra schüttelte den Kopf und mit einem Schulterzucken steckte sich Dumbledore selbst eins in den Mund und packte die Tüte dann wieder weg. „Sie möchten von mir wissen, wer ihr Vater ist". Damit hatte sich die Überlegung von vorhin erledigt. Dumbledore schien ihre Beweggründe für diesen Besuch ja bereits zu kennen. Deshalb nickte sie nur und wartete was er als nächstes sagen würde. „Ich könnte ihnen jetzt einen Namen nennen, aber das wäre ja nur halb so lustig, finden sie nicht". Libra sah ihn verwirrt an. Was wollte dieser senile alte Mann ihr damit sagen?

Dumbledore fuhr fort: „Ich denke sie sind in der Lage, selbstständig herauszufinden, wer ihr Vater ist". Libra seufzte resigniert auf. Warum machte sie sich überhaupt die Mühe zu fragen. Sie bekam eh keine Antworten. „Mit Verlaub, Professor, aber wie soll ich das bitte anstellen? Ich habe doch überhaupt keine Anhaltspunkte". Dumbledore lächelte sie nur verschmitzt an und sagte: „Sie schaffen das schon. Als Kind ihrer Eltern haben sie alle Fähigkeiten geerbt, die sie brauchen, um das herausfinden zu können".

Er erhob sich und drehte sich von ihr weg. Sie verstand den Wink mit dem Zaunpfahl und erhob sich ebenfalls. Mit einem letzten gemurmelten „Vielen Dank Professor", drehte sie sich um und rannte die Treppen hinunter. Sie achtete nicht auf ihren Weg und, es musste ja so kommen, stieß sie auf der Treppe mit McGonagall zusammen. Sie quetschte sich an ihr vorbei und presste ein „Verzeihung, Ma'am" heraus, nur um Sekunden später schon hinter der nächsten Ecke verschwunden zu sein.

Es verwunderte sie nicht wirklich, als Draco am späten Nachmittag mit gepackten Koffern im Gemeinschaftsraum stand. Sie rutschte von dem Fensterbrett, auf dem sie schon an ihrem ersten Abend gesessen hatte, herunter und ging langsam auf ihn zu. Nach der Rückkehr aus Hogsmeade hatten sich die beiden stillschweigend getrennt und jeder war seiner Wege gegangen. Sie verstand Draco, sein Vater war wegen ihm gekommen, weil er sich Sorgen gemacht hatte. Libra war kein Freund von Abschieden und so drückte sie einmal seine Hand und sah ihm hinterher, wie er den Raum verließ.

Es waren noch zwei Tage bis Weihnachten und sie vertrieb sich die Langeweile, indem sie lange Spaziergänge um den schwarzen See machte. Auch am nächsten Tag, einem Sonntag, verzog sie sich nach draußen. Es hatte wieder einmal geschneit und sie war in mehrere Lagen Stoff eingehüllt. Trotzdem zitterte sie vor Kälte, als sie ihre Runde um den See beendet hatte und sich, wie so oft, noch an den Rand des Verbotenen Waldes setzte. Sie beobachtete ihre Umgebung genau, als ihr auf einmal ein schwarzer Schatten ins Auge fiel. Es war eine Person, die sich mit großen Schritten und wehendem Mantel dem Verbotenen Wald näherte. Sie überlegte einen Unsichtbarkeitszauber über sich zu legen und der Person zu folgen, rein aus Interesse, als diese sie auch schon entdeckte.

Eilig schritt sie auf Libra zu, die unter einem großen Baum saß. Die Knie an die Brust gezogen und vor Kälte zitternd. Es war Snape, der sich mit vor Unglauben verzogener Miene zu ihr hinunter beugte. Er zog scharf die Luft ein, als er erkannte, dass es eine Schülerin aus seinem Haus war, die dort halb erfroren vor ihm auf dem Boden hockte. „Miss Wilson, sind sie lebensmüde?". Libra schüttelte nur den Kopf. Zum Sprechen war ihr zu kalt. Seufzend zog Snape das Mädchen hoch und legte einen Wärmezauber über sie, sodass sie wenigstens in der Lage war, wieder zu sprechen. „Ich wäre gleich wieder hineingegangen, Professor". Sie zitterte immer noch und sie sprach abgehackt. Snape zog eine Augenbraue hoch und man sah ihm an, dass er ihr nicht glaubte. Er schälte sich aus seinem Mantel und legte ihn Libra über die Schultern. Darunter trug er... einen zweiten Mantel?? „Nicht kaputtmachen", brummte er und löste den Wärmezauber wieder auf. Wie eine Welle schlug die Kälte über Libra zusammen und sie kuschelte sich tiefer in den Mantel.

Another Snape?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt