Kapitel 5

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(y/n) PoV:

Ich riss die Augen weit auf und schaute mich schweratmend um. Meine Kleidung war in Schweiß getränkt und mein Herz sprang förmlich aus meinem Brustkorb. Ein Albtraum... Ich versuchte tief Luft zu holen und schloss für einen Moment die Augen. Ruhig bleiben. Früher hatte ich oft Albträume, weshalb ich bestens damit umzugehen wusste. Ich zog mir einen zu großen Pullover über meinen Schlafanzug und schlich mich dann aus meinem Schlafsaal.

Ich ging vorsichtig durch die Gänge der Schule und bemühte mich nicht erwischt zu werden. Hoffentlich passiert nichts. Wenn mich irgendwer erwischt, okay, aber bloß nicht Trelawney. Ich hatte keine Lust die Nacht bei Snape zu verbringen. Es tat mir gut durch die Gänge zu wandern und meinen Gedanken freien Lauf zu lassen. Die Kälte legte sich um mich und ich genoss die Geräusche der Regentropfen, die an die Fensterscheiben prasselten und so einen schönen Klang erzeugten. Teilweise schaute ich auch in die Nacht hinaus. Der Sternhimmel war wirklich schön. Ich könnte stundenlang durchs Schloss laufen. Alles war so friedlich. Die Stille wurde nur von der angenehmen, durch die Regentropfen erzeugte, Musik durchbrochen. Es war zwar kalt, aber keineswegs unangenehm. Im Gegenteil. Ich liebte die Kälte in Momenten wie diesen. Plötzlich hörte ich zwei Stimmen hinter einer Ecke und schlich zu eben dieser. Dort versteckte ich mich hinter der Mauer und versuchte etwas von dem Gespräch mitzubekommen.
"Es war eine Prophezeiung", hörte ich eine Stimme, die stark nach Trelawney klang. "Und du meinst nicht, dass die Betroffenen ein Recht darauf haben, es zu erfahren?" Die Stimme konnte ich nicht ganz deuten, aber ich vermutete, dass sie zu einer weiblichen Person gehörte. "Ich habe im Moment ganz andere Sorgen." Damit waren dann wohl ich und Snape gemeint. "Sybill, du kannst das nicht ernst mei-" Ehe die zweite Person ausreden konnte, hörte ich wieder Trelawney. "Ich wurde darum gebeten zu helfen und das werde ich auch." Seltsam... Welche Prophezeiung? Ging es vielleicht um Harry? Er war ja schließlich der Auserwählte und wenn ich mich recht entsinne gab's da auch eine Prophezeiung oder so was. "Sybill, du kannst so etwas nicht einfach beeinflussen."
"Ich kann und ich werde."
"Damit ist nicht zu spaßen." Die zweite Stimme klang nun sehr streng. Das war ja ein ernstes Thema. "Ich muss mich ja auch noch um etwas anderes kümmern, also bleib ganz ruhig", winkte sie ab. Um mich und Snape... Ich verdrehte die Augen als ich daran dachte. Ich wüsste zu gerne, wer die zweite Person war. "Bitte übertreib es nicht. Mit nichts von alle dem, was du noch vor hast", sagte die andere Frau mahnend. Wusste die wohl dass es sich beim zweiten Thema um mich und Snape handelte? Vielleicht... Also sollte sie weder mit uns noch mit dieser seltsamen Prophezeiung übertreiben. "Und außerdem sind Prophezeiungen nicht immer wahr."
"Die, die ich bis jetzt erkannt hab, waren allesamt zutreffend." Danach trat Schweigen ein und ich hörte leise Schritte. Nicht gut. Ich sprintete los und bog in einen Seitengang ab.

Aus Angst ich könnte doch noch gefunden werden, bog ich noch einige andere Male um irgendwelche Ecken, was sich als sehr unklug herausstellte. Beim nächsten Mal überlege ich mir lieber, wo ich hinlaufe, anstatt mich komplett zu verirren. Wer fand sich auch in diesem viel zu großen Schloss zurecht? Ich wanderte umher und versuchte verzweifelt den Rückweg zu finden. In Gedanken war ich beschäftigt damit, mir alle möglichen Wege zu merken und wo sie mich hin brachten. Gleichzeitig stellte ich einen Plan auf. Da war ich schon. Da auch... Mhm... Ich war so beschäftigt damit, dass ich gar nicht merkte wie ich in eine Person hinein lief. Ich ging davon aus auf dem Boden aufzukommen und hatte bereits Angst vor dem Schmerz, als mich zwei Arme auffingen. Ich schaute hoch und in die dunklen Augen von Snape. Ist der jetzt neuerdings mein Beschützer? "Vorsichtig", raunte er leise und zog mich dann wieder hoch. Er ließ seine Hände langsam von meinem Körper gleiten. Wir sahen uns eine Weile lang an. "Warum sind Ihre Augen so rot?", fragte er plötzlich. Ähm was? "Also... Äh... Ich hatte... Einen Albtraum und offensichtlich hab ich geweint... Ist mir nicht aufgefallen", stammelte ich überrumpelt vor mich hin, was seine Mundwinkel nach oben zucken ließ. "Und ich nehme an deshalb sind Sie so spät noch auf den Gängen?" Ich nickte. "Aber wieso haben Sie sich denn soweit vom Turm der Ravenclaws entfernt?" Das war jetzt peinlich... Ich schaute zu Boden und suchte verlegen nach einer Antwort. "Nun... Ehrlichgesagt hab ich mich verlaufen. Ich habe ein Gespräch von Trelawney mitbekommen und als es leiser wurde und ich Schritte gehört hab, bin ich schnell weggelaufen."
"Eine sehr amüsante Geschichte... Und wieso belauschen Sie die Gespräche anderer Leute?"
"Wenn's um mich geht, darf ich das ja wohl." Er zog verwundert die Brauen hoch und musterte mich eine Weile lang. "Also jedenfalls hatte ich den Eindruck, dass es um mich ging... Um mich und Sie", fügte ich schnell hinzu. Seine Augen weiteten sich und er wirkte nicht sehr begeistert. "Ich schätze, ich habe jetzt auch ein Recht darauf es zu wissen?" Ich nickte und erzählte ihm dann alles.

Nach meiner Erzählung stand er wortlos und ziemlich genervt da. "Die Frau dreht wohl langsam durch. Wann ist Hogwarts zu einer Psychiatrie geworden?" Ich lachte leise und zuckte dann die Schultern. "Na ja, ich schätze wir können uns noch auf einiges gefasst machen."
"Dann wäre es wohl besser, wir kommen weiterhin gut miteinander aus", sagte er neutral.
"Sieht wohl so aus", erwiderte ich. "Zumindest bis wir eine Lösung gefunden haben", schmunzelte ich und stieß ihn leicht an. Er wirkte etwas irritiert davon. "Ach kommen Sie", grinste ich. Er zog eine Augenbraue hoch und seufzte. "Es hätte mich ja auch schlimmer treffen können."
"Mich nicht", grinste ich, wofür ich einen finsteren Blick erntete. Wann versteht er endlich Spaß? "Andererseits gibt's ja noch Trelawney", murmelte ich. Seine Mundwinkel zuckten erneut. "Und Sie müssen wohl oder übel lernen mit meiner Nervigkeit klar zu kommen."
"So lange wir im gleichen Boot sitzen, schaff ich das schon. So schlimm wie Potter sind Sie ja nicht. Ich schätze Sie können jetzt gehen..."
"In Ordnung", lächelte ich und wollte gerade an ihm vorbei gehen, als seine Stimme noch einmal ertönte. "Ach und eins noch." Ich drehte mich wieder zu ihm. "Fortan teilen wir uns alles mit, was wir über Trelawneys Pläne und Vorhaben herausfinden. Einverstanden?"
"Einverstanden", erwiderte ich. Er nickte. "Cool, dann arbeite ich ja jetzt mit dem Hasslehrer Hogwarts zusammen. Das haben wohl noch nicht viele geschafft." Und da ist wieder der Todesblick. "Bis gerade wollte ich Ihnen keine Punkte abziehen, Miss (l/n)."
"Sein Sie doch nicht immer so mies gelaunt. Ein kleines Lächeln schadet keinem." Er grummelte irgendwas, beließ es jedoch dabei. Ich wollte wieder gehen, jedoch fiel mir ein, dass ich nicht wusste wohin. "Ähm... Professor Snape...?"
"Mhm?"
"Könnten Sie mir eventuell den Rückweg zeigen?" Er seufzte leise.
"Folgen Sie mir." Ich nickte und ging ihm dann nach.

Es war gar nicht so leicht mit seinem Tempo mitzuhalten. Wieso ist der auch so schnell? "Verzeihung... Normalerweise gehe ich ohne Begleitung durchs Schloss", bemerkte er und blieb stehen. Ich atmete schwer und fasste mir kurz ans Herz. "Ich sag ja Sie sollten weniger essen." War das seine Form von Spaß? Nun war ich die Person, die ihn böse ansah. "Ich esse so viel wie ich will", grummelte ich. "Und kein Mensch rennt so..."
"Ist Ihnen schonmal aufgefallen, dass Sie stark an einen Hamster erinnern?" Ich schaute entsetzt zu ihm auf. "Hab ich mir schon oft anhören müssen..."
"Liegt vielleicht daran, dass Sie nachtaktiv sind und ziemlich viel essen." Ich sagte nichts dazu und versuchte dann wieder bei seinem Tempo mitzuhalten. "Damals hieß es ja noch, ich wäre schnell unterwegs, aber Sie...", keuchte ich. Nach einer Weile ging er extra etwas langsamer.

Wir erreichten den Ravenclawturm und nachdem er mir eine gute Nacht wünschte trennten sich unsere Wege wieder.

Snape PoV:

Nachdem ich (l/n) zurück gebracht habe, ging auch ich zurück in die Kerker. Auf dem Weg dorthin dachte ich über alles nach. Wieso habe ich ihr keine Punkte abgezogen und warum war ich nett zu ihr? Ich dachte viel darüber nach, konnte mir aber keinen plausiblen Grund für mein Verhalten erschließen. Sie hatte irgendwas ansich, was sie ansatzweise symphatisch erscheinen ließ, aber ich wusste nicht was es war. Vielleicht musste ich den Grund für meine Freundlichkeit aber auch gar nicht kennen. Bis wir aus dieser misslichen Lage entkamen, mussten wir sowieso miteinander auskommen. So schlimm war es nicht Zeit mit ihr zu verbringen, aber ich hatte trotzdem keine Lust ständig auf Schüler aufzupassen. Generell konnte ich gut auf Gesellschaft verzichten. Na ja... Ihr ging es genauso wie mir und wir mussten beide damit klar kommen. Ohne sie würde ich gar nicht wissen, dass Sybill wirklich dabei ist Pläne zu schmieden.

In meinen Räumen angekommen entledigte ich mich meiner Kleider, bis auf meine Boxershorts und legte mich dann ins Bett. Nachdem ich mir die Decke bis zur Brust gezogen habe, schwiffen meine Gedanken wieder zu (l/n). Was an ihr war mir sympathisch? Konnte es sein, dass ich ihre fröhliche Art irgendwie mochte...? Na ja, das lenkte mich von anderem ab und tat mir irgendwie gut. Wenn sie bei mir war, fühlte ich mich lebendig. Das war wahrscheinlich der Grund für die Symphatie, die ich ihr gegenüber empfand. Mehr nicht. Außerdem mochte ich sie maximal so sehr wie eine Schülerin aus meinem Haus, also nichts worüber ich mir Gedanken machen musste. Aber... Seit wann konnte ich aufgedrehte Menschen leiden? Das war doch zum verzweifeln. Das sollte mir egal sein... Die einzige Frage, die dann noch offen blieb, ist... Wieso habe ich mir Sorgen gemacht, als ihre Augen so rot waren? Nicht direkt Sorgen... Nein... Besorgnis fühlte sich anders an. Es war eher Mitgefühl. Und das hatte ich auch nur, weil sie irgendwie sympathisch rüber kam. Warum machte ich mir überhaupt Gedanken darum? Das sollte mir gleich sein. Das einzig wichtige war es jetzt herauszufinden, was mit Trelawney los war. Und das werde ich morgen früh auch. Ich beruhigte mich etwas und schaffte es dann einzuschlafen.

The Face behind the Mask (Snape x Reader)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt