Hinter mir schloss ich die Tür und seufzte. Oh man Sascha du bist und bleibst der größte Idiot, dachte ich mir und hatte sofort ein Lächeln auf den Lippen. Es hieß wohl erstmal bei Alec melden. Der machte sich sicherlich schon sorgen so wie ich ihn kannte. Also schnappte ich mir mein Handy aus meiner Tasche und rief ihn an.
“Hey Süße.”, kam es nach kurzem warten von Alec.
“Du hast meine Nummer noch?
“Du hast meine auch noch.”
“Vielleicht hab ich mir die grade von Sascha abgeschrieben.”, konterte ich grinsend.
“Erzähl mir nichts Honey. Du konntest meine Nummer so wenig löschen wie wir deine. Hoffnung stirbt nun mal zuletzt.”
“Alec wir sind gut angekommen.”, gab ich darauf nur zurück. Ich wusste genau das diese Aussage zweideutig gemeint war.
“Gut. Du bleibst jetzt aber da oder? Auch wenn es nur 7 Häuser sind Süße, ich hab keine Lust das dich noch irgendwer in eine Ecke zieht. Weiter ins Detail brauch ich wohl nicht gehen.”
“Keine angst Cowboy ich bleibe hier. Die Couch wird wohl schon für eine Nacht reichen.”
“Ok dann wünsche ich dir eine gute Nacht Nici.”
“Gute Nacht Alec und danke für den schönen Abend.”, antwortete ich und ließ ihn keine Zeit mehr zum antworten.
Als ich mein Handy wieder in die Tasche schmiss überlegte ich einen Moment. Wozu eigentlich die Couch nehmen? Sascha hatte sicherlich für Manisha auch ein eigenes Zimmer und dort würde ein Bett stehen. Also machte ich mich auf den Weg zu dem zweiten Flur. Es war mir immer wieder ein Rätsel das Sascha so eine Wohnung hatte. Immer noch passte zu ihm viel eher eine kleine Wohnung die ziemlich dreckig war. Nichts gegen Sascha, aber ich hatte nun mal das Bild vor Augen, das überall leere Flaschen und viele Pizzakartons rum lagen. Ich stand nun vor zwei Türen und überlegte welche ich nehmen sollte. Eigentlich hätte ich ja gedacht das Manisha irgendwas an ihrer Tür hätte, aber da lag ich wohl mal wieder falsch. Also entschied ich mich für die rechte Seite und öffnete die Tür.
Der Kandidat hat leider nicht gewonnen. Anstatt in ihrem Zimmer zu sein stand ich nun vor Sascha seinem Musikzimmer. Endlich fand ich das Chaos was ich schon so lange gesucht hatte. An der einen Wand stand tatsächlich eine Car Couch und ich bekam meinen Mund einen Moment nicht mehr zu. Die Dinger waren mal so ziemlich das geilste was es gibt. Dabei noch so eine schöne alte abgefuckte wie Sascha sie hatte. Dieser Kerl hatte mir die besten Sachen wirklich vorenthalten. Ich hätte wahrscheinlich stundenlang auf dieser Couch gesessen und einfach nur nachdenken können. Wie sehr ich doch so Retrosachen liebe.
Vor der Couch standen einfach nur ein paar Paletten die übereinander gestapelt waren und als Tisch dienten und drüber hing ein großes Elvis Poster. Auf der anderen Seite stand ein Schreibtisch, der seine besten Jahre wohl auch schon hinter sich hatte.
Dort drüber hingen dann die verschiedensten Gitarren, doch diese schienen nur Ausstellungsstücke zu sein. Die einzige Gitarre die wohl bespielt wurde lag auf der Couch.
Ich wusste genau das es nicht richtig war dieses Zimmer zu betreten, aber ich musste einfach. Wenn das Zimmer nur mit dem Mondschein beleuchtet schon so gut aussah, wie sah es denn erst mit Licht aus? Somit drückte ich auf den Lichtschalter und hätte am liebsten angefangen zu lachen. Anstatt das eine Lampe an der Decke anging, ging eine Stehlampe an, die sicherlich um so einiges älter war als ich. Das Chaos was hier herrschte war mir einfach sympathisch, es spiegelte Sascha wieder. Wahrscheinlich versuchte er hier so viel Chaos wie möglich rein zu bringen, da er in der restlichen Wohnung ordentlich sein musste. Ich meine mit Kindern konnte man sich nun wirklich nicht gehen lassen, aber ein Raum war da schon genehmigt. Überall lagen irgendwelche Zettel rum, Stifte fand man auch an jeder Stelle und viele leere Bierflaschen.
Sascha hatte sich mit diesem Zimmer anscheinend viel mühe gegeben und ich verstand warum er hier kreativ war. Die ganze Atmosphäre fesselte ein einfach. Man fühlte sich in eine andere Welt versetzt. So nahm ich auf der Couch Platz und legte die Gitarre auf meinen Schoß. Es war nicht seine Bühnengitarre. Diese war ohne jegliche Aufkleber und heller als seine. Das die Gitarre mehr als zweitausend Euro kosten musste war mir klar. Doch aus der Hand legen wollte ich sie nicht. So setzte ich mich in Schneidersitz hin und fing etwas an auf der Gitarre rum zu klimpern. Felix hatte mir ein paar Sachen beigebracht und so klang das ganze denn auch nicht ganz so schlecht. Plötzlich kam mir eine Idee für einen Song. Ich war nun wirklich nicht der Mensch, der Lieder schreiben konnte und mir war klar das würde nicht gut klingen aber ich musste es aufschreiben. Also hängte ich die Gitarre in den Gitarrenständer neben der Couch und schnappte mir ein paar Zettel von Sascha und einen Stift.
Jedoch zu spät bemerkte ich das der Zettel schon vollgeschrieben war und überflog die Zeilen. Sascha hatte ein neues Mary Lied geschrieben. Eigentlich dachte ich immer das die Geschichte zu ende ist, aber stimmt zuletzt war er auf der Suche nach ihr. Als ich die Textzeilen so las, bekam ich einen fetten Kloß im Hals. Wieso musste Hoss auch nur immer das aufschreiben was ihn bedrückte? Seine Mary hatte er mich damals genannt und nun hatte er diese in dem Text verloren, wollte aufgeben und sie ziehen lassen. Hoffen das sie mit ihrem neuen glücklich ist.
Wieso verdammt noch mal musste mich das so sehr an uns erinnern? Wieso musste ich auch zum ersten mal in meinem Leben eine Idee für einen Song haben. Dieses Zimmer war was Lieder anging anscheinend ziemlich produktiv und genauso dafür geschaffen seine Emotionen raus zu lassen. Irgendwie hatte Sascha in diesen Zimmer an alles gedacht und so schnappte ich mir die schwarze flauschige Decke vom Boden und kuschelte mich dort drin ein. Las immer und immer wieder die Textzeilen durch und versuchte das was ich da sah zu verarbeiten. Wie konnte Sascha nur ein Mary Lied über mich schreiben. Ehrlich ich fühlte mich auf einer Seite echt geehrt, aber so wollte ich kein Lied über mich haben. Ich wollte nicht der Grund sein wieso Sascha so etwas trauriges schrieb. Wenn die Fans das wüssten sie würden mich sicherlich in tausend Teile teilen und das hätte ich damals auch gemacht. Sascha hatte es nicht verdient so zu leiden, niemand und doch konnte ich es nicht ändern. Er war ja auch selbst schuld dran. Wenn er damals mir einfach mein Tagebuch wieder gegeben hätte..
Fuck ich wusste einfach keine Lösung darauf wie es anders enden hätte können. Es war nun mal mein Tagebuch und dieses war heilig. Sascha wusste so vieles über mich und nun musste ich versuchen damit klar zu kommen. Mich meinen Ängsten stellen, sie besiegen und mich nicht unterkriegen lassen von ihnen. Wahrscheinlich würde ich noch einen langen Weg gehen müssen bis ich Sascha wieder vertrauen kann, aber das war es mir wert. Er war nun mal ein wichtiger Mensch für mich gewesen und war es immer noch. Nicht mal 3 Wochen hatte es gedauert bis ich wieder BossHoss hören musste. Die Musik war schon immer das beste Heilmittel bei mir gewesen. Zum Anfang war es schmerzhaft gewesen seine Stimme zu hören und ich hatte mich vollkommen auf Alec konzentriert, doch von Tag zu Tag wurde es leichter die Musik wahrzunehmen und nicht Sascha. Zu unterscheiden zwischen Hoss Power und Sascha Vollmer ist für mich ein Kinderspiel geworden in der Zeit. Verrückt das ein Mensch zwei Persönlichkeiten haben konnte. Ich will nicht sagen das Sascha ein anderer ist als Hoss, aber doch gibt es ein paar unterschiede.
Eigentlich sollte ich hier nicht sitzen und über Sascha nachdenken. Wieso sollte ich mir überhaupt über ihn und diesem blöden Text einen Kopf machen? Es hatte mich kein Stück zu interessieren und vielleicht interpretierte ich auch viel zu viel in diesen Text hinein. Ich hatte keine Ahnung. Sascha würde mich wahrscheinlich eh dafür hassen das ich einfach in sein Musikzimmer gegangen war. Shit Happens. Viel kaputter konnte unsere Beziehung ja eh nicht mehr sein. Wir waren beide an einem Punkt angelangt wo es nur noch Bergauf gehen konnte. Was sollte jetzt bitte noch großartig passieren was uns zurück warf? In meinem Kopf gab es darauf einfach nur die Antwort: Nichts!
So nachdenklich musste ich es denn wohl doch irgendwann ins Land der Träume geschafft haben.
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The BossHoss Diaries
FanfictionWas sind schon Tagebücher? Nicht nur Bücher, wo man seine Gedanken und Gefühle drin aufbewahrt, sondern ein wichtiger Teil seiner Seele. Doch was passiert, wenn das Tagebuch weg ist und das Leben plötzlich eine komplett andere Wendung nimmt als man...