8.9.2011
Heute wäre der Hochzeitstag meiner Eltern. Normalerweise würden wir ihnen jetzt etwas schenken, ihnen eine Freude machen. Ich meine 16Jahre sind eine lange Zeit, doch so ist es ja nicht gekommen. Sie sind nicht mehr zusammen und dieser Tag wird nicht mehr gefeiert. Niemand gratuliert ihnen oder macht ihnen Geschenke. Ich glaube den beiden ist es sogar egal. Keine Ahnung wie es meinem Vater geht, aber Mama scheint es nicht zu stören. Wieso mache ich mir also so viele Gedanken? Wieso ist mir dieser Tag so wichtig? Es sind nun mal meine Eltern und die Trennung sitzt mir immer noch im Nacken, irgendwie knabbere ich immer noch dran. Jahrelang eine Familie zu haben und nun plötzlich nicht, ist ein komisches Gefühl.
Wenn ich jemals heirate, dann will ich mich nicht wieder scheiden. Ich will für immer mit demjenigen zusammen sein. So wie meine Oma und mein Opa. Viele Jahre sind sie nun schon verheiratet und immer noch glücklich. Ich freue mich für die Beiden. Später möchte ich von meinem Mann auch noch in den Arm genommen werden und so umsorgt werden. Genauso würde ich immer für ihn da sein, wir wären ein Eingespieltes Team. Unsere Kinder und Enkelkinder kommen jeden Sonntag zum Kaffee und ich backe Kuchen. Bis dahin hab ich das sicherlich gelernt, Oma wird es mir beibringen.
Vielleicht kann meine Oma sogar meine Hochzeitstorte backen. Es soll nichts Besonderes werden, nur lecker sein und schön verziert. Einfach feierlich aussehen. Brauche dann ja eh mehr als eine. Auch wenn es kitschig ist, würde ich zu gerne in einer Kirche heiraten. Was schon gar nicht möglich ist. Also lieber ein schönes Standesamt. Vielleicht kann man sich die Location auch selbst aussuchen und der Standesbeamte kommt da hin? Ich hatte keine Ahnung, aber dafür hatte ich ja auch noch genug Zeit. Hauptsache mein Kleid wird wunderschön sein. Natürlich in weiß.
Meine Hochzeit sollte romantisch werden und doch nicht kitschig. Halt eine Traumhochzeit, ohne Kutsche und Schloss. So kitschig war selbst ich nicht. Ne soweit wollte ich es dann doch nicht treiben. Mein Mann würde ja sterben und den brauchte ich ja noch. Auch er sollte seine Wünsche mit einfließen lassen, immerhin würde es unsere Hochzeit sein und nicht nur meine.
Alles in allem sollte sie einfach nur schön sein, mehr wünschte ich mir gar nicht. Genauso wie der Antrag. Er sollte etwas Besonderes sein und nicht von der Stange. Wenn mein Kerl auf die Idee kommt mir Zuhause einen Antrag zu machen kann er es gleich vergessen, genauso wie in einem Restaurant. Nein danke da würde meine Antwort nein lauten. Er sollte da schon kreativ werden. Ich weiß ich hab viele Ansprüche, aber es sind ja nur Träume. Träume die dazu gemacht wurden immer Träume zu sein. Immerhin musste es auch finanziell hinkommen und im Moment sah ich da wirklich keine große Hoffnung. Egal was auch immer kommen würde, wichtig ist er ist der Richtige!POV Sascha
Umgezogen und bereit lief ich die ganze Zeit auf und ab. Rea hatte noch nicht mal den ersten Titel gespielt und ich konnte es kaum noch abwarten, wollte endlich da raus und die Sache durchziehen. Ansgars versuche mich zu beruhigen scheiterten kläglich. Ich ging immer und immer wieder alles in meinem Kopf durch. Es musste alles passen. Wenn ich nicht rechtzeitig von hier unten war, würde alles viel zu komisch rüber kommen. Auch Ansgar durfte seinen Part nicht versauen. Ich hoffte nur es würde alles klappen. Die Sache war so oder so schon ziemlich riskant.
„Sascha nun setzt dich mal hin, du machst mich total nervös. Dabei hab ich nicht mal wirklich eine große Aufgabe. Ohne mich würde es ja noch funktionieren, aber ohne dich? Wenn du mir hier gleich umkippst, dann hab ich diesen Tag total verschwendet, oder muss Nici noch selbst einen Antrag machen. Also hinsetzen jetzt!“, befahl Ansgar und ich nickte. Vielleicht hatte er Recht.
„Mensch so aufgeregt bist du ja nicht mal vor einem Konzert.“
„Hier geht es ja auch um meine Zukunft Freyberg. Ich hab einfach Angst.“, grummelte ich und vergrub mein Gesicht in meinen Händen. Shit die Sache war einfach ernst. Es stand so viel auf dem Spiel und vielleicht sogar meine Beziehung zu Nici, ich hatte keine Ahnung.
„Das Konzert geht los.“, holte mich Ansgar aus meinen Gedanken und stellte sich vorne an die Scheibe. Ich war dankbar, dass der VIP Bereich noch Glas vor hatte und ziemlich weit hinten lag. Nici würde uns so nicht sehen können. Wenn sie dann endlich auf der Bühne war, konnten wir runter und alles vorbereiten. Soweit die Theorie.
Tatsächlich konnte ich mich sogar etwas auf die Musik einlassen. Versuchte auf sie zu hören und nicht auf meine Gedanken. Selbst wenn es Rea seine Musik war, konnte seinem Schmuserock einfach noch nichts so richtig abgewinnen. Sicherlich er war ein begnadeter Musiker, aber meine Musik war es einfach nicht.
„Der Ire hüpft ja rum wie von der Tarantel gestochen, oder als wenn er einen Splitter im Fuß hat. Wieso tanzt man nur auf einem Fuß?“
„Vielleicht ein irischer Volkstanz. Bei Rea weiß man ja nie.“
„Irischer Volkstanz? Sascha selbst die Iren schämen sich wahrscheinlich für sein rumgehampel da.“, grinste mich Ansgar an und wir beide mussten lachen. Ja was Rea da auf der Bühne machte war eine Nummer für sich.
So verfolgten wir das Konzert, bis Rea uns endlich das Zeichen gab. Es war einfach nur ein Blick hoch in die rechte der Bühne und nicht ins Publikum.
„Es ist so weit.“
„Nun Sascha deine letzte Chance einen Rückzieher zu machen.“
„Dafür ist es schon zu spät.“, brummte ich und machte mich mit Ansgar auf den Weg. Rea hatte uns genau erklärt wo wir lang gehen mussten und so fanden wir auch schnell den Raum, den wir suchten. Schnell öffnete ich die Tür und machte mich auf die Suche nach der Gitarre. Ich wusste ja Nici hatte sie mit und nach Reas Aussage müsste sie hier irgendwo sein.
„Nehmen wir den Koffer hier?“, fragte mich Ansgar und nahm einen Gitarrenkoffer der in einer Ecker lehnte.
„Perfekt. Jetzt nur noch schnell Stimmen und dann können wir uns aufmachen.“
„Du denkst wirklich es wird so klappen? Ich bezweifle das alles noch etwas, ob die ganze Idee nicht zu verrückt ist.“
„Die Idee ist mehr als verrückt Ansgar, deswegen ist es genau die richtige Sache. Es ist so verrückt wie die ganze Beziehung zu Nici, so verrückt wie wir beide. Also lass uns das jetzt durchziehen.“, damit nahm ich ihm den Koffer ab und holte Nicis Gitarre raus, schnell Stimmte ich diese noch einmal und sofort legte sich dieses typische Gefühl über mich, wenn ich eine Gitarre in der Hand hatte. In den Momenten fühlte sich die Welt so richtig an. Ich und Gitarren waren eben Sachen die zusammen gehörten.
„Los Sascha, wir haben nicht ewig Zeit.“, meinte Ansgar und zog mich schon halb hoch. Ich schaute noch einmal an mir runter und überprüfte um das Schmuckkästchen auch wirklich an seinem Platz war. Zu meinem Glück war es so und der Anzug saß auch. Jetzt hieß es Augen zu und durch.
Wir beide gingen den Flur entlang zur Bühne wo ich meinen Platz auf der einen Seite einnahm und Ansgar seinen auf der anderen. In meinem Kopf ging ich alles noch mal durch, während Nici und Rea auf der Bühne alles gaben. Ihre Stimme bescherte mir Gänsehaut und ich wusste sie musste einfach Sängerin werden. So viel Gefühl steckte in ihr und die kamen beim Singen zum Vorschein, verliehen den Liedern ihren Charakter und man kaufte ihr alles ab was sie sang.
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The BossHoss Diaries
FanfictionWas sind schon Tagebücher? Nicht nur Bücher, wo man seine Gedanken und Gefühle drin aufbewahrt, sondern ein wichtiger Teil seiner Seele. Doch was passiert, wenn das Tagebuch weg ist und das Leben plötzlich eine komplett andere Wendung nimmt als man...