Wenigstens für die nächsten 10 Jahre

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Mein Herz schlug mir bis zum Hals, hörte wie viele Leute die Luft einsogen. Hilfesuchend schaute ich mich um. Was erwartete ich denn? Es würde mir jetzt keiner zur Seite stehen. Ich war seit langem mal wieder wirklich auf mich alleine gestellt. Ein unangenehmes Gefühl machte sich in mir breite. War es nicht mehr gewohnt so vollkommen alleine dazustehen, hatte ich doch sonst immer jemanden an meiner Seite. Jedoch musste ich was ich angefangen hatte nun wirklich durchziehen.
Sascha schaute mich entgeistert an und mir fiel es schwer seinem Blick stand zu halten. War ich doch nun am Zug ihn zu erklären wieso meine Antwort nein lautete. Wie sollte ich so etwas nur in wenige Worte zusammenfassen? Eben noch strahle ich vor Glück und nun ruiniere ich meine eigene Hochzeit. Konnte es selbst kaum glauben was gerade passierte. Ich wollte doch eigentlich immer heiraten, immer mit meinem Ehemann mein Leben verbringen. Jetzt hatte ich wohl die Chance vermasselt.
„Wieso?“, kam es nun von Sascha und ich holte ein letztes mal tief Luft. Schaute mich noch einmal um und starrte in viele entsetze Gesichter. Nur einer lächelte. Nur einer schenkte mir grade den Mut den ich brauchte um die Sache zu Ende zu bringen. Kaum merklich nickte er mir zu und ich wendete mich wieder vollkommen Sascha zu.
„Weil du nicht heiraten willst, weil ich dich nicht heiraten will unter diesen Umständen. Sascha lass mich erklären. Ich liebe dich, du bist zu meinem Leben geworden. Ich will mit dir alt werden, von dir Kinder kriegen und mit dir irgendwo ein Haus haben. Für immer mit dir zusammen sein und dich glücklich sehen, ich will dich für immer spüren und für immer in deine Augen schauen, für immer dein Lächeln sehen und dein Lachen hören. Wir beide müssen nicht heiraten. Nein wir beide werden auch nicht heiraten. Du und ich brauchen diese Hochzeit nicht. Sascha ich weiß du würdest mir zu liebe fast alles tun und du hast es mit dieser Hochzeit bewiesen. Immer wieder hast du mir bewiesen du bist es wert dich zu lieben und du bereust die Sache von damals. Immer habe ich genommen und damit so langsam wieder vertrauen zu dir aufgebaut. Nun ist es an mir dir meine Liebe zu beweisen. Ich bin dran dir zu zeigen du kannst mir vertrauen!“, ich musste eine Pause machen und versuchen das Chaos in mir zu sammeln. War das grade doch wohl die größte Improvisation in meinem Leben. Meine größte Herausforderung diese Situation doch noch zum Guten zu wenden.
„Ehrlich gesagt bin ich grade überfordert.“, kam es ziemlich verwirrt von ihm. Sein Blick versuchte aus meinen zu lesen was hier gerade abging, versuchten aus mir schlau zu werden.
„Ich weiß Sascha. Ich weiß und es tut mir leid. Trotzdem ich bin mir grade zu 100% sicher dass ich das Richtige mache. Wir beide gehören zusammen, aber heiraten sollten wir nicht. Sascha deine Einstellung zur Hochzeit ist immer noch die Gleiche. Du willst nie heiraten und trotzdem tust du es mir zu liebe. Sascha ich will aber nicht heiraten. Ich will dich nicht heiraten und dich deiner Freiheit berauben. Ich will mit dir zusammen sein und das ohne Ring am Finger. Will dass wir beide unser Leben zusammen verbringen, will mit dir zusammen ziehen, will mit dir Musik machen, mit dir die Welt bereisen, mit dir zusammen aufwachen. Haben wir nicht schon geheiratet als wir wieder zusammen gekommen sind? Hat es nicht ausgereicht um uns zu zeigen wir beide sind nicht mehr zu trennen? Ja ich wollte mein Leben lang heiraten, doch jetzt nicht mehr.“, mir ging die Luft aus und ich war noch nicht mal fertig mit meiner Rede. Musste Sascha doch noch so vieles sagen. Der dicke Kloß in meinem Hals hinderte mich daran ihm alles zu erklären, hatte einfach das Gefühl noch nichts gesagt zu haben. Wie sollte er denn verstehen was ich sagen wollte wenn ich bis jetzt nichts wirklich gesagt hatte? Wie sollte ich Sascha bei mir behalten wenn ich ihn grade wohl den größten Korb gegeben habe den es nur gibt? Verstand er was ich wollte, oder hieß es nun für immer ohne Sascha? Ich wusste es nicht und ehrlich gesagt so wie er aussah verstand er grade gar nichts, sein Blick sah aus als hätte ihn grade ein LKW überfahren. Innerlich riss ich mir selbst schon den Kopf ab.
„Sascha es tut mir leid!“, damit lief ich auch schon los. Musste weg, weg vor der Angst mein Leben für immer verloren zu haben, Weg vor den vielen Blicken der anderen, weg vor Saschas Blick. Musste hoffen er würde mich verstanden haben, wie sollte ich es ihm auch noch anders erklären? Wie viele Worte gab es denn noch um ihn zu sagen wie sehr ich ihn liebte? Ich tat es doch nur für ihn! Wollte ihn glücklich machen in dem wir nicht heirateten. Er würde nur unglücklich sein und da war ich mir ziemlich sicher.
Nach dem ich eine Weile gerannt war blieb ich am Ufer des Sees vor mir stehen und lehnte mich an den Baum.
„Scheiße!“, schrie ich in die Ferne hinein und glaubte schon fast höhnisches Lachen zu hören, zu hören wie mich die Welt auslachte für meine Dummheit. Wieso habe ich auch nicht einfach ja gesagt? Sascha hatte es getan…
Weil du ihn glücklich sehen willst an deiner Seite, flüsterte mir eine Stimme und ich nickte zustimmend. War mir klar ich führte hier grade Selbstgespräche und für jeden musste ich bescheuert wirken warum ich blöd durch die Gegend nickte, mir war es egal. War ich wahrscheinlich eh schon für jeden die Hauptattraktion, wann stand hier auch schon eine total verheulte Braut und rief scheiße? Sicherlich nicht all zu oft.

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