7. Krankenflügel

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Als Harry Luna am nächsten Morgen in der Großen Halle traf, nahm er sie rasch zur Seite und wisperte: „Hey Luna, hör mal... das Gespräch gestern in der Bibliothek... kann das bitte unter uns bleiben?"

„Ja sicher, wenn du magst." Sie lächelte freundlich und Harry erwiderte ihr Lächeln. „Das wäre super, ja. Danke Luna." Sie gingen gemeinsam an den Tisch, um zu frühstücken. Auch Ron und Hermine saßen bereits dort und ließen sich ihre Brötchen schmecken. Wie immer wanderte der erste Blick, nachdem Harry sich hingesetzt hatte, sofort zu Draco, der jedoch noch niedergeschlagener wirkte, als am Abend zuvor, als sie sich zufällig auf dem Astronomieturm getroffen hatten. Die Ränder unter seinen Augen schienen immer tiefer und dunkler zu werden. Luna sah Harry an, dieser erwiderte ihren Blick, und er wusste, dass sie seine Sorge fühlen konnte. Er lächelte bloß, dankbar über ihre stille Fürsorge.

Im Zaubertränke-Unterricht kam es an diesem Tag beinahe zu einer Katastrophe. Wie üblich hatten Draco und er stumm nebeneinander gearbeitet und Harry hatte wirklich versucht, sich zu konzentrieren und sich genau an die Anweisungen im Buch zu halten. Trotzdem kam es durch einen Patzer seinerseits zu einem schwerwiegenden Fehler: Er war sich sicher gewesen, dass Draco bereits die Pufferfischaugen in den Trank gegeben hatte, also gab er die geriebenen Florfliegen hinzu. Sofort hatte der Kessel zu vibrieren begonnen. Der Inhalt blubberte stärker. Harrys Mund klappte auf. „Oh, oh..." Er warf einen Blick zu Draco und sah sofort, was schief gelaufen war, denn der Slytherin schnitt noch an den Pufferfischaugen herum. Harry hatte seine Zutat also zu früh hinzugemischt. Draco riss die Augen auf, rief nach Snape, und dieser eilte bereits mit seinem Zauberstab herbei - doch leider wenige Sekunden zu spät. Der Trank zischte bedrohlich, Dampf stieg aus dem Kessel. Harry hörte noch, wie Draco „RUNTER!" schrie, ihn kraftvoll zur Seite stieß - und zwei Sekunden später gab es eine ohrenbetäubende Explosion. Harry war zu Boden gefallen und hatte sich instinktiv die Hände über den Kopf gehalten.

Es dauerte eine Zeit lang, bis er wieder klar sehen und sich aufsetzen konnte. Seine Mitschüler waren ebenfalls dabei, sich wieder aufzurappeln und bereits leise darüber zu diskutieren, was geschehen war. Harry warf einen Blick zur Seite und erschrak. Draco lag reglos auf dem Boden und eine Blutlache breitete sich in Sekundenschnelle um seinen Kopf aus. Er lag auf der Seite, sodass Harry die Wunde nicht sehen konnte. Sofort stürzte er zu ihm, berührte seine Schulter und rief nach Professor Snape. Dracos Körper zuckte kurz und ein qualvolles Stöhnen drang aus seiner Kehle. Harry schluckte, rief erneut nach Snape und wurde wenige Sekunden später grob nach hinten gezogen. „Zur Seite!", herrschte Snape ihn an, drehte Draco auf den Rücken, erhob seinen Zauberstab und sprach einen Heilzauber aus. Harry sah eine riesige Platzwunde an seiner Stirn klaffen, das Blut lief ihm gnadenlos über das blasse Gesicht. Harrys Herz zog sich bei dem Anblick schmerzhaft zusammen.

Snapes Heilzauber wirkte wahre Wunder. Das Blut schien in Dracos Körper zurückzulaufen und die Wunde schloss sich beinahe vollständig wieder. Lediglich ein kleiner Kratzer blieb zurück. Langsam kam der Slytherin wieder zu sich und als er die Augen öffnete, trafen sie sofort auf Harrys, was sein Herz erneut kurzzeitig zum Aussetzen brachte. Snape brachte Draco umgehend in den Krankenflügel, während er den anderen Schülern befahl, keine einzige Zutat anzufassen und ruhig zu sein, bis er wieder da war.

„Harry!" Hermine war sofort zu ihm gelaufen. „Ist alles in Ordnung?"

„Ja, es geht mir gut."

Auch Ron trat neben ihn. „Was war das denn jetzt? Mega krass."

Der Schwarzhaarige ließ sich fassungslos auf seinen Stuhl sinken. Der Kessel war durch den Knall vom Tisch geflogen und lag nun zerbrochen auf dem Boden. Der Inhalt verteilte sich auf dem Steinboden. Hermine zauberte ihn wieder ganz und sprach einen Reinigungszauber aus. Die Schüler redeten alle durcheinander und einige drängten sich um Harry, um zu erfahren, wie genau das passieren konnte, doch der Schwarzhaarige saß bloß geknickt auf dem Stuhl und fasste sich erschöpft an die Stirn. Hermine forderte ihre Mitschüler verärgert dazu auf, Harry in Ruhe zu lassen. Erst dann entfernten sie sich wieder von ihm; flüsterten jedoch noch immer angeregt, was Hermine dazu brachte, die Augen zu verdrehen und zu murmeln: „Und das sollen Erwachsene sein?" Sie legte Harry eine Hand auf den Rücken. „Harry, du solltest dich auch von Madame Pomfrey durchchecken lassen, du siehst nicht gut aus." Sie betrachtete sein bleiches Gesicht mit Sorge.

Der EisprinzWo Geschichten leben. Entdecke jetzt