Gleich am darauffolgenden Wochenende machte sich Draco wieder auf den Weg zu Isaac. Dieses Mal hatte er sich zuvor per Brief angekündigt. Harry wartete derweil in Hogwarts. Hermine, Ron und er hatten beschlossen, nach Hogsmeade zu laufen und ein wenig einkaufen zu gehen. Der Herbst hatte sich schon früher als erwartet angekündigt und den Sommer für beendet erklärt. Selbst in den schmalen Gassen von Hogsmeade mussten sie sich ihre Jacken fest an den Körper pressen, um nicht zu frieren.
„Gehen wir nachher einen warmen Kakao trinken?", fragte Ron und zog geräuschvoll die Nase hoch, um zu verdeutlichen, dass ihm kalt war.
„Klar." Hermine hielt mit Ron Händchen, während ihr anderer Arm bei Harry untergehakt war. Sie fühlte sich grandios mit ihren beiden Jungs, so wie in früheren Zeiten. „Aber erst einmal sollten wir schauen, was wir deinen Eltern und Geschwistern zu Weihnachten schenken könnten."
„Weihnachten?" Rons Stimme war einige Oktave höher gerutscht. „Das dauert doch noch ewig."
„Du wirst sehen, die Zeit vergeht wie im Flug." Hermine lächelte und Harry grinste, als Ron einen lauten Seufzer von sich gab.
Der Tag war wunderbar, die drei amüsierten sich prächtig und fühlten sich so unbeschwert, wie sie es zuletzt als Kinder empfunden hatten. Irgendwann konnte ihnen auch der kühle Wind nichts mehr anhaben; sie gingen von Geschäft zu Geschäft und begannen irgendwann, mit jeder Menge Einkaufstüten im Arm, draußen herumzualbern. Hermine war auf Rons Rücken gesprungen und dieser hatte plötzlich die großartige Idee, sich mit ihr im Kreis zu drehen, bis sie quietschend nach Harry rief. Der Schwarzhaarige grinste breit, packte Rons Hände und gemeinsam wirbelten sie sich im Kreis, dass Hermine sich bald schon laut kreischend an Ron festklammerte. Kurze Zeit später lagen sie alle drei in einem großen Haufen Laub und lachten, dass ihnen die Tränen kamen.
Hermine, die zwischen ihnen lag, umfasste sowohl Rons, als auch Harrys Hand, atmete tief durch und sagte glücklich: „Ich liebe euch."
Harry lächelte und sagte zeitgleich mit Ron: „Wir dich auch."
Die Einkaufstour ging weiter, und obwohl die Jungs schon längst keine Lust mehr hatten, war Hermine topfit und noch lange nicht fertig. Sie hatte einen unheimlich guten Blick für Dinge, die Anderen gefallen könnten, so fand sie beispielsweise einen wunderschönen, antiken Teekessel für Molly. Sie wusste, dass ihr alter, heißgeliebter Teekessel bei einem albernen Streit von Fred und George zerbrochen war, und da sie ihn schon so oft hatten reparieren müssen, ließ er sich mittlerweile nicht mehr zusammensetzen. Sie musste ihn schweren Herzens wegwerfen.
„Mensch, Hermine, du bist echt ein Genie! Daran hätte ich gar nicht mehr gedacht", sagte Ron verblüfft, als er sich den Teekessel genauer besah. Seine Mutter würde ihn lieben, es war in der Tat das beste Geschenk.
„Ich weiß." Hermine grinste und erlaubte sich einen kleinen Augenblick der tiefsten Zuneigung, indem sie sich gegen Ron lehnte und ihr Gesicht kurz in seiner Halsbeuge versteckte. Ron lächelte, ihr Atem kitzelte ihn und kaum hatte sie sich wieder von ihm gelöst, küsste er sie sanft und wisperte: „Ich liebe dich."
„Ich liebe dich auch", flüsterte Hermine zurück, lächelte und küsste ihn erneut.
Harry kam nicht umhin, sich furchtbar nach Draco zu sehnen. Er war schon ein paar Meter weitergelaufen, um den beiden ein wenig Privatsphäre zu gönnen, doch nun kreisten seine Gedanken permanent um den Slytherin und darum, dass sie sich nie in der Öffentlichkeit zusammen zeigen konnten. Mit einem leichten Kopfschütteln versuchte er, diese lästigen, immer wiederkehrenden Gedanken zu vertreiben. Diese Grübelei brachte ihn ja doch nicht weiter. Er bezahlte einen gewissen Preis dafür, dass er mit Draco zusammen war. Und dieser bezahlte noch viel mehr. Für ihn stand seine ganze Familie auf dem Spiel. Harrys Herz zog sich kurz zusammen; er hoffte inständig, dass das Gespräch mit Isaac gut verlaufen würde.
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Der Eisprinz
FanfictionDraco badet im See. Um Mitternacht. Im Mondlicht. Harry beobachtet ihn dabei - und mit einem Mal ist für den Gryffindor alles anders.