18. Geheimnisse

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Als er Schritte auf der Treppe hörte, begann sein Herz zu rasen. Er drehte sich um und blickte geradewegs in die schönsten Augen, die er kannte. Warum hatte er früher nie bemerkt, wie schön Dracos Augen waren? Wie hatten sie so lange nebeneinander existieren können, ohne sich auch nur einmal richtig anzusehen?

„Hey", sagte Draco und sein Lächeln ließ Harrys Herz stolpern.

„Hey", erwiderte der Schwarzhaarige und rückte ein Stück zur Seite, damit Draco neben ihm auf der Bank Platz nehmen konnte. „Wie geht's dir?"

Draco zuckte mit den Schultern. „Ganz okay, schätze ich. Und dir?"

„Auch."

„Du wolltest mit mir reden?"

„Ja, ich..." Harry befeuchtete nervös seine Lippen. Er hätte die Zeit vielleicht nutzen sollen, um sich besser auf dieses Gespräch vorzubereiten. Stattdessen suchte er nun verzweifelt nach den richtigen Worten. „Also die Sache ist Folgende: Ron ist nicht wirklich gut auf dich zu sprechen und ich weiß nicht, was ich ihm sagen soll. Ihnen allen."

„Was meinst du?" Draco runzelte die Stirn und Harry wurde noch nervöser.

„Du weißt schon, weil wir uns treffen... hin und wieder..." Er zögerte kurz, doch Draco zeigte keine Reaktion, daher redete Harry weiter: „Und ich weiß nicht, ob wir... uns auch weiterhin sehen, oder so..." Er wusste selbst, dass er unnötig herumdruckste, doch er war wirklich nervös. Glücklicherweise schien es Draco nicht anders zu gehen, denn auch er rutschte nun kurz auf der Bank herum und sagte schließlich leise: „Ich verstehe, was du meinst."

„Und was denkst du?", fragte Harry rasch und sah wohl etwas zu hoffnungsvoll aus, denn Draco lächelte ein wenig.

Der Slytherin rückte näher zu Harry. „Weißt du... ich bin wirklich nicht gut darin, über Gefühle oder so zu reden." Draco grinste und zuckte entschuldigend mit den Schultern. Er sah Harry an, dessen Augen noch immer so voller Hoffnung schienen und sein Herz wurde schwer. Es war nicht so, als hätte er sich noch keine Gedanken darüber gemacht, wie es nun weitergehen würde, aber er wusste einfach nicht, ob er es konnte. Ob er so sehr über seinen Schatten springen und sich dazu bekennen konnte, dass sie beide sich trafen. Und nun beugte der Gryffindor sich langsam zu ihm und Draco wurde wieder ganz schwindelig von dessen Nähe. Sein Puls beschleunigte sich. All das würde er niemals zugeben, doch die Wahrheit war, dass Harry so viel in ihm auslöste, dass er gar nicht wusste, wohin mit sich. Wie von selbst legte sich seine Hand in Harrys Nacken und diesem entwich ein genüssliches Seufzen, ehe sich ihre Lippen berührten. Nur ein Kuss reichte aus, um Draco wieder gefangen zu nehmen.

Wenn er nur könnte, dann würde er Harry sagen, wie gut seine Küsse schmeckten und wie atemberaubend er duftete. Nach Seife und einem Hauch Minze. Er würde ihm sagen, dass er ständig an ihn denken musste und sich seit Wochen überhaupt nicht mehr richtig konzentrieren konnte. Er würde ihm sagen, dass er ihm so sehr geholfen hatte, als es ihm wegen seiner Mutter so schlecht ging. Und er würde ihm sagen, dass er ihn sich am Abend, wenn sich Trauer und Einsamkeit um sein Herz legten, so sehnlich herbeiwünschte; dass er ihn einfach nur im Arm halten und vielleicht ein bisschen von ihm gestreichelt werden wollte. All das würde er ihm sagen, doch er konnte es nicht und er würde es vermutlich nie können.

Harrys Zunge schlich sich in seinen Mund und Draco vertiefte den Kuss begierig. Er zog an seinem Umhang, zog ihn näher zu sich, und als sich Harrys Finger sanft in Dracos Rücken krallten, seufzte er leise in den Kuss hinein.

Er hatte keine Ahnung, wie lange sie da oben saßen und sich küssten, doch als sie sich das nächste Mal voneinander lösten, war es bereits deutlich dunkler geworden. Draco störte sich nicht daran. Er hielt Harrys Gesicht mit beiden Händen fest, sah ihn an, legte den Kopf schief und küsste ihn noch einmal so zärtlich, dass Harry leise keuchte. Als der Slytherin ihn schließlich losließ, schlang Harry seine Arme Halt suchend um Dracos Körper und verbarg sein Gesicht in dessen Halsbeuge. Draco umfasste seinen Körper, hielt ihn ganz fest bei sich und strich ihm sanft über den Rücken. Harrys Atem kitzelte an seinem Hals und er bekam eine Gänsehaut.

Der EisprinzWo Geschichten leben. Entdecke jetzt