30. Der Deal

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Isaac hatte den Grund für ihren Besuch wissen wollen, also hatte Draco ihm alles erzählt, was er wusste. Er erzählte von der strengen Rede seines Vaters und von dem Deal, der besagte, er müsste sich nun mit einer Reinblüterin eines mächtigen Stammes vermählen, um mit eben jener Kinder zu zeugen. Ohne seine Beziehung mit Harry zu verraten, tat Draco deutlich seine Abneigung kund, einfach irgendeine Frau zu heiraten. „Ich kann das nicht, auf gar keinen Fall." Er schüttelte den Kopf und sah Isaac mit ernster Miene an. „Ich werde das nicht tun. Und das bedeutet, dass der Stammbaum der Familie Malfoy nicht fortgesetzt wird. Jedenfalls möglicherweise nicht so, wie es die Voraussetzung wäre..."

Isaac hatte sich alles sehr genau angehört, zog dann die Augenbrauen zusammen und schüttelte verständnislos den Kopf. „Es tut mir leid, Draco, aber mir ist nichts von einem solchen Deal innerhalb unserer Familie bekannt." Als Draco ihn nur fragend ansah, sprach er weiter: „Und sagtest du nicht, dass deine Mutter und dein Vater auch zwangsverheiratet wurden?"

Draco stockte kurz, als ihm das Paradoxon daran selbst bewusst wurde, hatte Isaac ihnen doch erst vor einer halben Stunde von der tragischen Liebesgeschichte erzählt. Dennoch nickte er zögerlich. „So hat mein Vater es mir erzählt..."

„Nun, mir scheint es eher, als hätte sich dein Vater ein paar Lügenmärchen zusammengereimt." Isaac grinste kurz. „Er bekommt offensichtlich kalte Füße, was die Familie Malfoy betrifft."

„Wollen Sie damit sagen, es gibt einen solchen Deal gar nicht?" Noch immer siezte Draco Isaac.

„Mir ist jedenfalls keiner bekannt. Als ich noch Teil dieser Familie war, gab es so etwas nicht."

„Sir, verzeihen Sie", klinkte Hermine sich nun ein, „wir haben darüber gelesen. Solche Abkommen werden in mächtigen Zaubererfamilien schon seit Jahrtausenden vereinbart und umgesetzt. Ist es möglich, dass es nachträglich noch eingeführt wurde?"

Isaac neigte nachdenklich den Kopf. „Das glaube ich nicht. Wir leben nicht mehr im 19. Jahrhundert, die Zeiten haben sich geändert. Die besagte, schottische Zaubererfamilie müsste in der Tat Narzissas Familie sein, aber auch dorthin wurde der Kontakt vor Ewigkeiten abgebrochen." Isaac fasste sich ans Kinn. „Sie haben sich damals ziemlich von jedem abgeschottet. Ich hab nie verstanden, warum."

Draco nickte. „Ich weiß." Isaac hatte recht, sie waren eigentlich fast immer nur unter sich gewesen - und auch das passte nicht zu all dem. Wenn sein Vater nun so erpicht darauf war, die Familie fortzusetzen, warum hatte er seine eigene Familie dann so klein wie möglich gehalten?

„Ich versteh das nicht", murmelte Draco. „Warum sollte mein Vater sich so etwas ausdenken?"

Isaac hob kurz die Schultern. „Ich denke, er hat Angst, Draco. Seine Frau ist tot und du bist jetzt alles, was er noch hat. Du bist seine Familie, wenn man so will."

Draco senkte den Kopf ein wenig. Zwar war er erleichtert, dass es einen solchen Deal scheinbar gar nicht gab, doch der Gedanke, dass sein Vater ihm mit solchen Märchengeschichten drohte, machte die Situation trotzdem nicht unbedingt besser. Würde Lucius jemals erfahren, dass Draco mit Harry zusammen war, dann-

Das Gongen einer großen Standuhr im Flur riss ihn aus seinen Gedanken. Draco kniff die Augen zusammen, um das kleine, goldfarbene Ziffernblatt lesen zu können. Punkt sechzehn Uhr - sie waren schon seit über zwei Stunden bei Isaac. Er tauschte einen vielsagenden Blick mit Harry aus und sagte dann: „Ich denke, wir sollten langsam wieder gehen." Er sah zu Ron und Hermine, die beide nickten und sich erhoben.

„In Ordnung." Isaac stand ebenfalls auf. „Draco, es wäre wirklich schön, wenn wir uns noch mal wiedersehen würden", sagte der ältere Malfoy, als sie an der Tür standen.

Der EisprinzWo Geschichten leben. Entdecke jetzt