„Du brauchst echt nicht nervös zu sein, es wird bestimmt ganz entspannt", versicherte Harry dem Blonden, als sie draußen vor dem Schuleingang - etwas abseits der anderen Schüler - standen, und auf Hermine und Ron warteten.
„Ganz bestimmt", murmelte Draco und verdrehte die Augen. Er hatte wirklich nicht die geringste Lust auf ein Treffen mit Granger und dem Wiesel, doch für Harry wollte er es wenigstens versuchen.
„Sei einfach du selbst", sagte Harry, und als Draco ihn mit hochgezogenen Augenbrauen musterte, winkte er ab und schob ein leises „Nein, lieber doch nicht" hinterher. Er grinste, als Draco ihm daraufhin gegen die Schulter boxte. „Aber mal ehrlich", begann Harry erneut, während er sich über die schmerzende Stelle strich, „du kannst gar nichts falsch machen. Es kann eigentlich nur gut laufen." Er nickte eifrig, als müsste er sich selbst davon überzeugen. Draco beobachtete lächelnd, wie sich der Gryffindor auf der Unterlippe herumkaute und sich immer wieder nach seinen beiden Freunden umsah. Er schien noch nervöser zu sein, als Draco, dabei war der Slytherin doch derjenige, der in die Höhle der Löwen geschickt wurde.
„Wird schon", sagte Draco knapp und sah im Augenwinkel, wie Harry wieder nickte.
Es war recht warm an diesem Tag, sie hatten Glück mit dem Wetter, denn geplant war, an den See zu gehen und sich einfach ein wenig zu entspannen. Harry trug eine große Picknickdecke zusammengerollt unter dem Arm. Während er selbst ein zu weites T-Shirt an hatte, trug Draco ein langärmeliges Hemd. Harry war längst aufgefallen, dass er immer langärmelige Sachen trug, egal wie heiß es draußen war. Man musste kein Genie sein, um herauszufinden, dass er sich wegen des Dunklen Mals schämte.
Harry und Draco hatten ewig lange überlegt, wie sie es am besten anstellen sollten, sich zusammen zu zeigen, ohne dass gleich eine Katastrophe daraus wurde. Sie waren sich schnell einig, dass sie sich nicht speziell outen würden - dazu waren beide noch nicht bereit. Dass das früher oder später unvermeidbar wäre, war ihnen jedoch klar. „In ein paar Monaten ist die Schule endgültig vorbei und wir haben unseren Abschluss", hatte Harry gesagt, „und dann ist es völlig egal, ob wir zusammen sind, oder nicht. Meinst du, das interessiert dann noch jemanden?" Draco hatte darauf beharrt, dass auch nach der Schule trotzdem alle Augen auf Harry gerichtet sein würden und dass die falschen Beziehungen rasch ein Grund werden können, einen bestimmten Job nicht zu bekommen, oder aus diversen Kreisen ausgeschlossen zu werden. „Ich will nicht, dass du dir durch mich die Zukunft versaust", waren Dracos Worte und Harry hatte ihn lange und sanft angesehen. „Es sind nur noch ein paar Monate", hatte Harry wiederholt und ihn zärtlich geküsst.
Sie warteten noch ein paar Minuten - während dieser Zeit steigerte sich Harrys Nervosität ins Unendliche und auch Draco wurde derweil ein wenig angespannt - und dann kamen die beiden Gryffindors endlich um die Ecke. Harry lächelte erleichtert; er hatte schon fast damit gerechnet, dass sie nicht mehr auftauchen würden. Als er sah, wie Ron missmutig hinter Hermine hertrottete, war er sich ziemlich sicher, dass die junge Hexe ihn erst einmal einige Zeit lang hatte bequatschen müssen, ehe er sich schließlich einen Ruck gegeben hatte und mitgekommen war.„Sorry für die Verspätung", sagte Hermine schon von weitem. Sie klang etwas gehetzt, doch sie lächelte freundlich und Harry lächelte zurück. Dracos Gesichtsausdruck war relativ neutral. Als Hermine bei ihnen war und erst Harry umarmte und dann Draco die Hand entgegenstreckte, zögerte dieser ein paar Sekunden lang und starrte auf ihre Hand, als wüsste er nicht, welche gesellschaftliche Gepflogenheit nun von ihm erwartet wurde. Dann ergriff er sie schnell und schüttelte sie - etwas zu lasch für einen Mann wie ihn. Er ärgerte sich sofort darüber.
„Hallo Mal-, ähm, sorry, Draco", sagte Hermine und errötete ein wenig, als sie gleich zu Beginn in das „Malfoy"-Fettnäpfchen getreten war. Sie musste sich von nun an wohl angewöhnen, ihn 'Draco' zu nennen.
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Der Eisprinz
FanficDraco badet im See. Um Mitternacht. Im Mondlicht. Harry beobachtet ihn dabei - und mit einem Mal ist für den Gryffindor alles anders.