-Eylen-
Mittwoch 19. Jänner
Blut spritzte auf den schon rot gefärbten Boden und durchnässte ihn noch mehr. Der leblose Körper einer jungen Frau lag unter mir. Ich hatte sie getötet. Ohne mit der Wimper zu zucken, hatte ich zugesehen, wie sie unter Qualen ihr Leben aushauchte. ''Mummy?'', hörte ich das zitternde Stimmchen eines kleinen Mädchens, welches den Kopf aus ihrer Zimmertür steckte. Ihre großen blauen Augen waren vor Panik und Furcht geweitet.
Sie hatte die Schreie ihrer Mutter gehört... Mein Kopf fuhr zu ihr herum. Ihre Augen weiteten sich vor Angst. ''Bitte tu mir nichts...'', wimmerte sie, tapste aus dem Zimmer und drückte sich gegen die Wand. Ich zitterte. Was hatte ich getan?
Ich schaute nochmal zu der Frau die unter mir lag. Die Augen glasig und der Mund zu einem stummen Schmerzensschrei geöffnet. Ein kleines Blutrinnsal floss aus ihrem geöffneten Mund. Mein Dolch steckte noch immer in ihrer Brust. Ich zog ihn langsam heraus. Warmes, dunkelrotes Blut tropfte von der Klinge und hinterließ dunkle Flecken auf meinem schwarzen Anzug.
Wie in Trance stand ich auf und schaute zu dem kleinen Mädchen. Sie wischte sich die Tränen aus ihrem runden Gesicht und schniefte. Ich ging auf sie zu und merkte wie ich langsam wieder die Kontrolle über meinen Körper erlangte. ''Ich werde dir nichts tun...'', wisperte ich und trat einen Schritt näher. Die Kleine drückte sich noch näher an die Wand und starrte verängstigt zu mir hinauf.
Zu oft hatte ich diesen Ausdruck schon in den Augen der Menschen gesehen. Dieser verzweifelte Blick, wenn sie realisierten, dass sie hier der Mörderin ihrer Angehörigen gegenüberstanden. ''Deine Mum... Sie- War meine... Mission'', beendete ich stockend den Satz. Was auch immer diese Frau getan hatte, gab mir nicht das Recht sie einfach zu töten. Gab mir nicht das Recht, einfach so ihre Familie in Fetzen zu reißen.
Es war ganz egal was sie getan hatte... Ich war Schuld. Schuld am Tod so vieler Menschen.
Wild um mich schlagend wachte ich auf. Mein schwarzes Shirt klebte schweißnass an meinem Oberkörper. Mein Puls raste und mein Atem ging schnell und flach. Wo zu Teufel war ich? Es war dunkel um mich herum und ich lag auf einer einfachen Isomatte. Die Magiefesseln waren um meine Handgelenke.
Wenigstens konnte ich niemanden verletzen. Wo auch immer ich war. Neben mir konnte ich leisen, gleichmäßigen Atem wahrnehmen. Zwei Personen. Eine schmale Tür öffnete sich knarrend und helles Mondlicht strahlte durch den Spalt in der Türe. Daria lugte herein. ''Eylen? Bist du wach?'', flüsterte sie leise. ''Ja...''
Ich setzte mich leise auf und tapste barfuß nach draußen zu der blauhaarigen. ''Und wie geht's dir?'', fragte sie leise und schaute mich besorgt an. ''Schlechter Traum... Nichts wildes'', murmelte ich abwesend und schaute auf die karge Landschaft die sich um uns herum erstreckte.
''In welchem Teil von Namibia sind wir eigentlich?'', fragte ich interessiert. ''Im südlichen... Wird ne Weile dauern bis wir wieder nach New York kommen'', antwortete mir Daria.
Samstag 5. Februar
Mehr als drei Wochen waren wir schon unterwegs... Wir kamen nicht wirklich voran, da wir meistens zu Fuß unterwegs waren und nur selten jemanden fanden, der bereit war, uns mit dem Auto ein Stück mitzunehmen. Heute morgen hatten wir die Grenze zu Nigeria überschritten.
Unser Plan war, an der Küste entlang nach Mauretanien. Da sollte es einen großen Hafen geben. Da wollten wir uns eine Fähre oder ein Güterschiff nach Amerika suchen. Schlauerweise hatte wir nur sehr wenig Geld mitgenommen und daher wollten wir das Risiko eingehen und illegal mitfahren. Ehrlich gesagt hatte ich ziemlichen Schiss davor, wenn sie uns entdecken würden, aber darüber konnte ich mir Gedanken machen, wenn wir überhaupt mal in Mauretanien waren.
''Wie viele Länder noch?'', fragte Daria unseren menschlichen Kompass, auch genannt Miyu Chan. ''Benin, Togo, Ghana, Elfenbeinküste, Libera, Sierra Leone, Guinea, Guinea Bissau, Gambia und Senegal erst dann sind wir in Mauretanien'', gab diese genervt zurück, da die blauhaarige diese Frage in den letzten drei Stunden schon mehr als Zehn mal gestellt hatte.
Ich ließ meinen Blick über die Landschaft streifen und genoss die warme Sonne auf meiner Haut. Ich war froh, dass es erst Februar war, im Sommer wären wir wahrscheinlich fast geschmolzen vor Hitze. ''Woran denkst du?'', unterbrach Nika meinen Gedankenzug. ''An zu Hause...'', murmelte ich mit geschlossenen Augen und zupfte an den Magiefesseln, die nicht unbedingt angenehm auf meiner weichen Haut waren.
Sonnenuntergang
''Ich glaube, wir sollten uns bald was zum unterkommen suchen'', unterbrach Miyu, Darias und meine Diskussion darüber, ob Elefanten jetzt Liebe empfinden können oder nicht. Ich weiß, lebenswichtiges Thema. Nika stimmte der Asiatin zu und so kamen wir irgendwann bei einer Ansammlung einiger, verdorrter Büschen an. ''Wenn wir die Matten darunter legen, sind wir vor dem Wind und schlimmstenfalls auch vor Tieren geschützt'', meinte Nika und prüfte ob sich hinter den Büschen kein tollwütiges Etwas befand, das jemanden beißen wollte. Nicht das das schonmal passiert war, oder so...
Nach weniger als einer halben Stunde war unser provisorisches Lager errichtet und ich driftete in einen mehr oder weniger erholsamen Schlaf ab.
Mein Kopf und meine Brust taten weh. Ich versuchte meine Augen zu öffnen, scheiterte aber. Was war passiert? Ich habe meine Mutter gesehen, sie hat mir einen Dolch ins Herz geschleudert... Peter war dar, und er hat geweint... War ich tot? Dann würde ich aber wahrscheinlich keine Schmerzen verspüren.
''Sie hat noch Puls'', ertönte eine, mir unbekannte Frauenstimme irgendwo in weiter Ferne. ''Gut, wenn sie stirbt haben wir ein Problem'' diese Stimme kannte ich. Sie war etwas tiefer und hatte etwas feuriges an sich. Chan. Überrascht von dieser Neuigkeit, riss ich die Augen auf und starrte gleich in das asiatisch aussehende Gesicht Doktor Chans. In ihrem Blick spiegelten sich Sorge und meine eigene Panik wieder. Ich wollte gerade Luft holen, um etwas zu sagen, da legte mir Chan die Hand auf den Mund, um mich vom sprechen abzuhalten. Sie bedeutete mir mit einer kleinen Geste, die Augen wieder zu schließen. Ich tat die und lauschte nun mit geschlossenen Augen der Konversation der beiden Ärztinnen.
''Wann wird sie nach Namibia gebracht?'', richtete Doktor Chan an die mir unbekannte andere Frau im Raum. Ich unterdrückte einen überraschten Laut, als mir die unbekannte Ärztin unsanft eine Nadel in den Oberarm rammte. Als sie mir die Flüssigkeit injizierte, schoss ein feuriger Schmerz durch meinen Körper. Ich konnte einen Laut nicht mehr verhindern und ein gequälter Schrei entwich meinen Lippen.
Ich riss die Augen auf und holte keuchend nach Luft. ''Immer noch so empfindlich. Das hast du doch schonmal ein paar mal erlebt'', knurrte die andere Ärztin, während mich Doktor Chan entschuldigend ansah. Erst jetzt bemerkte ich, dass meine Arme und Beine an einer Liege befestigt waren.
''Willkommen zurück bei der A.F.T.G.G.!'', ertönte eine hämische Stimme und ich starrte den Leutnant nur wütend an. Ein sadistisches Grinsen zierte sein Gesicht und wirkte wie festgeklebt.
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Namibia... Ich bin wahnsinnig kreativ, ich weiß XD
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AC.xx20. April 2021
Überarbeitet am 22. August 2022
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Stay with me
FanfictionEylen war tot. Peter gebrochen. Tony verzweifelt. Doch als eines Tages eine Mutantin bei der Ruine des Stark Towers gesichtet wurde, begann sich ein Licht am Ende des Tunnels zu zeigen. Doch, ob dieses Licht tatsächlich zu Glück, einer Sackgasse ode...