24. Besenkammer und Lügen

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-Peter-

Samstag 1. August

Ich hatte meine Verletzung bewusst vor den anderen geheim gehalten. Es war nur ein Streifschuss, nichts weiter... Außerdem verbrachte ich keine Minute freiwillig länger in Tonys Nähe. Ich hatte nämlich sein und Eylens Gespräch, dank meines Spinnensinnes Wort für Wort mitgehört und konnte noch immer nicht wirklich fassen, was er ihr an den Kopf geworfen hatte.

''Hey Tasha, weißt du wo Eylen ist?'', begrüßte ich Black Widow als ich ins Wohnzimmer kam und meine Freundin überraschenderweise nicht bei der rothaarigen fand. ''Nachdem wir ein bisschen nach Möbeln für ihr neues Zimmer im Internet geschaut haben -sie kann schlecht für immer in dieser mickrigen Besenkammer schlafen- ist sie glaub ich rauf ins Zimmer gegangen'', erklärte sie mir. 

Ich nickte ihr dankbar zu und wollte ebenfalls raufgehen. ''Hey Spiderjunge, warte!'', hielt Nat mich auf. Ich drehte mich um und schaute Tasha wartend an. ''Was hast du da an der Schulter?'', fragte sie und fügte noch ein ''Da ist n dunkler Fleck auf dem Shirt'', hinzu. ''Äh, nichts...'', erwiderte ich schnell und ging hastig davon, ohne auf die protestierenden Rufe der Agentin zu hören. 

Natürlich hatte sie den Blutfleck an meiner Schulter bemerkt... Wie blöd war ich eigentlich? Egal, weh tat es nicht sehr und ich wollte einfach nur nach Eylen sehen, die wahrscheinlich einen halben Nervenzusammenbruch haben würde, wenn sie alleine wäre. Nachdem was Tony ihr gesagt hatte, könnte ich es ihr nicht verübeln. 

Ich klopfte. ''Komm rein Peter'' warum wusste sie bitte, dass ich es war? Ich öffnete die Tür und sah Eylen auf dem Fensterbrett sitzen. Das Fenster weit geöffnet, die Beine nah an den Körper gezogen und den Blick starr nach draußen, auf New York gerichtet, saß sie da. 

''Ich habe dich an deinem Gang erkannt'', erklärte sie mir, so als hätte sie meine Gedanken gelesen. Die Schwarzhaarige wandte sich zu mir herum und lächelte leicht. ''Geht's dir gut?'', fragte Eylen mit einem besorgten Gesichtsausdruck. ''Ja klar erwiderte ich.  ''Andere Frage: Wie geht's dir?'', mein Versuch von meinem Wohlbefinden abzulenken, funktionierte. 

''Wie soll es einem gehen, wenn dir der eigene Vater gesagt hat, dass er dich hasst? Ich weiß, dass du es gehört hast...'', erwiderte sie säuerlich. Ich kaute nachdenklich auf meiner Unterlippe herum. ''Weißt du, was du jetzt machen wirst?'', fragte ich Eylen nach einiger Überlegung. 

''Ich versuchen ihm aus dem Weg zu gehen. Ihn zu zwingen, mich nicht mehr zu hassen wird wohl schlecht gehen'', traurig senkte sie den Kopf. ''Hey, alles wird gut. Du schaffst das'', redete ich beruhigend auf die schwarzhaarige ein. ''Wenn du meinst...'', abwesend ließ Eylen ihren Blick durch den Raum schweifen und vermied Augenkontakt zu mir. 

Vorsichtig kam ich näher, umfasste ihr Gesicht sanft mit meinen Händen und zwang sie so dazu, mir in die Augen zu sehen. In ihren smaragdgrünen Augen lag so viel Schmerz. ''Und was ist wenn er recht hat?'', wisperte sie ängstlich. ''Was ist, wenn ich wirklich ein Monster bin?'', Eylens Stimme zitterte und ich merkte, wie sich Tränen in ihren Augen bildeten. 

Sofort zog ich sie in eine Umarmung. ''Du bist kein Monster. Das warst nicht du...'', flüsterte ich und strich ihr sanft über den Rücken. Eylen zitterte. Sie schlang ihre Arme um mich und streifte dabei unglücklicherweise die noch immer offene Wunde an meiner Schulter.

Ich zischte leise vor Schmerz, versuchte aber mir nichts weiter anmerken zu lassen, doch Eylen bemerkte natürlich sofort, dass etwas nicht stimmte. Sie brachte etwas Abstand zwischen uns und schaute mich vorwurfsvoll an. ''Du hast dich also doch verletzt'', stellte sie mit einem strafenden Blick fest. 

Ich wollte etwas erwidern, was höchstwahrscheinlich eine Lüge geworden wäre, erlag dann aber ihrem messerscharfen Blick, dem ich bis heute nicht gewachsen war. ''Nichts schlimmes...'', murmelte ich abweisend und senkte den Blick. ''Und was ist 'nichts schlimmes'?'' Eylens Stimme klang unerwartet schrill. ''Ein Streifschuss?'', erwiderte ich zögerlich und versuchte mich, unter Eylens Blicken zu ducken.

''Ein Streifschuss!? Nichts schlimmes also?'', fauchte Eylen wütend. Ich zuckte zusammen. ''Setz dich hin, ich such was zum desinfizieren'', wies sie mich streng an und drückte mich an den Schultern, wohl darauf bedacht die Wunde nicht mehr zu berühren auf ihr Bett. Sie drehte sich um und verschwand im angrenzenden Badezimmer.

''Es ist wirklich nicht so schlimm!'', rief ich ihr nach, bekam aber nur ein abfälliges Schnauben und ein abfälliges ''ich hatte schon genug Streifschüsse, um das zu beurteilen'', zurück. Ich seufzte und zog mir mein Shirt über den Kopf. Wenn sie so drauf war, sollte man besser nie widersprechen.

Eylen kam mit Desinfektionsmittel, einem feuchten Handtuch und Verbandszeug zurück. ''Dreh dich um'', sagte sie und setzte sich neben mich aufs Bett. Ich drehte ihr den Rücken zu und spürte wie meine Freundin begann, mir mit dem Handtuch das getrocknete Blut von der Schulter zu wischen.

Lange brauchte sie nicht, um die Wunde zu versorgen. Etwa eine Viertelstunde später lagen wir beide im Bett und sie machte mir noch immer Vorwürfe, dass ich nichts gesagt hatte. ''Wenn ich das nicht bemerkt hätte, hätte sich das entzünden können. Das wäre gefährlich geworden...'', motzte sie.

''Ach komm... So schlimm wars doch nicht'', widersprach ich. ''Wenn du meinst...'', grummelte die Schwarzhaarige und verbarg das Gesicht in meiner Halsbeuge. Anscheinend war sie genervt genug, um mich mit dem Thema in Ruhe zu lassen.

Wenige Minuten später verriet mir ihr gleichmäßiger Atem, dass sie eingeschlafen war. Ich rutschte ein wenig weiter nach unten, da ich bis gerade eben mich noch in einer, eher sitzenden Position befunden hatte und schloss die Augen. Die Mission hatte mich erschöpft. Wenige Minuten später war ich in einen tiefen, traumlosen Schlaf abgedriftet.

-Eylen-

Blut. Schreie. Tod.

Ich fuhr auf. Mein Puls raste und mein Körper fühlte sich an, als würde ich von innen heraus verglühen. Peter bewegte sich neben mir. ''Ist was?'', murmelte er verschlafen. ''Nein, nein alles gut...'', erwiderte ich schnell. Wohl etwas zu schnell. Peter bemerkte anscheinend meine zitternde Stimme und schlug die Augen auf.

''Jetzt hast du gelogen...'', brummte er und setzte sich auf. Ich schnaubte. ''Ist aber nur halb so schlimm wie deine Verletzung'', schoss ich zurück und legte meinen Kopf auf meinen Knien ab.

Ich spürte Peters Arm an meinem und lehnte mich etwas dagegen. ''Was war denn?'', fragte er sanft. ''Nur ein Traum'', meinte ich, immer noch wortkarg. ''Danach sah's aber nicht aus'', entgegnete mein Freund und ich spürte seinen durchdringenden Blick auf mir.

Ich seufzte und ließ die Schultern hängen. ''Ein Alptraum falls du's genau wissen willst'', sagte ich schnippisch und atmete tief ein um mich wieder zu beruhigen. ''Worüber?'' Anscheinend wollte er wohl nicht locker lassen.

''Ich hab mal wieder getötet und ja, ich komm damit klar'', fauchte ich. Nach einem Alptraum war ich nie besonders gut drauf. Peter sagte nichts sondern nahm mich einfach in den Arm. Ich lehnte mich gegen seine Brust und schlang meine Arme um ihn.

''Willst du mir genaueres erzählen?'', fragte er mit leiser Stimme. Ich schüttelte kaum merklich den Kopf und meinte nur: ''Irgendwann vielleicht mal...'' Peter gab sich anscheinend mit der Antwort zufrieden und strich mir die Haare aus dem Gesicht.

''Du kannst immer mit mir reden, vergiss das nicht, okay?'' Ich nickte nur.

Den Rest der Nacht verbrachte ich tief schlafend und gottseidank ohne Alpträume in den Armen meines Freundes.

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Meiner Meinung ein bisschen zu viel Fluff hier... Whatever. Mir ist mal eingefallen: Wir haben hier schon 91 Kapitel PeterxEylen.... Ein Shippingname muss her! Vorschläge in den Kommis sind mehr als Willkommen :)

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All the love
AC.

26. Juni 2021
Überarbeitet am 7. September 2022

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