Soulhunter - Specialbook - Revalis Children (Revali x Shania)

9

Revali

»Morgen wird Teba auf euch aufpassen!«, verkünde ich meinen Kindern, die gemeinsam neben dem übergroßen Kissen spielen, das aussieht, wie ein riesiger Monsterschleim.

Während Nio von seinen Figuren aufblickt und seinen Kopf schieflegt, mustert mich Nakari ganz ungläubig und lässt ihre Spielsachen fallen.

»Warum das denn?« Verärgert rümpft meine Tochter die Nase und verschränkt ihre Arme.

Belustigt schmunzle ich über die Reaktion meines kleinen Mädchens. Teba wirkt ungefähr genauso begeistert, wenn er weiß, dass er auf Nakari aufpassen muss. Nio und mein Bruder dagegen sind ein Herz und eine Seele. Das Temperament meiner Tochter jedoch überfordert Teba schnell und er zeigt ihr nur zu gerne, dass er offen von ihr genervt ist, was Nakari wiederum ärgert. Dagegen versteht sich mein Engelchen prächtig mit Tulin und Sita. Ihr Cousin scheint allerdings ihr Liebling zu sein.

Mit hinter dem Rücken verschränkten Flügeln antworte ich meine Tochter und schaue die Zwillinge abwechselnd an. »Weil Mama und ich morgen Hochzeitstag haben. Und ich eure Mutter überraschen will.«

Während Nio einfach nur glücklich nickt und mit seinen Figuren weiterspielt, betrachtet mich Nakari skeptisch.

»Hochzeitstag? Was soll das denn sein?« Dabei klingt das Mädchen immer noch etwas gereizt.

Amüsiert lache ich über die Kleine und beuge mich zu ihr hinunter. »Du wirst doch wissen, was eine Hochzeit ist, oder?«

Natürlich wissen die beiden, was eine Hochzeit ist. Seit ihrer Geburt haben sich schon etliche Orni-Paare im Dorf das Ja-Wort gegeben und ich war mit meiner Familie stets Ehrengast.

Nakari will schon Luft holen und öffnet den Mund für eine Antwort, da überrascht Nio uns beide damit, dass er seiner Schwester zuvorkommt. »Wenn zwei Orni sich ganz doll lieb haben...« Ich sehe meinem Sohn dabei zu, wie er zwei seiner Spielfiguren zusammenführt. »... macht der Häuptling sie mit Hylias Segen zu Mann und Frau. Dann leben sie bis an ihr Lebensende glücklich zusammen und bekommen Küken.«

Meine Tochter verzieht angewidert das Gesicht und schüttelt langsam den Kopf, während ich Nio verdutzt ansehe. Der Kleine ist kein typischer Junge und das beunruhigt mich ein wenig. Während Nakari sich vor Liebesgeschichten ekelt, ist Nio ganz verrückt danach. Ja, mir ist aufgefallen, wie gebannt er den Liebesballaden von Kashiwa lauscht. Sehnlichst würde ich mir wünschen, mein Sohn würde so wie Nakari mehr Interesse für das Bogenschießen zeigen, aber er jagt lieber Schmetterlingen nach und schnüffelt an Blumen. Hoffentlich wird Nio nicht so ein Träumer, wie der Papagei. Oder... er wird so wie Link und steht auf Männer. Abrupt schüttle ich selbst den Kopf, um diese beunruhigenden Gedanken zu vertreiben.

»Jedenfalls...« Ich stehe vom Boden auf und sehe beide der Reihe nach an. »... sind Mama und ich morgen den ganzen Tag nicht da.«

»Und was macht ihr da?« Neugierig reckt Nakari den Hals.

Prompt spüre ich, wie die Oberseite meines Schnabels sich rot färbt, als ich daran denke, was ich morgen mit Shania vorhabe. Verlegen räuspere ich mich und versuche, vor meinen Kindern autoritär zu wirken. So sehr, wie ich meine Tochter liebe, manchmal wünschte ich mir, sie wäre nicht so neugierig und stattdessen genauso genügsam und ruhig, wie Nio.

»Ich schenke Mama ein paar Blumen und mache ihr einen schönen Tag«, erkläre ich ihr, denn das ist alles, was sie wissen muss.

Doch ich kenne meine Tochter gut genug, dass mir schon im Vornherein klar ist, dass sie sich nicht mit so einer einfachen Antwort begnügt. »Warum feiert ihr jedes Jahr Hochzeitstag? Reicht es denn einmal nicht?«