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Nakari


Mit großen, staunenden Augen schaue ich Papa und Onkel Teba dabei zu, wie sie gegen einander antreten. Es ist ein wahres Feuerwerk, eine Begegnung zwischen Legenden. Doch ich weiß, wer gewinnen wird. Es gibt nur einen Sieger und das kann nur mein Papa sein. Egal, wie sehr sich Onkel Teba auch anstrengen wird, mein Papsi gewinnt immer.

Papsi ist der Größte, mein ganz großer Held. Ich liebe meinen Papa. Er ist der stärkste Orni von allen. Keiner kann so doll Bogenschießen, wie er. Niemand ist meinem Papa gewachsen, keiner kann es mit ihm aufnehmen. Wenn ich einmal groß bin, will ich genauso sein, wie Papsi. Ich will Recke werden und Medoh steuern, die Schwachen verteidigen und Heldentaten bestreiten. Vielleicht wird dann auch eines Tages ein Platz nach mir benannt. Hey, das wäre doch fein, wenn die Brüder-Felsen nicht mehr Brüder-Felsen sondern Nakari-Felsen heißen würden. Oder ich bekomme einen ganz eigenen Übungsplatz, der dann von nun an Nakari-Platz heißt.

Doch jetzt ist keine Zeit zum Träumen, ich muss Papsi und Onkel-Teba zuschauen und kräftig lernen. Ich will wissen, was es genau ist, was Papa hat und Onkel Teba nicht. Papsi bewegt sich ganz anders, als mein Onkel. Papsi ist wesentlich schneller. Er zischt durch die Luft, wie ein Pfeil. Außerdem versteht es Papa, die Ziele vorteilhafter zu treffen. Häufiger als Onkel Teba, zieht er mehrere Pfeile gleichzeitig auf die Sehne. Das spart Zeit. Ob es mir einmal gelingen wird, noch mehr Pfeile auf den Bogen zu strecken? Vier statt drei? Dann wäre ich Papa einen Schritt voraus. Oh, das wäre toll!

Onkel Teba stürzt sich vom Himmel. Er zieht gerade einen Pfeil auf die Sehne. Doch da kommt Papsi schon und schnappt meinem Onkel die Zielscheibe mit einem schnellen Schuss vor dem Schnabel weg. Ich kann von hier aus sehen, dass Onkel Teba verärgert das Gesicht verzieht. Tja, Pech gehabt Onkelchen!

Nur noch wenige Ziele sind übrig. Papa ist wie ein Tornado. Er durchbohrt fast alle verbleibenden Scheiben gleichzeitig. Onkel bekommt nur noch den Rest ab. Schließlich ist der Wettkampf vorbei. Papsi und Onkel landen auf dem Schnee. Mein Papa grinst über das ganze Gesicht, während Onkel Teba grimmig dreinschaut.

»Bist heute in Bestform, was?«, höre ich Onkel grummeln.

Papa hebt den Schnabel in die Höhe. Er sieht aus, wie ein heldenhafter Ritter mit Federn. »Hm, ich immer in Bestform, Teba! Aber heute hast du mir den Sieg beinahe geschenkt.«

Onkel sieht etwas beleidigt aus, als er zu Papsi rüberschielt. »Ich sehne den Tag schon herbei, an dem ich dir den Schnabel stopfen werde.«

Papa lacht belustigt, öffnet seine verschränkten Flügel und zieht an ihm vorbei. »Du träumst mit offenen Augen, Teba! Dieser Tag wird niemals kommen.«

»Wenn nicht ich dich vorführen werde, dann wird es auf jeden Fall ein anderer tun. Da sei dir gewiss!«, versichert ihm mein Onkel.

Lachend renne ich Papa entgegen. Papsi bleibt stehen und stemmt einen Flügel an die Hüfte. Mit ganz großen Augen schaue ich zu meinem Helden hinauf.

»Das war großartig, Papsi! Wo lernt man nur, sich zu bewegen?« Aufgeregt hüpfe ich auf und ab.

Es ist kalt und es schneit. Doch das ist mir egal, durch meine Freude und meinen Mantel ist mir sehr warm. Alleine vom Zuschauen ist mir sehr heiß geworden. Papas und Onkels Wettkampf war einfach spitze.

Papsi lächelt. Seine Augen glitzern im Schnee. Ich mag Papas Augen, sie sehen genauso aus wie meine, doch Papas Augen leuchten viel heller. Mama meint immer, sie sehen aus, wie Smaragde. Mama hat Recht, Papas Augen sind wie Edelsteine.

»Jahrelange Übung!«, antwortet mir Papsi ganz stolz.

Onkel Teba begibt sich zu Papa. Neben ihm bleibt er stehen. Onkel Teba schaut immer noch unglücklich aus. Ich finde, Onkel ist auch ein guter Krieger, nur mit Papa kann er es eben nicht aufnehmen. Aber das ist keine Schande. Onkel Teba ist eben die Nummer zwei.

Soulhunter - Specialbook - Revalis Children (Revali x Shania)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt