Ich schrecke auf, da mein Handy seit gefühlten Stunden vibriert. Ich wische mir die Müdigkeit aus den Augen, und riskiere einen schnellen Blick darauf. Alle Nachrichten von Mama, ahnend das so etwas nur schlechtes heißen kann, hebe ich mich aus meinen Bett und dusche mich erstmal, bevor ich seelischen Beistand leisten kann. Nachdem ich mit dieser, eher unspektakulären, Aktivität fertig war, fange ich an ihre Nachrichten zu lesen, und sie schockieren mich keineswegs, da ich damit mehr oder weniger schon gerechnet hab'. Er war nicht tot, was die angespannte Situation etwas dämpfte, aber er war nun mal Hirntot, ergo sie kann entweder die Maschinen abschalten, was vernünftig wäre, oder ihn einfach dort liegen lassen. Wenn ich Pech habe, gibt sie mir die Schuld. Aber ob er nun tot war oder nicht, ich hatte seit Jahren keinen richtigen Vater mehr, was einzig allein meine Schuld war. Ich schlurfe runter in die Küche um mir ein Glas Orangensaft zu genehmigen. Als ich mir die ganzen, dort hängenden, Familienbilder anschaue, überkommt mich dieses ekelhafte Gefühl von Reue. Ich wünschte, ich hätte die Zeit mit meinem Vater und Rewi mehr genossen, aber wer hätte schon so etwas ahnen können? Ich stelle das leere Glas neben die Spüle, und schmeiß mir meine Jacke über, binde mir die Schuhe und geh' dorthin wo alles begann. Auf'm Rad ist es nicht weit zur Lanxess Arena. Dort angekommen lasse ich mein Rad stehen, um mich ins kühle Gras fallen zu lassen. Ich war hier so lange nicht mehr, ich atme scharf ein und greife in das nasse Gras. Wie oft ich doch mit ihm hier war, wie unbekümmert wir waren. Können, Gedanken eigentlich Menschen am leben erhalten? Ich denke ununterbrochen an Sebastian, er kann nicht tot sein. Bevor ein Möchtegerngangster sich an meinen Fahrrad vergreifen kann, springe ich auf und fahre Richtung Krankenhaus. Ich weiß, wie schwer es ist einen Menschen zu verlieren, vor allem wenn's der ist, den man liebt. Vor allem dann.
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Mit Verachtung
FanfictionWas ist, wenn du einen Brief findest, wo dein bester Freund dir erklärt, dass er gehen muss. Er sagt nicht warum oder wohin er geht, aber er geht. Und du bist seit langem mal wieder allein. (Felix' Sicht. Sebastians Sicht: Heavy dirty soul.)