Ich hasse Krankenhäuser. Sie vermitteln einen unterbewusst, dass es nur bergab geht und das sie den natürlichen Fluss des Lebens nur verlangsamen können. Ich staare auf meine Schuhe, und bin kurz davor einzuschlafen. Mein Vater wird gerade untersucht, und Mama hat es mir verboten herein zu gehen, und da ich ihn unbedingt sehen wollte, habe ich beschlossen zu warten. Ich hasse es zu warten. Ich war schon immer ein ungeduldiger Mensch, ich schiele auf die Uhr und stöhne. Ich wünschte ich hätte nach all dem noch einen Freund, einen der nichts von Sebastian und mir wusste. Ich greife mir eine Frauenzeitschrift die auf den Tisch neben mir liegt und blätter darin herum, hoffend auf einen interessanten Artikel, der nicht von Stars und Diäten handelte, zu stoßen. Mama kommt aus den Zimmer neben mir, und schüttelt den Kopf. Doch nicht aufgrund meiner Lektüre? Als ich sie fragte, verneinte sie dies und schimpfte auf die Inkompetenz der örtlichen Ärzte. Als ich ihr als Lösung vorschlug, Papa in ein Fachkrankenhaus, welches sich auf so etwas spezialisiert hat verlegen zu lassen, fand sie das nur übertrieben. Sie fährt mir durch die Haare und fragt mich, ob ich mir sicher bin Papa sehen zu wollen. Sicher bin ich mir fast nie, so auch nicht in dieser Sache, jedoch nicke ich stumm. Ich lege die Zeitschrift beiseite, stoße mich ab und folge den Ärzten, die meinen Vater wieder in sein Zimmer schieben. Mama nimmt meine Hand in die ihre, und schweigt wieder. Sie ist so wie ich.
Als wir endlich mit Papa allein sind, streicht Mama ihn über sein Gesicht. Sie hatte ihn wenigstens bei sich. "Und? Ist es immer noch so abwegig, dass ich voller Erregung auf Sebastians Rückkehr warte?", ich schaue sie direkt an, aber sie erwidert meinen Blick nicht. Stattdessen schaut sie zu Papa, und zuckt mit den Schultern. "Ich meine, darf man eine Person nicht vermissen, ohne das man gleich eingewiesen wird. Er war mein Leben. So wie Papa deins, wir fühlen gleich!" Man sagt ja, Frauen können von 0 auf 180 in 3 Sekunden schnippen, und das stimmt. Ich spüre wie Mamas Wut hochkocht, sie steht schlagartig auf und klatscht mir eine. Mir steigen Tränen in die Augen. "Denkst du ich liebe deinen Vater nicht? Ich habe ihn immer geliebt und tue es immer noch, also mein Sohn, was verstehst gerade du von lieben, wenn dein Sebastian dich verlassen hat, bevor er deine Liebe erwidern konnte? Du sagtest immer, ich weiß nicht, wie es ist jemanden zu verlieren, den man liebt. Nun stehe ich selber da, allein. Ich habe nur noch dich, aber du meinst ja, mich mit solchen dreisten indirekten Anschuldigungen runter ziehen zu müssen." Ich werde rot vor Scham und sehe auf den Boden, Tränen klatschen auf die Krankenhausfliesen, ich bin mir nicht sicher ob's meine oder Mamas waren. Ich verletze zurzeit die falschen Menschen. Ich lege meinen Kopf in meine Hände und weine aus tiefstem Herzen. Es tut gut zu weinen. Nach so vielen Monaten, wo Dr.Friedlander mir weismachte, weinen schädigt meinen "Fortschritt". Er lag falsch, es tat gut. Es wirkte befreiend, so als würde sich eine Klammer lösen, die mein Herz zudrückte. Ich liebe ihn. Verdammt, ich liebe ihn. Ich liebe ihn mit meinen ganzen Herzen. Ich will ihn nur noch einmal neben mir liegen haben und ärgern.
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Mit Verachtung
FanfictionWas ist, wenn du einen Brief findest, wo dein bester Freund dir erklärt, dass er gehen muss. Er sagt nicht warum oder wohin er geht, aber er geht. Und du bist seit langem mal wieder allein. (Felix' Sicht. Sebastians Sicht: Heavy dirty soul.)