Ich brauche ihn nur anzugucken, und mein Herz zieht sich vor Schmerz zusammen. Ich erinnere mich an all die schmerzhaften Jahre, in denen ich vergeblich nach ihm getrauert habe, ihn voller Erregung erwartete. Jetzt sitze ich hier, sein Kopf liegt auf meinem Schoß und er schnarcht leise. Ich verstehe nicht, wie ich diese Jahre geschafft habe. Wenn er jetzt so daliegt, kann ich mir unmöglich vorstellen, dass er etwas verbrochen hat. Er fängt an im Schlaf zu weinen und etwas, was wie 'Ich wollte das nicht' klingt zu murmeln. Ich streiche ihn durch sein Haar, "Sebastian, du bist bei mir. In Sicherheit." Wie klischeehaft das doch klingt, wenn ein bewaffneter Räuber kommt, wäre er nicht besser dran als ich. Er fängt an sich zu strecken und reibt sich die Augen, "Warum lebst du noch, hast du nie versucht dein Leben, den Schmerz zu beenden?", er schielt mich von unten an und richtet sich langsam auf. "Nein, ehrlich gesagt nicht. Ich habe auf dich gewartet, da ich wusste das du lebst und wiederkommst zu mir, da du mich liebst." Seine Augen füllen sich mit Tränen. "Ich habe es mehrmals versucht, in den ersten Jahren war es besonders schlimm. Einmal habe ich versucht mich zu erschießen, die erste Kugel war ein Blindgänger, dann brach ich weinend zusammen. Ich habe nur an dich gedacht. Deinen Namen an die Wände geschrieben. Mein ganzer Körper verzerrte sich nach dir. Du warst der, der mich glücklich aber zugleich auch traurig machte. Ich musste gefüttert werden, da ich mit einem Messer wahrscheinlich meine Pulsader aufgeschnitten hätte. So, dass man sie nicht mehr nähen kann. Dann war ich in der Psychiatrie. Darüber will ich nicht so viel erzählen, jedenfalls habe ich die ganzen Nächte geweint. Irgendwann wurde ich mit Schlafmitteln und Morphium vollgepumpt, und Gott das Zeug macht süchtig. Kannst du mir deswegen verübeln, dass ich drogenabhängig war? Aber da hatte ich dich schon längst verlassen. Ich habe geklaut, gebettelt mich insgesamt so heruntergewirtschaftet, dass man meinen könnte, ich bestehe nur noch aus Drogen. Ich liebe dich Felix, ich kann nicht mehr. Ich möchte dich nie wieder verlassen." Ich lehne mich nach vorne, lege meine Hand auf seinen Hinterkopf und küsse ihn.
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Mit Verachtung
Hayran KurguWas ist, wenn du einen Brief findest, wo dein bester Freund dir erklärt, dass er gehen muss. Er sagt nicht warum oder wohin er geht, aber er geht. Und du bist seit langem mal wieder allein. (Felix' Sicht. Sebastians Sicht: Heavy dirty soul.)