20 Stunden.

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Sebastian lächelt mich an, ich erwider sein Lächeln und fahre ihn durch sein Haar. Wie einfach er mich bezaubern konnte. Wenn er mich nur anschaut, mit diesen verträumten, ruhigen Augen, würde ich alles für ihn machen. Das könnte noch schlecht enden. Aber diesen Gedanken verdränge ich und drücke ihn einen Stapel Klamotten in die Hand und zeige ihn wo mein Bad ist. Ich habe ihn geschildert, was so passiert ist während er weg war. Ich wollte ihn keine Schuldgefühle einreden, jedoch schaffte ich es unabsichtlich. Er brach weinend zusammen, wiegte sich vor und zurück und entschuldigte sich mehrmals. Ich schlung meinen Arm um ihn und schloß die Augen, sagte jedoch nichts. Ich liebe ihn immer noch. Da es dann schon sehr spät war, und ich ihn nicht mehr von meiner Seite weichen lasse, habe ich ihn vorgeschlagen bei mir zu bleiben. Diesen Vorschlag nahm er erst zögernd an, freute sich dann aber doch und schmiegte sich an mich. So sehr er mein Herz erwärmt, dieses Gefühl von Misstrauen ist immer noch da. Sebastian kommt schleichend aus dem Bad und umarmt mich von hinten. Ich habe zwischenzeitlich ein Treffen mit Kadl und Petrit organisiert, da ich möchte, dass meine zwei besten Freunde die Liebe meines Lebens kennenlernen. Wir wollen uns bei der Hohenzollernbrücke treffen in eins-zwei Stunden, so dass ich aufspringe, ins Bad hechte und nach einer Viertelstunde herauskomme. Sebastian guckt mich mit großen Augen an, kann sich aber ein Lächeln nicht unterkneifen. Ich packe ihn am Handgelenk und deute auf die Uhr, so signalsiere ich ihm, dass wir langsam mal losgehen sollten. Er schnappt sich seinen Mantel und will ihn sich gerade anziehen, bis er meinen 'Dein-Ernst'-Blick bemerkt, eine Augenbraue hochzieht und ihn wieder auf mein Bett legt. "Es ist Hochsommer, Sebastian.", erkläre ich ihm. "Ja sorry du Model.", erwidert dieser gespielt eingeschnappt und geht zur Tür. Ich schnappe mir mein Longboard und klemme es unter den Arm. Da Sebastian keins hatte, bot ich ihm an mein altes zu nehmen. Es wäre nicht Sebastian, wenn er sich nicht draufsetzt und verlangt von mir gezogen zu werden. Ich kaufe den Jungen irgendwann noch einen Bollerwagen. Als wir dann endllich nach einer halben Stunde am besagten Ort sind, guckt Sebastian verzweifelt zu mir. Ich umarme ihn, "Hey, dass wird schon, Kadl und Petrit mögen dich sicherlich." Er schüttelt mit seinen Kopf, "Nein, bestimmt nicht. Sie werden mich hassen. Ich bin der Mensch, der dich verlassen hat. Ich habe dich zum Rande der Verzweiflung gejagt. 5 Jahre lang. Es kann nicht sein, dass man mich dafür großartig mag. Ich hasse mich, wie jeder andere hier."

Mit VerachtungWo Geschichten leben. Entdecke jetzt