22 Stunden

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Kadl winkt mir aus der Ferne, wie ein kleines Kind, was einen Eiswagen sieht. Ich weiß auch nicht, warum ein Kind winken sollte, wenn es einen Eiswagen sieht, aber die Freude war gleich. Petrit lächelt nur leicht. Vermutlich ist er aufgeregt, wie Sebastian und ich. Dabei war doch Kadl der schüchterne, aber er sagte ja selbst, dass er Rewi schon von YouTube kennt. Mir gehen Sebastians Worte nicht mehr aus dem Kopf. Ich schiele zu ihn herüber, er sitzt auf dem Board und guckt auf's Wasser. "Eyyyyy yo, Progamer und hallo Rewi!", schreit Kadl und umarmt mich, nach dem er mich leicht auf die Schulter boxte. Sebastian schaut auf und lächelt, "Damit das klar ist, egal was Manuel und Malte sagen, ich war's nicht! Ich helfe nur Leuten die Seife aufzuheben mehr nicht! Ich schwöre!", scherzt der blondhaarige und steht auf um auf gleicher Höhe mit Kadl zu sein. Dieser quietscht vergnügt und sagt etwas, was wie 'Eh nicht, du Hurensohn' klingt. Mir ist ganz mulmig von Sebastians plötzlichen Stimmungswechsel, da mir seine Worte immer noch im Kopf hallen. "Hi Felix, wie geht's dir? Und guten Tag Sebastian! Ich nehme doch an, dass du Sebastian bist, soviel wie Fe-", murmelt Petrit bevor Kadl ihn unterbricht, indem er sagt, dass wir hier sind um uns kennen zu lernen, nicht um in Erinnerungen zu schwelgen. "Na gut, na gut, dann gehen wir jetzt in einen Café oder so.", stottert Petrit und guckt mich an. Ich nicke. "Also, du bist Kadl, ja?", fragt Sebastian und nimmt sich Kadls Basecap, "Wehe, du hast Läuse.", fügt dieser noch hinzu und versucht sich seine Mütze zurückzuholen. Sebastian weicht geschickt aus, und stellt sich neben mich. "Im Endeffekt hast du das Hurensohnaids, was einfach alles und jeden AIDS gibt, wie 'ne schlechte Nutte.", schreit Kadl und versucht Sebastian zu fangen. "Ehm, wir wollten in ein Café gehen, machen wir uns jetzt los?", stottert Petrit und deutet an, dass er geht. Sebastian und Kadl schauen verwirrt zu ihm, nicken dann aber doch und folgen ihm. Sebastian und ich klemmen uns die Longboards unter'm Arm, da weder Petrit noch Kadl eins besitzen. Während ich Petrit folge, versucht Sebastian immer wieder meine Hand zu nehmen. Und bei jeden seiner Versuche bleibt mein Herz fast stehen. Er grinst verlegen. Dieser Junge macht mich verrückt. Nach gut einer weiteren halben Stunde sind wir da. Wir suchen uns einen Platz im hinteren Bereich des Cafés und bestellen uns alle einen Eisbecher. Natürlich nahm Kadl einen Kindereisbecher, den er glucksend entgegennimmt und die Kellnerin ihn fragend ansieht. Ich lächel leicht. "Sebastian.", fängt Petrit an, "Du scheinst ganz cool drauf zu sein. Aber was hat dich dazu veranlasst, deinen besten Freund zu verlassen, was dich anscheinend nicht großartig tangiert."
Ab diesen Satz lief alles für mich wie in Zeitlupe ab. Sebastians Augen füllen sich mit Tränen, seine Wangen färben sich vor Wut Purpurrot, seine Atmung geht schneller und ungleichmäßiger. Er lässt den Eislöffel fallen, und beugt sich zu Petrit vor. "Du kannst es nicht wagen so etwas zu sagen. Nicht zu mir! Du kannst gar nicht ahnen, wie sehr Felix mein Leben erhellte! Ohne ihn wäre ich schon längst nicht mehr da, hätte einfach aufgegeben! Ich habe 5 Jahre und 17 Minuten nur an ihn gedacht. Viele Nächte habe ich geweint, nur weil ich ihn verlassen musste. Er brachte Freude in meinen Leben. Sein sanftmütiges Lächeln ließ mich an das Gute in der Welt glauben. Ich hasse mich. Ja verdammt! Ich hasse mich mehr, als du es je könntest. Denn dieser Junge ist mein Leben, ich will nur ihn. Es könnte niemanden auf dieser Welt geben, den ich lieben könnte außer ihn. Ich habe ihn verletzt. Ich verstehe es nicht, warum er mich noch sehen möchte.", er fällt auf seine Knie und sieht zu mir hoch, "Ich will nur, dass du mich so liebst, so wie damals."

Mit VerachtungWo Geschichten leben. Entdecke jetzt