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𝔍𝔲𝔫𝔤 𝔚𝔬𝔬𝔶𝔬𝔲𝔫𝔤

Ich beobachtete San, während er mich zum Speisesaal unseres Gebäudeteils führte. Hongjoong hatte sein Zimmer leider am anderen Ende des Gebäudes. Er war dem Gebäudeabschnitt A zugeteilt. San und ich C.

Während ich San so beobachtete musste ich wieder an Changbin und dessen Freunde denken. Sie hatten mich vor Choi San gewarnt? War es dieser San hier? Stimmte es überhaupt, was sie sagten? Sollte ich San darauf ansprechen? Nein, lieber nicht.

Er öffnete gerade die Tür zum Speisesaal und trat hindurch. Schnell folgte ich ihm. Ich sah mich um und war verwundert, wie leer der Speisesaal war. Die wenigen, die hier aßen hatten sich in einer Ecke des Raumes versammelt und nur vereinzelt saß man allein oder zu zweit da. Und etwa zehn Tische links neben uns wurden komplett verschont.

Außerdem sahen uns alle an, die hier aßen. Dann begann ein leises Getuschel. San murmelte etwas vor sich hin und rief dann aus: "Hört lieber auf zu Tuscheln!" Sofort verstummten alle und sahen ihn an. Scheinbar hatte er hier so etwas wie eine führende Rolle. Oder er hatte sich einfach Respekt verdient.

San nahm meinen Unterarm und zog mich zu dem Tisch, der ganz links in der Ecke stand. Er war am weitesten von allen Tischen entfernt.

"Das ist mein Stammtisch", erklärte mir der braun-weißhaarige Junge. Ich nickte verstehend und setzte mich neben ihn. Außerdem sah ich mich weiter um.

Ich entdeckte den einen Jungen, der bei Changbin und dessen Freunden gewesen war. Der mit der Zahnspange. Er saß ganz allein da und aß mit fest auf den Teller gerichteten Blick. Er sah kein einziges Mal auf.

"Wer ist das?", fragte ich San leise und deutete auf den Jungen. "Das? Ach, das ist Yang Jeongin. Er ist seit zwei Jahren hier. Er hat Einsamkeits- und Angstprobleme. Er hat psyschiche Ängste entwickelt und wurde deshalb hier eingewiesen. Er ist nur beim Essen allein, weil sonst seine Freunde immer gut auf ihn aufpassen. Ganz am Anfang war ich sein einziger Freund", erklärte San mir.

Ich beobachtete Jeongin noch eine Weile. Er war also mal mit San befreundet gewesen? Warum war er es jetzt nicht mehr? Hatten die beiden einen Streit gehabt? Doch fragen wollte ich nicht, es könnte ein wunder Punkt sein.

Auf einmal wurde mir ein Teller mit einer grauen, breiähnlichen Substanz vor die Nase gestellt. Ich schaute auf und jemand vom Personal gab mir und San gerade das Essen.

"Danke, Dr. Choi", sagte der Ältere. Der Mann nickte nur und ging wieder. Ich schaute ihm nach. "Er heißt auch Choi?", fragte ich San. "Ja, er ist aber nicht mit mir verwandt, falls du das denkst. Wäre schrecklich wenn, denn er hat einen grausigen Charakter", beantwortete San mir somit meine Frage.

Ich nickte verstehend und tunkte den Löffel in die graue Pampa. "Was ist das?", fragte ich angewidert. "Das nennen sie Kartoffelbrei", kommentierte San trocken. Ich lachte auf. "Kartoffelbrei? Definitiv nicht. Nein, das esse ich nicht."

"Dann werden sie dich hier nicht rauslassen. So zwingen sie Magersüchtige zu essen. Als ob es helfen würde. Sie kotzen es hinterher eh wieder aus", meinte San und ein Seufzen glitt über seine wohlgeformten Lippen.

"Idioten", murmelte ich leise vor mich hin und belud meinen Löffel mit der grauen Pampa. Langsam schob ich diesen in meinen Mund und würgte. Gott, das schmeckte so scheiße.

San lachte leise und begann selbst zu essen. Er verzog zwar angewidert das Gesicht, würgte jedoch nicht wie ich. Mann, ich bin so eine Scheiß-Mimose. Kein Wunder, warum mein Appa mich abschob.

Ich seufzte leise und aß stumm weiter. Den widerlichen Geschmack versuchte ich zu ignorieren. San erzählte daweil irgendwelche Geschichten. Ich glaube, er erklärte mir wer mit in unserem Gebäudeabschnitt lebte und warum. Ich hörte nicht hin.

"Wooyoung?", fragte San auf einmal. "Ja?", fragte ich zurück. "Ich habe gefragt, ob du fertig bist mit essen? Ob wir gehen können?" "Was? Oh, ja natürlich", gab ich zur Antwort und stand auf.

Ich trug meinen Teller zum Wagen, wo man das Geschirr wegstellen sollte. San folgte mir mit seinem eigenen Teller. Dann zog er mich am Unterarm aus dem Speisesaal.

"Ich bring dich zu deinem Zimmer", sagte er mit einem wunderschönen Lächeln auf den Lippen. "Ah, nein, musst du nicht, ich finde es schon allein", wich ich schnell aus. Ich wollte nicht noch mehr zur Last fallen als so schon. Ich war allen eine Last. Meinen Eltern, meinen Großeltern, meinen Freunden und jetzt auch noch San? Nein, danke.

"Ach Quatsch, es ist direkt neben meinem!", meinte er aber dann und seine Augen leuchteten dabei so glücklich, dass ich mich fragte, warum er so glücklich über einen Zimmernachbarn war.

Ich willigte am Ende doch noch ein, mich von ihm in mein Zimmer bringen zu lassen. Ich gab einfach zu schnell nach. War zu schwach. Wäre ich nicht so schwach wäre ich jetzt nicht hier, würde San nicht zur Last fallen.

Aber San schien es egal, denn er lief sofort los. Ich folgte ihm schnell, um ihn nicht aus den Augen zu verlieren. Nebenbei sah ich mir aber die Namen auf den Schildern neben den Türen an.

Kim Seokjin, Min Yoongi, Jung Hoseok - es gab hier tatsächlich so viele Namen doppelt - , Kim Namjoon, Park Jimin - ja, wirklich sehr viele - , Kim Taehyung - so viele Kims, das ist erstaunlich - , Jeon Jungkook, Hansol Vernon Chwae, Yang Jeongin, Boo Seungkwan, Mark Tuan, Mark Lee - sogar Vornamen waren doppelt - , Lee Taeyong - also wirklich, wie viele Namen sollen sich noch wiederholen...

Doch umso weiter wir liefen und näher unseren beiden Zimmern kamen, desto weniger Namen standen auf den Schildern. Als ob man die Menschen hier von San fernhalten wollte. Aber warum? Er war doch so nett.

Eine lange Zeit kamen gar keine Namen mehr, dann waren am Ende des Ganges zwei Türen nebeneinander. Auf den Schildern standen unsere Namen. Jung Wooyoung und Choi San.

San deutete auf eine Metalltür neben seiner Tür. "Dort geht es in die Keller. Sie sind der einzige Teil der Psychiatrie, der noch nicht renoviert wurde. Dort sind immer noch leere Räume, wo entweder nur ein Bett und ein Stuhl oder Folterwerkzeuge und Folterstühle verborgen werden. Dort unten hört einen niemand. Wenn man dort gefangengehalten wird ist die Hoffnung auf Rettung gering. Sehr gering", erklärte er mir. Während er sprach glitzerten seine Augen. Es schien ihn zu faszinieren. Ich fragte lieber nicht nach.

"Ah, okay... Gute Nacht, San Hyung", meinte ich deshalb nur. "Gute Nacht, Wooyoung-Ah!", meinte er und öffnete seine Zimmertür. Bevor ich auch nur ein klein wenig seines Zimmers sehen konnte schloss er sie hinter sich. Dann halt nicht.

!!!Achtung!!!Alles, was hier geschrieben steht, ist rein fiktiv und soll auf gar keinen Fall Körperverletzung, Mord, sexuellen Missbrauch und weitere absolut schlimme Verbrechen verharmlosen. Auf keinen Fall das geschriebene nachahmen und sollten euch Gedanken bezüglich bestimmten Themen wie zum Beispiel: Suizid oder Selbstverletzung durch den Kopf gehen, dann sprecht bitte mit jemanden darüber und lasst euch helfen. Aber euch muss klar sein, dass man sich nur helfen lassen kann und sich bessern kann, wenn man das will. Wenn man sich die Hilfe aufzwingt oder aufzwingen lässt nützt es rein gar nichts.


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Heyy^^
Hier ist das vierte Kapitel von Called Psycho. Ich hab es gestern noch geschrieben, da ich heute noch zu tun habe und es nur veröffentlichen werde. Aber ich hoffe, dass es euch gefallen hat~
Byee~~

ℭ𝔞𝔩𝔩𝔢𝔡 𝔓𝔰𝔶𝔠𝔥𝔬ʷᵒᵒˢᵃⁿWo Geschichten leben. Entdecke jetzt