𝔍𝔲𝔫𝔤 𝔚𝔬𝔬𝔶𝔬𝔲𝔫𝔤
Am nächsten Morgen wachte ich früh auf. Mir war kalt. Eiskalt. Warum? Weil einer dieser verdammten Ärzte oder was auch immer hereinkam und mein Fenster öffnete. Natürlich war dahinter ein Gitter, wie sollte es auch anders sein?
Mit einem Seufzen auf den Lippen stand ich auf und tapste zähneklappernd zu dem weißen Kleiderschrank. Weiß war so eine helle und friedliche Farbe. Als wäre immer alles gut. Dabei war nie alles gut. Immer war irgendwas scheiße. Schwarz war viel passender.
Wie dem auch sei, ich öffnete den widerlichen Kleiderschrank und suchte darin herum. Als ich endlich meinen Lieblingshoodie gefunden hatte zog ich ihn zwischen all den verschiedenen Klamotten hervor.
Der Hoodie war schwarz und das einzige bisschen Farbe war ein roter Aufdruck. Er zeigte die Aufschrift 'Don't love me, it hurts'. Ich hatte ihn mir aus Langeweile gekauft und immer wenn ich mich irgendwo unwohl fühlte zog ich ihn an und auch sonst immer.
Dazu nahm ich mir einfach eine schwarze Jogginghose und zog sie und den Hoodie an. Dann tapste ich los. Ich ging schweigend zum Speisesaal und schaute mich um. San war nicht da. Dieser Jeongin auch noch nicht. Generell waren erst wenige Leute da. Ein paar Mädchen und ein paar Jungen, die beisammen sitzten. Der eine hatte blondes Haar, der andere braunes und noch ein anderer hatte braunes Haar mit weißen Strähnen, ähnlich wie San.
Ich schaute die drei an. Als sie mich bemerkten winkten sie mich - ein wenig verwirrt dreinblickend - zu sich. Ich überlegte. Sollte ich ihrer Bitte nachkommen? Sollte ich zu ihnen gehen?
Was könnte ich verlieren? San könnte sie nicht mögen und deshalb mich nicht mehr mögen. Aber war mir das wirklich so wichtig? Ja, das war es. Auch könnten sie wie Changbin und dessen Freunde mich von der Freundschaft zu ihm abhalten wollen. Andererseits könnten sie vielleicht auch nett sein. Oder sie könnten mir auch schaden.
Ein Seufzen verließ meinen Mund und ich ging einfach zu ihnen. "Hallo", murmelte ich leise. "Hallo", antwortete der Braunhaarige. Dann herrschte kurz unangenehmes Schweigen.
"Ehm, setz dich doch", meinte der Braunhaarige dann. Ich nickte und setzte mich zu den drei Jungen. "Du bist neu hier, oder?", fragte nun der Blondhaarige. Ich nickte wieder nur. Ich würde nicht mehr reden als nötig, so einfach war das.
"Wie heißt du?", fragte mich der Junge, der die Haare so ähnlich trug wie San. "Wooyoung. Ihr?", gab ich knapp zurück. "Ich bin Lee Taeyong, das sind Mark Lee und Liu YangYang", meinte der Braunhaarige. Ach, er war Taeyong? Und der Blonde war also Mark. Ihre Namen hatte ich ja gestern auf den Namensschildern gesehen. Und dieser YangYang... keine Ahnung, hab nicht auf alle Türen geachtet.
Ich nickte ihnen verstehend zu, als dieser Dr. Choi uns das Essen - es sollte Porridge darstellen - hinstellte. Angeekelt tunkte ich meinen Löffel in die braune, schleimige Substanz. Ich rührte es angeekelt um, dabei stieß ich ab und zu auf etwas hartes, was wahrscheinlich die Haferflocken sein sollten.
Schaudernd aß ich einen Löffel des Zeugs. Es schmeckte genauso, wie es aussah - scheiße. Die schleimige Art Flüssigkeit - oder was auch immer - verteilte sich und ihren bitteren Geschmack in meinem ganzen Mund. Ich biss mir an den Haferflocken - wer's glaubt wird selig - die Zähne gefühlt aus. Der bittere Geschmack dieses Zeuges - war es aus Kaffebohnen gemacht worden? - ließ mich schaudern und brannte mir auf der Zunge. Es würde ewig dauern den Geschmack wieder loszuwerden.
Ich aß stumm meinen Porridge. Widerlich, wirklich widerlich. YangYang sprach sehr leise, jedoch antwortete keiner. Also mit wem sprach er? Ich hob den Kopf und sah, dass YangYang die Luft neben sich betrachtete, als würde jemand dort sitzen.
Fragend schaute ich zu Taeyong, welcher mir gegenüber saß. Er seufzte nur und schüttelte stumm den Kopf. Ich aß stumm weiter und unterdrückte immer wieder ein Würgen. Alle anderen hier hatten keine Probleme mit sowas, warum also ich? Das war unfair.
Als ich fertig war nahm ich mir sofort eine der Wasserflaschen und leerte sie mit wenigen, großen Zügen. Jedoch spülte das Wasser den Geschmack des Porridges nur minimal weg. Das würde wohl den ganzen Tag noch bleiben. Ich seufzte genervt und stellte die leere Glasflasche ab.
Mitleidig sah Mark mich an. "So ging es uns allen, als wir neu hier waren", meinte er, um mich wahrscheinlich weniger schlecht fühlen zu lassen. Aber es half kein bisschen, so nett es auch gemeint sein mag.
"Du, Wooyoung... Wir haben dich gestern Abend bei San sitzen sehen...", sprach mich nun YangYang an, der aus seinem Selbstgespräch 'erwacht' war. "Uhm... ja...", murmelte ich einfach leise und wollte schon aufstehen, aber die anderen drei standen auch auf. Ätzend, wirklich nervig.
"Weißt du, warum er hier ist?", fragte nun Mark. "Nein, er hat es mir nicht gesagt. Er kann nicht darüber reden, sagte er. Und das akzeptiere ich auch", gab ich - ein klein wenig giftend - zurück. "Oh, okay... dann.. werden wir es dir auch nicht sagen, wenn du es lieber von ihm hören willst. Aber pass bitte auf dich auf, ja?", meinte nun auch Taeyong. Na wenigstens wollten sie nicht, dass ich die Freundschaft mit ihm kündigte. Das war schonmal gut. Und ansonsten waren sie ja auch ganz nett. Auch, wenn ich lieber meine Zeit bei San verbrachte.
Apropos San, er kam gerade herein. Als ich ihn entdeckte eilte ich zu ihm, um ihn zu begrüßen. Er lächelte mich warm und charmant an. Sofort bildete sich auch ein kaum merkliches Lächeln auf meinen Lippen. "Hallo San, hast du gut geschlafen?", fragte ich ihn freundlich.
"Geht so, gab schon bessere Nächte, aber jeder hat mal eine schlechte Nacht, nicht wahr? Und du?", fragte er nun mich zurück, nachdem er die Antwort gab. Seine Stimme war so warm und hatte so einen angenehmen Klang. Meine Stimme dagegen war ein Frosch. Nein, eine Ente. Nein eine Froschente.
"Ich hab nicht so gut geschlafen, aber ich schlafe sowieso eigentlich ungern woanders, also war das abzusehen", antwortete ich San ruhig. Er lächelte mitfühlend. "Das wird schon noch, irgendwann kann hier jeder - wenn man nicht gerade Schlafstörungen hat - schlafen. Mach dir keine Sorgen, du brauchst nur etwas Zeit", erklärte er mir. Es klang so klug, dass ich ihm einfach glauben wollte ohne es zu hinterfragen. Er hatte solch einen Einfluss auf mich.
"Und wie ich sehe hast du dich schon mit Taeyong, Mark und YangYang unterhalten", meinte San nun und deutete auf die drei Jungen, die uns beobachteten. Ich nickte einfach. Ich hegte zwar keine Abneigung gegen sie, aber Sans Gesellschaft war mir definitiv lieber. Ich wusste nicht, ob es an seiner Ausstrahlung, seinem Aussehen, seinem Charme oder einfach an San lag, aber ich vertraute ihm schon jetzt ziemlich stark für den Anfang. Sonst vertraute ich keinem so schnell. Manchmal dauerte es Jahre, bis ich Personen vertraute. So aber nicht bei San. San war anders als alle anderen.
San war San. Er war nett und charmant. Er war bildschön und so sympathisch. Er hatte mich sofort verstanden und mir nicht wie alle anderen diesen widerwärtigen Mitleid, der eh keinem nützte, geschenkt. Er hat einfach erzählt und ich konnte ihm zuhören. Aber er hatte auch zugehört, als ich gestern reden musste und mich über alles aufregen musste. Er war einfach anders.
"Was machen wir heute?", fragte ich San, welcher auf meine Frage hin in sich hineinlächelte. Ich fragte nicht nach sondern schaute ihn einfach an, während wir zu seinem Tisch gingen. "Wir werden sehen", meinte er dann nur.
!!!Achtung!!!Alles, was hier geschrieben steht, ist rein fiktiv und soll auf gar keinen Fall Körperverletzung, Mord, sexuellen Missbrauch und weitere absolut schlimme Verbrechen verharmlosen. Auf keinen Fall das geschriebene nachahmen und sollten euch Gedanken bezüglich bestimmten Themen wie zum Beispiel: Suizid oder Selbstverletzung durch den Kopf gehen, dann sprecht bitte mit jemanden darüber und lasst euch helfen. Aber euch muss klar sein, dass man sich nur helfen lassen kann und sich bessern kann, wenn man das will. Wenn man sich die Hilfe aufzwingt oder aufzwingen lässt nützt es rein gar nichts.
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Hey, Darlings~
Das war das sechste Kapitel von Called Psycho! Ich hoffe es hat euch gefallen. Heute haben wir uns mal ein wenig mit NCT beschäftigt, vielleicht kommt im nächsten Kapitel wer anders? Who knows, Who knows
Byee~

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ℭ𝔞𝔩𝔩𝔢𝔡 𝔓𝔰𝔶𝔠𝔥𝔬ʷᵒᵒˢᵃⁿ
FanficChoi San ist schon eine ganze Weile in der geschlossenen Anstalt. Manchmal hat er seinen Spaß mit den anderen 'Patienten', aber meistens langweilt er sich dort einfach. Zumindest, bis Jung Wooyoung in das Nachbarzimmer einzieht... denn dieser Junge...