„Wer bist du, Sirius Black?"

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Die Wochen vergingen und im Handumdrehen war Verteidigung gegen die dunklen Künste nicht nur das Lieblingsfach von uns Drittklässlern geworden sondern auch der anderen Jahrgangsstufen. Die weiteren Unterrichtsstunden bei ihm waren nicht weniger spannend als die erste. Nach den Irrwichten lernten sie die Rotkappen kennen, fiese kleine koboldartige Kreaturen, die überall dort herumlungerten, wo Blut vergossen worden war. Sie versteckten sich in den Kerkern von Schlössern und in den Sprenglöchern verlassener Schlachtfelder und verprügelten alle, die sich dorthin verirrten. Nach den Rotkappen kamen die Kappas, grausige Wasserbewohner, die wie schuppige Affen aussahen und Hände mit Schwimmhäuten hatten, die es nur danach juckte, diejenigen zu erwürgen, die in ihren Tümpeln umherwateten.
Leider verlief es nicht in allen Stunden so gut. Die Sache mit dem Irrwicht hatte sich alsbald im ganzen Schloss herumgesprochen und natürlich war Snape nicht ganz so entzückt von der ganze Sache. Er beobachtete Neville in jeder Stunde ganz genau und ließ nichts unversucht ihm Punkte abzuziehen. Ich strengte mich in seinem Unterricht noch mehr an als sonst schon da ich als einzige Gryffindor das Privileg hatte Punkte von Snape zu gewinnen. Meistens schaffte ich es alle Punkte die er Neville abgezogen hatte wenigstens wieder reinzubekommen.
Wahrsagen konnte man gänzlich vergessen. Die Stunden oben im stickigen dunklen Turmzimmer waren wirklich unerträglich geworden. Ich spürte zwar, dass Trelawney durchaus über die Gabe der Voraussicht verfügte aber ihr Unterricht war schlimmer den je. Laut Ava konnten nur Reisende ihresgleichen erkennen doch wenn Trelawney nicht grade Harry mitleidig betrachtete hatte sie ein so scharfes Auge auf mich, dass ich zeitweise befürchtete sie würde vielleicht doch etwas merken.
Allerdings war Wahrsagen nur halb so unerträglich wie Pflege magischer Geschöpfe. Hagrid schien nicht nur seine gute Laune sondern auch sein Selbstvertrauen verloren zu haben. Und so verbrachten wir jetzt Stunde für Stunde damit, Flubberwürmer zu pflegen, die zu den fadesten Geschöpfen überhaupt zählen mussten.
Erst Anfang Oktober sollte zumindest für Harry und mich wieder etwas Spannung in den öden Schulalltag kommen. Die Quidditch Saison würde bald beginnen und so rief uns Oliver Wood eines Abends alle zusammen um die neuen Taktiken zu besprechen. Wood war inzwischen im siebten und letzten Schuljahr in Hogwarts und dies würde - wie er uns im kalten Umkleideraum draußen am Spielfeldrand wieder und wieder erzählte - seine letzte Chance werden den Quidditch-Pokal zu gewinnen.
„Das ist unsere letzte Chance - meine letzte Chance - den Quidditch-Pokal zu gewinnen", murmelte er, während er vor dem Team auf und ab schritt. „Ende des Jahres gehe ich von der Schule. Noch eine Gelegenheit kriege ich nicht. Gryffindor hat jetzt seit sieben Jahren nicht mehr gewonnen. Gut und schön, wir hatten tatsächlich schlimmes Pech und viele Verletzungen und dann ist das Turnier letztes Jahr auch noch abgeblasen worden... Aber wir wissen auch, dass wir das verdammt noch mal beste Team der Schule sind!", sagte er. Dabei schlug er mit der rechten Faust in die linke Handfläche und in seinen Augen erschien wieder das alte, manische Glimmen.
"Wir haben drei erstklassige Jägerinnen."
Wood deutete auf Alicia Spinnet, Angelina Johnson und Katie Bell.
"Und zwei unschlagbare Treiber."
"Hör auf, Oliver, du machst uns ganz verlegen", sagten Fred und George und taten so, als würden sie sich schämen. Grinsend schlug ich beiden sanft gegen die Schulter.
"Wir haben einen Sucher, der noch jedes Spiel für uns gewonnen hat!", donnerte Wood, die Aussage der Zwillinge gänzlich ignorierend, und starrte Harry mit einer Art grimmigem Stolz an. "Außerdem die beste Auswechselspielerin die man sich wünschen kann!"
Sein Blick flog kurz zu mir und auch mich musterte er mit einer Art Stolz in seinen Augen.
"Und mich", fügte er noch hinzu, als wäre es ihm gerade eingefallen.
"Du bist auch ganz toll, Oliver", sagte George.
"Als Hüter ein Ass", fügte Fred hinzu.
"Die Sache ist die, fuhr Oliver fort und fing wieder an, auf und ab zu schreiten. "Der Quidditch-Pokal hätte in den letzten beiden Jahren unseren Namen tragen müssen. Seit Harry und Lucy dabei sind, denke ich immer, wir hätten das Ding eigentlich schon in der Tasche. Aber wir haben es nicht geschafft, und jetzt haben wir die letzte Chance, endlich unseren Namen auf diesem Pokal zu sehen..."
Wood schien so niedergeschlagen, dass selbst Fred und George ihn mitleidig ansahen.
"Oliver, das ist unser Jahr", meinte Fred.
"Diesmal packen wir's, Oliver!", sagte Angelina.
"Ganz klar", sagte Harry und auch nickte unserem Käpt'n entschlossen zu.
Voll Entschlossenheit begannen wir zu trainieren, fünf Abende die Woche. Allmählich wurde es kälter und regnerischer und es wurde immer früher dunkel, doch weder Schlamm, Wind noch Regen konnten uns alle aus dem wunderbaren Traum reißen, endlich den riesigen silbernen Quidditch-Pokal zu gewinnen...

Licht oder Dunkelheit - Die Geschichte der Potter Zwillinge #3Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt