31. Oktober 1981

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Hagrids Nachricht hatte mir im wahrsten Sinne des Wortes den Boden unter den Füßen weggerissen. Doch lange Zeit hatte ich nicht darüber nachzudenken. Während Harry, Ron und Hermine sich zu Hagrid hinunter schleichten hatte ich mir Fred geschnappt, mich mit ihm in eine Ecke des mittlerweile leeren Gemeinschaftsraums zurückgezogen und ihm von der Prophezeiung erzählt. Es war nun an der Zeit Antworten zu finden denn uns blieb nicht mehr viel Zeit.

„Wie wäre es wenn du versuchst in seine Vergangenheit zu reisen?", fragte Fred nachdenklich.
„Ich glaube nicht, dass das möglich ist in meinem momentanen Stadium", antwortete ich. „Ich habe nicht wirklich einen Anhaltspunkt. Ich kenne Sirius nicht und meine Eltern habe ich ja auch nie kennen gelernt. Der einzige den ich gut genug kenne ist Severus aber ich glaube nicht, dass Sirius viel mit ihm zu tun gehabt hat. Es wäre also sinnlos in Sevs Vergangenheit zu wühlen. Außerdem würde ich mich dabei nicht wohl fühlen."
„Hmm..."
Für eine Weile starrten wir nachdenklich in die Flammen. Wie lange wir schon so da saßen und nach einer Lösung suchten vermochte ich nicht zu sagen. Ich dachte über Sirius nach und wie es möglich wäre mit ihm in Kontakt zu treten. Je tiefer ich in der Vergangenheit wühlte desto mehr verwirrte mich die Geschichte. Drei mal war ich Sirius nun schon begegnet.. die Vorstellung, dass er Harry und mich töten wollte hatte ich schon vor langer Zeit abgelegt. Schließlich war ich der - wortwörtlich - lebende Beweis dafür. Auch, dass Sirius ein Gefolgsmann Voldemorts war konnte ich mir mittlerweile nicht mehr vorstellen. Das musste bedeuten die Prophezeiung von Professor Trelawany musste jemand anderen meinen.
„Versuchs mit dem 31. Oktober 1981."
Ich zuckte zusammen, sprang auf und wirbelte herum. George stand hinter uns und sah mit undefinierbaren Blick zu uns.
„George ich - ich..."
„Du musst nichts sagen Lu", sagte er leise. „Ich weiß es schon seit dem Tag wo du Fred gefragt hast."
Unwillkürlich zuckte ich zusammen und sah schuldbewusst zu Boden.
„Wie hast du herausgefunden?"
„Ich hab euch gehört, ganz einfach", antwortete er. Doch dann tat er etwas was ich nicht erwartet hätte. Er lachte. Verwundert sah ich zu Fred, der ebenso überrascht wirkte, und dann zurück George.
„Was ist so lustig?", fragte ich verwirrt.
„Gar nichts eigentlich", antwortete er lächelnd und trat zu mir. Er legte seine Hände an meine Hüften und zog mich ein Stück näher an sich. Fest blickte er in meine Augen.
„Ich weiß warum du es getan hast, Luce. Ich wäre viel zu verfangen gewesen um dir in dieser Sache zu vertrauen und dir den nötigen Freiraum zu lassen zu tun was du tun musst", sagte er ehrlich. „Ich bin dir nicht böse."
„Wirklich nicht?", fragte ich unsicher.
„Wirklich nicht", bestätigte er.
Ein Grinsen schlich sich auf meine Lippen. Ich stellte mich auf die Zehnspitzen während George seinen Kopf hinunter neigte. Sanft legte er seine Lippen auf meine. Ich legte meine Hände an seine Hüfte und zog ihn noch ein Stück näher.
„Sucht euch ein Zimmer", lachte Fred weswegen wir uns ebenfalls lachend wieder von einander lösten.
„Du bist ein Idiot", sagte ich zu Fred ohne George loszulassen.

„Also der 31. Oktober 1981?"
Ich hatte mich mit den Zwillingen in einen unserer Geheimgänge zurück gezogen. Wir saßen im Kreis, im Schneidersitz, Knie an Knie, und starrten in den Schein einer kleinen Kerze in unserer Mitte. Unsere einzige Lichtquelle.
„Hagrid sagte doch Sirius wäre an dem Abend da gewesen. Vielleicht kannst du etwas herausfinden. Dieser Tag bedeutet dir etwas und du hast eine Verbindung zu ihm. Ich dachte vielleicht fällt es dir leichter zu dieses Datum zu reisen", erklärte George seinen Gedankengang. „Außerdem wäre es nicht das erste Mal, dass du zu diesem Zeitpunkt reist."
„Nun ein Versuch wäre es wert", meinte Fred und sah mich abwartend an. Langsam nickte ich.
„Vielleicht habt ihr recht. Das Datum ist mir vertraut... aber..."
Beide Jungs nahmen jeweils eine meiner Hände. Ich sah von Fred zu George und zurück zur Kerze. Sie wussten woran ich dachte doch jetzt war nicht der Zeitpunkt sich von schlechten Erinnerungen gefangen zu nehmen. Wenn ich mehr herausfinden wollte musste ich das Wagnis, die Leichen meiner Eltern erneut zu sehen, in Kauf nehmen.
„Also gut."
Ich schloss meine Augen und atmete einmal tief ein und aus. Obwohl es immer noch schmerzte versuchte ich mir unser Haus vorzustellen. Ich versuchte es mir genauestens vor Augen zu halten. Jede Holzfaser, jedes Trümmerteil, jedes zerbrochene Fenster. Die Wandfarbe, Tapeten und Mobiliar. Das was nun folgte war für mich das schwerste. Ich rief mir Mums Gesicht ins Gedächtnis. Ihre grünen kalten Augen, den Mund weit aufgerissen.. Wie sie da lag, zusammen gesunken vor Harrys Kinderbett. Ich versuchte die Übelkeit zu unterdrücken und mich auf das Datum zu fokussieren. Harry und ich hatten eine Verbindung zu diesem Datum. Es war nicht einfach nur der Tag an dem wir unsere Eltern verloren haben. Es war auch unser erster, wenn auch ungewollter, Sieg gegen Voldemort und der Tag an dem wir getrennt wurden.
Erneut atmete ich einmal tief ein und aus. Ich spürte wie mein Geist aus meinem Körper glitt, ich öffnete die Wand und ließ mich davon treiben.

Licht oder Dunkelheit - Die Geschichte der Potter Zwillinge #3Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt