Die Karte des Rumtreibers

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„Es war Mum oder?", hauchte Harry in die Stille hinein. Ich drehte mich im Bett so, dass ich ihn sehen konnte.
„Meinst du die Schreie die wir hören wenn die Dementoren uns angreifen?", fragte ich nach.
Das Mondlicht schien durch die großen Fenster des Krankenflügels daher sah ich wie mein Bruder nickte. Ein seufzten verließ meinen Mund und ich setzte mich auf. Harry stand auf, kam zu mir hinüber und setzte sich auf mein Bett. Ernst sah er zu mir.
„Ja es ist Mum", antwortete ich leise.
„Letztes Jahr da... als wir Tom Riddle gegenüber standen...", Harry brach ab und nervös fing er an mit seinen Händen zu spielen. Selbe dämliche Angewohnheit wie ich. „Ich hab mich an etwas erinnert was du zu Voldemort gesagt hast als wir ihm im ersten Jahr gegenüber standen."
„An was?", fragte ich überrascht nach.
„Du sagtest Mum habe ihn angefleht uns leben zu lassen. Ich habe darüber nachgedacht. Du hast ja diese... diese..."
„Diese tödliche Zeitreise Gabe?", half ich grinsend nach. Harry lachte leise nickte aber.
„Du willst wissen ob ich es gesehen habe oder? Ob ich dort hin gereist bin."
„Kannst du mir davon erzählen?"
Nachdenklich sah ich zu dem Mond hinauf.
„Es war kein schöner Anblick", sagte ich langsam. „Ich stand auf der Straße wo unser Haus war. Durch das Fenster konnte ich sehen wie wir alle zusammen im Wohnzimmer waren. Wir beide sind auf kleinen Besen geflogen"
Bei dieser Erinnerung musste ich unweigerlich grinsen. Es war wahrlich eine schöne. Doch so schnell das Grinsen gekommen war verging es wieder.
„Mum wollte uns grade ins Bett bringen als Voldemort kam. Er tötete Dad schnell doch er bot Mum an sie leben zu lassen wenn sie uns aushändigen würde. Mum hat gekämpft. Sie hat uns beschützt." Traurig lächelnd sah ich auf meine Hände. „Sie starb um uns zu schützen und nur dank ihr leben wir noch."
Als ich aufsah bemerkte ich das auch Harry lächelte doch Tränen hatten sich in seinen Augen gesammelt.
„Obwohl ich mich nicht an sie erinnern kann vermisse ich sie schrecklich", sagte er. Ich rückte ein Stück nach vorne und schlang meine Arme um ihn.
„Ich vermisse sie auch. Jeden einzelnen Tag..."

Madam Pomfrey bestand darauf, uns übers Wochenende im Krankenflügel zu behalten. Wir widersprachen nicht und klagten auch nicht, doch sie durfte nichts von den kläglichen Überbleibseln unser Nimbus Zweitausend fortwerfen. Das war albern, wussten wir immerhin, dass die Besen nicht zu retten waren, und doch konnten wir einfach nicht anders. Wir hatten beide das Gefühl, einen guten Freund verloren zu haben.
Während Harry am Montag morgen entlassen wurde behielt Madam Pomfrey mich noch einige Tage länger da um sicher zu gehen. Eine Woche später durfte ich dann auch endlich gehen doch nicht ohne mir woher eine Warnung mit auf den Weg zu geben. Mein Rücken durfte nicht weiter verletzt werden bevor er gänzlich verheilt war. Durch die Verletzungen der vergangen Jahren war er stark beschädigt wurden und auch wenn das meiste ohne Probleme verheilt war gab es einige poröse Stellen. Sollten diese nicht völlig abheilen können bevor etwas mir eine erneute Verletzung zufügen würde könnte es das nächste mal böse enden...
Ava und ich hatten das Zeitreise Training erneut aufgenommen und es darauf ausgeweitet mit äußeren Einwirkungen spezialisiert zu trainieren. Sie wusste nicht warum der Angriff des Dementores diese Zeitreise ausgelöst hatte. Sie vermutete, dass es einfach daran lag, dass mein Geist durch den Angriff schon geschwächt war und die Reise einfach zum falschen Zeitpunkt kam und durchbrechen konnte. Bei den zusätzlichen Trainingseinheiten nahm ich meine Meditationsübungen wieder auf und wir trainierten nicht mehr nur zu zweit. Fred und George hatten sich meinem Training angeschlossen. Während die beiden sich mit mir duellieren versuchte Ava in meinen Geist einzudringen. Meine Aufgabe bestand darin alle drei gleichzeitig abzuwehren. So würde ich meine Verteidigung stärken können selbst wenn äußere Begebenheiten dazu kommen würden.
So bemerkte ich gar nicht wie die Zeit verging. Schneller als ich es erwartet hätte standen die Winterferien vor der Tür und somit auch das letzte Hogsmead Wochenende. Fred und George hatten mich tatsächlich dazu überredet mitzukommen und das auch nur weil sie eine Idee hatten wie Harry mitkommen konnte.
Bevor wir uns bei den anderen Schülern einreihten passten wir ihn auf dem Schulhof ab und zogen ihn in einen leeren Gang.
„Was soll das werden?", zischte er. Ich griff in seine Tasche und zog den unsichtbar machenden Tarnumhang darauf hervor. Ich zog eine Augenbraue hoch und sah ihn an.
„Dumme Idee", meinte ich und stopfte den Umhang in meine eigene Tasche.
„Ich will nach Hogsmead!", knurrte Harry.
„Sachte schachte", sagten die Zwillinge. „Wir haben eine bessere Idee."
Neugierig darauf was nun passieren würde sah ich zu den Jungs. Fred zog ein Stück Pergament aus der Tasche und reichte es an Harry weiter.
„Was soll das sein?"
„Das, Harry, ist das Geheimnis unseres Erfolgs", sagte George fast schon liebevoll.
„Wir bringen es kaum übers Herz, uns davon zu trennen", sagte Fred. „Aber gestern Abend haben wir beschlossen, dass du es dringender brauchst als wir."
„Und was soll ich mit diesem Fetzen anfangen?", fragte Harry.
„Diesem Fetzen!", wiederholte Fred und schloss die Augen mit einer Grimasse, als ob Harry ihn tödlich beleidigt hätte. „Erklär es ihm, George."
„Übertreibst du nicht ein wenig mit deiner Theatralik?", murmelte ich Fred kichernd ins Ohr.
„Warts ab", sagte er zwinkernd.
„Also als wir in der ersten Klasse waren, Harry... jung, sorglos und unschuldig...."
Harry schnaubte. Dass Fred und George jemals unschuldig gewesen waren, bezweifelte er wohl und dieser Meinung musste ich auch anschließen.
„na ja, jedenfalls unschuldiger, als wir jetzt sind – auf jeden Fall bekamen wir damals wegen einer Kleinigkeit Ärger mit Filch."
„Wir haben eine Stinkbombe im Korridor platzen lassen und aus irgendeinem Grund hat ihn das geärgert..."
„Also hat er uns in sein Büro geschleift und kam gleich mit den üblichen Drohungen..."
„Strafarbeit."
„Bauchaufschlitzen."
„Kommt zum Punkt Jungs", sagte ich lachend.
„Ganz zufällig fiel uns an einem seiner Schränke eine Schublade ins Auge mit der Aufschrift Beschlagnahmt und gemeingefährlich."
„Versteh schon", sagte Harry und fing an zu grinsen.
„Na, was hättest du getan?", fragte Fred ebenfalls grinsend. „George hat ihn mit noch einer Stinkbombe abgelenkt, ich hab die Schublade aufgerissen und das hier rausgeholt."
„Ist nicht so schlecht, wie es klingt", sagte George. „Wir glauben nicht, dass Filch jemals rausgefunden hat, wie man damit umgeht. Er hat wahrscheinlich geahnt, was es war, oder er hätte es nicht beschlagnahmt."
„Und ihr wisst, wie man damit umgeht?"
„O ja", sagte Fred feixend. „Dieses kleine hübsche Pergamentchen hat uns mehr beigebracht als alle Lehrer dieser Schule zusammen."
„Ihr verarscht mich doch", sagte Harry und sah das zerfranste alte Pergamentstück an.
„Wir doch nicht", sagte George lachend. Er zog seinen Zauberstab hervor, berührte sanft das Pergament und sagte: „Ich schwöre feierlich, dass ich ein Tunichtgut bin."
Und sofort begannen sich von dem Punkt, den George berührt hatte, dünne Tintenlinien wie ein Spinnennetz auszubreiten. Sie liefen zusammen, überkreuzten sich und wucherten in die Ecken des Pergaments; dann erblühten Wörter auf dem Blatt, in großer, grüner, verschnörkelter Schrift, die verkündeten:

DIE HOCHWOHLGEBORENEN HERREN MOONY, WURMSCHWANZ, TATZE UND KRONE

HILFSMITTEL FÜR DEN MAGISCHEN TUNICHTGUT GMBH

PRÄSENTIEREN STOLZ

DIE KARTE DES RUMTREIBERS

Es war eine Karte, die jede Einzelheit von Hogwarts und des Schlossgeländes zeigte. Doch wirklich erstaunlich waren die kleinen Tintenpunkte, die sich darauf bewegten, jeder mit einem Namen in winziger Schrift versehen. Verblüfft beugten sich Harry und ich über die Karte. Ein beschrifteter Punkt oben links zeigte, dass Professor Dumbledore in seinem Büro auf und ab ging; Mrs Norris, die Katze des Hausmeisters, trieb sich im zweiten Stock herum, und Peeves, der Poltergeist, hüpfte gerade im Pokalzimmer auf und ab. Meine Augen wanderten die vertrauten Korridore entlang und plötzlich fiel mir etwas Merkwürdiges auf. Diese Karte zeigte eine Reihe von Durchgängen, die ich selbst mit den Zwillingen nie betreten hatte. Und viele davon führten offenbar –

„... geradewegs nach Hogsmeade", sagte Fred und fuhr mit dem Finger eine der Linien entlang. „Insgesamt sieben Geheimgänge. Filch kennt diese vier", er zeigte sie Harry, „aber wir sind sicher die Einzigen, die diese hier kennen. Den hinter dem Spiegel im vierten Stock kannst du vergessen. Wir haben ihn letzten Winter benutzt, aber er ist eingebrochen – völlig unbegehbar. Und wir glauben nicht, dass irgendjemand schon mal diesen hier benutzt hat, weil die Peitschende Weide direkt darüber eingepflanzt ist. Aber der hier, der führt direkt in den Keller vom Honigtopf. Wir haben ihn etliche Male benutzt. Und wie du vielleicht bemerkt hast, ist der Eingang gleich vor diesem Zimmer, durch den Buckel dieser einäugigen Alten."
„Das erklärt einiges", grinste ich und boxte George leicht gegen die Schulter.
„Moony, Wurmschwanz, Tatze und Krone", seufzte George und strich sanft über die Namen der Hersteller. „Wir verdanken ihnen ja so viel."
„Edle Männer, die unermüdlich daran arbeiteten, einer neuen Generation von Gesetzesbrechern auf die Beine zu helfen", sagte Fred feierlich.
„Schön", sagte George, „vergiss nicht, sie zu löschen, wenn du sie benutzt hast."
„... sonst kann jeder sie lesen", warnte Fred.
„Tipp sie einfach noch mal an und sag: ›Unheil angerichtet!‹ Dann wird sie wieder weiß."
„Nun denn, junger Harry", sagte Fred und sah dabei Percy unheimlich ähnlich, „ich hoffe, du benimmst dich."
„Wir sehen uns im Honigtopf", sagte George augenzwinkernd. Zufrieden grinsend gingen die beiden hinaus. Ich warf Harry einen letzten Blick zu ehe ich den beiden Schulterzuckend folgte.

Licht oder Dunkelheit - Die Geschichte der Potter Zwillinge #3Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt