Quidditch

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Das Quidditch - Spiel am folgenden Samstag war das Ereignis, dass nicht nur uns Gryffindor Schüler wieder auf andere Gedanken brachte. Die Slytherins stolzierten durch die Schule, fast schon stolz darauf nicht spielen zu müssen. Immer häufiger kam es zu Auseinandersetzungen. Es schien fast so als würden die Schlangen sich - trotzdem sie nicht spielten - fast schon davor fürchten, dass wir gewinnen könnten.
Das Wetter hatte sich auch am Spieltag nicht gebessert - ganz im Gegenteil. Obwohl ich bereits vom tosenden Wind und dem Donnergrollen geweckt wurde stürmte es auch Stunden später noch als sich die Schule auf dem Quidditchfeld eintraf. Das Team schlitterte schlecht gelaunt in die Umkleide und selbst Woods übliche Aufmunterungsrede fiel diesmal aus. Mehrmals setzte er zum Sprechen an, brachte aber nur ein merkwürdig würgendes Geräusch hervor, schüttelte dann hoffnungslos den Kopf und winkte uns hinaus.
Missmutig nahm ich am Spielfeldrand, unter einem großen schwarzen Schirm, Stellung während der Rest des Teams nach oben flog. Die Hufflepuffs mit ihren gelben Umhängen kamen von der anderen Seite des Feldes. Die Kapitäne traten aufeinander zu und schüttelten sich die Hände; Diggory lächelte Wood an, doch der nickte nur. Madam Hooch setzte die Pfeife an die Lippen und blies; der schrille Pfiff schien aus weiter Ferne zu kommen – und los ging es.
Es wäre gelogen wenn ich sagen würde ich könnte dem Spiel folgen. Der Regen schien seit Beginn des Spiels nur noch zugenommen zu haben. Ich sah kaum noch die Spieler die dort oben flogen und bezweifelte, dass sie so viel mehr sehen konnten. Der Wind heulte laut auf und wurde nur von den gelegentlichen Donnern unterbrochen. Ich konnte hier unten kaum noch Lee geschweige den die jubelnde Menge hören und je länger das Spiel dauerte desto mehr Sorgen bereitete es mir. Ich schätze, würde Lee nicht durch ein Megafon sprechen, wüsste ich nicht mal den genauen Spielstand. Die einzige Hoffnung die ich hatte war, dass wir zumindest in Führung lagen.
Der Himmel verdunkelte sich, fast als hätte sich die Nacht plötzlich einfach entschlossen früher anzufangen. Als der erste grelle Gewitterblitz das Spielfeld für eine Millisekunde erhellte hörte ich vor dem kommenden Donnergrollen grade noch so die schrille Pfeife von Madam Hooch. Ein paar Sekunden später kam das Gryffindor schlitternd vor mir zum stehen.
„Ich hab um eine Auszeit gebeten", erklärte Wood und sah mit düsterem Gesicht in die Runde.
„Wie viel steht es eigentlich?", fragte George.
„Wir haben fünfzig Punkte Vorsprung", antwortete ich. „Doch ich befürchte wenn wir nicht bald den Schnatz fangen, spielen wir bis in die Nacht hinein..."
Fred und George sahen missmutig in den Schlamm, Angelina, Katie und Alicia warfen sich Blicke zu und Wood sah aus als hätte er schon jegliche Hoffnung auf den Sieg abgeschrieben. Harry war der einzige der wenigstens noch ein bisschen Kämpfergeist zu zeigen schien. Ich seufzte.
„Na hört mal reißt euch mal zusammen!", sagte ich laut. „Ja das Wetter ist beschissen aber das mindert noch lange nicht unsere Chancen auf den Sieg!"
Ich trat einen Schritt nach vorne und sah ernst in die Runde.
„Wir haben schon bei jedem Wetter gespielt. Wir haben doch extra bei diesen Bedingungen trainiert! Wenn wir dieses Spiel nicht gewinnen, wer dann? Wir schaffen das! Haltet da oben so gut durch wie ihr könnt und sollte auch nur einer von euch müde werden warte ich hier unten um euch zu unterstützen, verstanden! Und jetzt schwingt euch auf eure Besen und holt den Sieg nach Gryffindor!"
Überraschte Blicke lagen auf mir doch die Gesichter der anderen hatten sich tatsächlich etwas erhellt.
„Diese Rede hat ja fast schon Wood Konkurrenz gemacht", grinste George und schlug mit seinem Bruder ein. Wood lächelte und trat neben mich.
„Lucy hat recht. Wir schaffen das Leute! Wir holen uns den Sieg!"
„Ja!", kam es unison vom Team ehe sie sich wieder auf ihre Besen und in die Lüfte schwangen. Es dauerte jedoch nicht lange bis einer von uns am Boden lag. Im selben Moment wo ich sah, dass Wood auf den Boden zu raste schwang ich mich auf meinen Besen und bezog vor den Toren Stellung. In nicht mal zwei Minuten war ich nass bis auf die Knochen doch hier oben konnte ich die Spieler wenigstens besser erkennen als unten. Ich hielt grade einen Torversuch und warf den Ball zu Angelina als etwas Seltsames geschah. Eine gespenstische Stille senkte sich über das Stadion. Der Wind ließ zwar kein bisschen nach, doch er vergaß zu heulen. Es war, als ob jemand den Ton abgedreht hätte, als ob ich plötzlich taub geworden wäre... Was ging hier vor? Eine fürchterlich vertraute Welle aus Kälte überkam mich, drang in mich ein, gerade als mir eine Bewegung über mir auf dem Feld auffiel... Zeit zum Nachdenken blieb nicht mehr, schon wandte ich die Augen vom Quaffel ab und blickte in die Höhe. Mindestens hundert Dementoren, die vermummten Gesichter mir zugewandt, schwebten dort über mir. Es war, als würde eiskaltes Wasser in meiner Brust aufsteigen und meine Eingeweide abtöten. Und dann hörte ich es wieder ... Ein Schrei... ein Schrei so durchdringend, dass mir das Blut bis ins Mark gefror.
„Nicht Lucy, nicht Harry, bitte nicht!"
„Geh zur Seite, du dummes Mädchen! Geh jetzt!"
„Nein! Nicht meine Kinder! Bitte nur nicht meine Kinder!"
Betäubender, wirbelnder weißer Nebel füllte meinen Kopf... was tat ich hier überhaupt? Ich - ich musste doch... Doch noch bevor ich den Gedanken zu Ende führen konnte spürte ich wie ich vom Besen fiel. Und ich fiel durch den eisigen Nebel.

Eine leichte Windböe auf meiner überhitzten Haut zwang mich dazu die Augen wieder zu öffnen. Verwirrt sah ich mich um und erkannte schnell die Wiesen und das Schloss Hogwarts. Was war geschehen? Die Sonne schien fröhlich von oben auf mich hinab und alles wirkte irgendwie... leicht, Angenehm, einfach friedlich.
Ich setzte mich auf und sah hinüber zum verbotenen Wald. Leuchtende Augen beobachteten mich aus der Dunkelheit.
„Sirius?", fragte ich leise. „Sirius bist du das?"
Ich hörte ein Knurren. Versteckte er sich hier? Auf dem Schulgelände?
Langsam stand ich auf und tapste zu dem Hund hinüber. Er knurrte leise doch er bewegte sich nicht. Fast als würde er mich erwarten.
Vorsichtig setzte ich mich neben ihn und legte meine Hand in sein Fell. Seine Augen fixierten mich wachsam. Misstrauen lag in ihnen. Dachte er ich würde ihn verraten? Oder war er durch mein Auftreten ebenso verwirrt wie ich über das seine?
„Ich würde dich gerne etwas fragen Sirius", fragte ich langsam. Der Hund sah wieder nach vorne doch sein Kopf bewegte sich kaum merklich hoch und runter. Ich verstand das als Ja.
„Bist du hier um mich zu töten?"
Doch bevor ich sehen konnte wie der Hund reagierte wurde die Szene dunkel und ich spürte wie ich langsam zurück glitt.

Licht oder Dunkelheit - Die Geschichte der Potter Zwillinge #3Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt