Die schreckliche Wahrheit (1)

143 9 1
                                    

„Draco? Kann ich dich was fragen?"
Ich sah zu den Blonden auf der mich abwartend an sah. Ich verstand das als Ja.
„Erinnerst du dich an das Gespräch zwischen uns damals vor der großen Halle? Du wolltest mir etwas über Sirius Black sagen..." Nervös und auch ein wenig ängstlich vor der Antwort sah ich auf meine Hände die angefangen hatten mit den Armbändern, die ich trug, zu spielen. Wie sehr ich diese Angewohnheit hasste. „Was war es?"
Ich hörte wie Draco neben mir seufzte.
„Ich weiß nicht ob du es wirklich wissen willst", antwortete er langsam. Ich sah überrascht zu ihm auf. Wollte er mich jetzt schützen?
„Was immer es ist, ich werde es im laufe des Schuljahres vermutlich so oder so herausfinden. Also hau es schon raus."
Erneut seufzte Draco und sein Blick fing meinen auf. Er sah tatsächlich irgendwie besorgt aus, fast, als hätte er Angst ich würde durchdrehen, wenn er mir sagen würde was er sagen wollte. Vielleicht weil niemand wusste, dass ich Sirius kannte und wusste, dass er nicht vorhatte was alle dachten. Zumindest fast, ganz ausschließen konnte ich es natürlich nicht. Doch es war auch mein Gefühl, dass mir sagte, dass hinter dem ganzen mehr steckte als wir alle ahnten.
„Ich weiß nichts mit Sicherheit aber..."
„Lucy H...", Hermine kam wieder auf uns zu gelaufen, unterbrach ihren Satz allerdings als sie sah, dass Malfoy immer noch bei mir war. „Da will dich jemand sehen."
„Kann das nicht warten?", fragte ich leicht genervt, schon wieder bei diesem Gespräch unterbrochen worden zu sein.
„Nein", antwortete sie schlicht. Ich verdrehte die Augen, stand aber auf um ihr zu folgen.
„Reden wir nachher drüber?", fragte ich Malfoy. Er nickte langsam und stand ebenfalls auf. Unschlüssig stand ich vor ihm und sah ihm in die Augen. Malfoy würde sich nie zu hundert Prozent ändern, das wollte ich auch gar nicht. Ich mochte den Draco den ich in den Ferien kennen gelernt hatte und der, so schien es mir zumindest, immer öfter an die Oberfläche kam sobald wir auf einander trafen. Doch ich verstand auch, dass Draco ein gewisses Image zu pflegen hatte - hatte ich schließlich auch Lucius Malfoy kennen gelernt - auch wenn ich es nicht nachvollziehen konnte. Draco schien mein Zögern  und die Spannung zu bemerken. Er streckte die Hand aus und seine Lippen kräuselten sich ein wenig. Irgendwie entlockte mir das ein grinsen. Ich nahm seine Hand, zog ihn zu mir und umarmte ihn. Draco, überrascht von dieser spontanen Aktion, versteifte sich in meinen Armen. Lachend löste ich mich von ihm und boxte ihm gegen die Schulter.
„Gewöhn dich dran", sagte ich grinsend.
Draco löste seinen Blick von mir und richtete ihn auf Hermine. Überrascht drehte ich mich zu der Braunhaarigen um. Sollte es jetzt schon soweit sein? Würde er mir jetzt beweisen, dass seine leeren Worte mehr als das waren?
„Hermine ich...."
Verwirrt sah meine Freundin zu Draco - verwundert von der Tatsache, dass er sie ansprach. Obwohl sie sich gut unter Kontrolle hatte sah ich ihr das an.
„Ich wollte mich... entschuldigen für das was ich vorhin gesagt habe... Das... war nicht nett von mir."
Verblüfft sah Hermine von Draco zu mir. Breit grinsend nickte ich. Es war Draco nicht leicht gefallen das zu sagen und noch weniger es auch so zu meinen doch ich sah und hörte ihm an, dass er es wirklich bereute. Hermine lächelte leicht und nickte ebenfalls.
„Ich will ganz ehrlich sein Malfoy", fing sie an und kam einen Schritt näher zu uns. „Ich werde vermutlich nie ein Fan von dir sein aber ich sehe dir an, dass du es ehrlich meinst deswegen werde ich deine Entschuldigung annehmen. Aber", sie trat noch einen Schritt näher, so dass sie nun direkt vor Draco stand, „sollte ich jemals mitbekommen, dass du Lucy weh tust, egal ob beabsichtigt oder nicht, bekommst du es mit mir zu tun."
Draco sah ihr einen Moment in die Augen ehe er langsam nickte. Zufrieden trat Hermine wieder einen Schritt zurück und wandte sich mir zu.
„Da wir das nun geklärt haben, kommst du? Wir werden erwartet."
„Wir sehen uns, ja?", meinte ich zu Draco welcher erneut nickte. Mit einem letzten Blick zu ihm folgte ich Hermine zurück hinunter nach Hogsmead.
„Du musst ihm wirklich etwas bedeuten", sagte die braunhaarige nach einer Weile nachdenklich. „Wenn er sich sogar bei mir entschuldigt."
Wissend sah sie mich an und ich schüttelte grinsend den Kopf.
„Ich wollte wissen ob er es ernst meint. Draco ist ein guter Mensch aber sein Stolz und seine Herkunft stehen ihm im Weg", erklärte ich mich. „Er ist zu impulsiv wenn er denkt, dass er angegriffen wird und dadurch sagt er Dinge die er oft bereut. Ich wollte wissen ob dieses Bereuen echt ist oder ob es bloß leere Worte waren."
Hermine nickte und so legten wir den Rest des Weges schweigend zurück.

Zurück im Dorf erwarteten uns die Jungs schon. Auch Harry war inzwischen bei ihnen angekommen und sah mich - ebenso wie George - abwartend an. In ihren Gesichtern spiegelte sich Verwirrung wieder und ich konnte nur allzu gut verstehen warum.
„Das würde zu lange dauern es euch zu erklären", sagte ich schnell bevor auch nur einer von ihnen die Möglichkeit bekam eine Frage zu stellen. Ich wusste sie würden die Freundschaft zwischen Draco und mir nicht verstehen und ich wusste, dass es nicht möglich war diese Verbindung überhaupt zu erklären. Es auf einen Versuch ankommen zu lassen wollte ich gar nicht erst. Ich sah wie Fred seinem Bruder einen Blick zu warf. George sah verstimmt aus. Kümmerte es ihn so sehr, dass ich mit Draco befreundet war? Fand er es schlimm? Unsicher sah ich zu Fred und bemerkte, dass er mich ebenso ansah.
„Lasst uns erstmal ins drei Besen gehen", sagte er, legte George eine Hand auf die Schulter und ging, ohne auf eine Antwort zu warten, los. Ich trat zu George und sah in seine Augen, eine stille Bitte Vertrauen zu haben. Ich wusste noch genau wie wir vor zwei Jahren gewesen waren. Ich war unsicher, nervös und voller Zweifel. Doch nun wusste ich was liebe war, wusste was sie bedeutete und wie sie sich anfühlte. Ich liebte George Weasley. Und auch wenn wir noch jung waren fühlte es sich an als würde ich nie jemand anderen lieben können. All das versuchte ich in diesen Blick zu legen.
„Vertraust du mir?", hauchte ich.
„Natürlich", antwortete er verwirrt. Ein leichtes Lächeln legte sich auf meine Lippen.
„Dann vertrau mir auch jetzt, okay?"
Ich nahm seine Hand und folgte den anderen ins drei Besen.
Es war voll und laut und ich hatte das Gefühl sämtliche Schüler Hogwarts, die ausgegangen waren, saßen hier um sich aufzuwärmen.
Wir suchten uns einen Tisch weiter hinten im Lokal, direkt vor einem kleinen Kamin und setzten uns. Fred und George gingen mit Ron zusammen los um uns Butterbier zu besorgen und es dauerte auch nicht lange bis sie mit sechs Krügen in den Händen zurück kamen.
Grinsend nahm ich den Krug entgegen und trank mit schnellen Schlucken. Das war wirklich das Leckerste, was ich je getrunken hatte und es schien mich von innen zu erwärmen.
Ein jäher Windstoß zerzauste uns die Haare und ließ mich aufschauen. Die Tür des Drei Besen war aufgegangen. Schockiert stieß ich Harry in die Seite und deutete auf den Eingang. McGonagall und Flitwick hatten soeben unter den Pub betreten, und kurz darauf folgte ihnen Hagrid, ganz in ein Gespräch vertieft mit Cornelius Fudge, dem Minister für Zauberei wie ich verwundert bemerkte.
Ron und Hermine hatten keine Sekunde gezögert, die Hände auf Harrys Kopf gelegt und ihn vom Stuhl weg unter den Tisch gedrückt. Ich beobachtete die Lehrer und den Ministers, die zur Bar gingen, einen Moment stehen blieben und dann direkt auf uns zukamen.
„Kannst du was tun Hermine?", hauchte ich meiner besten Freundin zu. Nickend kramte sie ihren Zauberstab aus der Jackentasche und richtete ihn auf den riesigen Weihnachtsbaum vor uns.
„Mobiliarbus!"
Der Weihnachtsbaum erhob sich eine Handbreit vom Boden, schwebte zur Seite und landete mit einem sanften Rascheln direkt vor unserem Tisch. So versteckt, spähten wir durch die dichten unteren Zweige.
„Nun, was bringt Sie ausgerechnet in dieses Nest hier, Minister?"
Ich sah wie Madam Rosmerta mit mehreren Krügen an dem Tisch hielt vor die vier versammelt saßen.
„Wer sonst, meine Liebe, als Sirius Black? Sie haben sicher gehört, was an Halloween oben in der Schule passiert ist?"
„Gerüchteweise", gab Madam Rosmerta zu. „Glauben Sie, dass Black immer noch in der Gegend ist, Minister?", flüsterte Madam Rosmerta.
„Da bin ich mir sicher", sagte Fudge knapp. Wenn er wüsste wie recht er tatsächlich hatte.
„Ehrlich gesagt, ich kann es immer noch nicht fassen", sagte Madam Rosmerta nachdenklich. „Alle möglichen Leute sind damals auf die Dunkle Seite übergelaufen, aber ich hätte nie gedacht, dass Sirius Black... ich meine, ich kannte ihn als Jungen in Hogwarts. Wenn Sie mir damals gesagt hätten, was aus ihm werden wird, hätte ich gesagt, Sie haben ein paar Met über den Durst getrunken."
Ich lehnte mich etwas weiter nach vorne um ja nichts zu verpassen. Irgendwie fand ich es spannend, dass Rosmerta Sirius wohl als Kind schon gekannt hatte und unweigerlich hoffte ich mehr über ihn erfahren zu können.
„Sie kennen noch nicht mal die Hälfte der Geschichte", sagte Fudge grummelig. „Von seiner schlimmsten Tat weiß kaum jemand."
„Von welcher Tat?", fragte Madam Rosmerta neugierig. „Schlimmer als der Mord an all diesen Menschen, meinen Sie?"
„Allerdings", antwortete Fudge. Schlimmer? Was würde denn noch schlimmer sein?
„Das kann ich nicht glauben. Was könnte denn schlimmer sein?"
„Sie sagen, Sie kennen ihn aus seiner Zeit in Hogwarts, Rosmerta", murmelte Professor McGonagall. „Wissen Sie noch, wer sein bester Freund war?"
„Natürlich", sagte Madam Rosmerta und lachte kurz auf. „Hingen zusammen wie siamesische Zwillinge, nicht wahr? Ich weiß nicht mehr, wie oft sie hier bei mir waren – ooh, sie haben mich immer zum Lachen gebracht. Waren ein richtiges Duett, Sirius Black und James Potter!"

Licht oder Dunkelheit - Die Geschichte der Potter Zwillinge #3Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt