𝓹𝓲𝔃𝔃𝓪 𝓼𝓪𝓿𝓮𝓭 𝓶𝔂 𝓵𝓲𝓿𝓮 - stony

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Summary: Tony braucht keinen Morsecode, um sich zu retten.

《☆》

/Tony\

Die Faust schlug neben meinem Gesicht in der Wand ein. Ich hörte es zischen, spürte, wie der Windzug meine Wange streifte. Seine Augen glühten wie Feuer. Ein Feuer, das alles in sich verschlang. So sah er immer aus. Besonders, wenn er betrunken war. Ich fühlte seinen Atem. Ty stank nach Whiskey und Bier. Früher hatte ich auch einmal getrunken. Das war eine lange Zeit her. Im College, um genau zu sein. Damals, als ich noch Freunde hatte. Steve, Natasha, Bucky und alle anderen. Aber das hatte nicht gehalten. Solange Ty da war und mir mein Leben zerstörte, wie es ihm gerade lieb war, würde ich nie Freunde haben. Denn er wollte mich für sich. Sich allein. Als ein kleines Spielzeug, an dem er seine Wut von der Arbeit auslassen konnte. Das er ans Bett fesseln konnte, wann und wie es ihm lieb war. Ty würde mich niemals gehen lassen. Für ihn war ich sein Eigentum. Also durfte niemand mich ansehen, mit mir sprechen geschweigedenn an mich denken. Obwohl ich die Hoffnung hatte, dass diese eine Person manchmal zumindest einen Gedanken an mich verschwendete.
Ich vermisste auch Loki. Er und sein Bruder Thor waren die Schulpsychologen an unserem College gewesen. Nach der Zeit des Todes meiner Mutter war ich oft bei Loki gewesen. Aber als ich Ty kennengelernt hatte, waren die Treffen immer weniger geworden. Es wäre eine Zeitverschwändung, meinte er immer. Und dumm wie ich war, glaubte ich es ihm auch.
Loki war weltberühmt geworden. Er hatte mir ein Buch gewidmet. Zwar war mein Name nicht darauf, aber ich wusste, dass die Widmung an mich ging. "Für den starken Mann, der wie ein kleiner Junge und doch so erwachsen gewesen war. Finde dein Glück." Das hatte ich bis heute nicht gefunden. Steve, Bucky und Natasha waren zur Army gegangen. Ich hatte ihre Namen in der Zeitung gelesen. Bucky fehlte ein Arm, war aber am Leben. Sam schien ihn noch genau wie früher zu lieben. Natasha und Steve waren angeschlagen. Aber sie lebten. Irre, was alles so passiert mit den Leuten, die man einst so eng kannte.
Manchmal fragte ich mich, ob Steve verheiratet war. Und war es eine Frau? Ein Mann vielleicht? Hatte er Natasha geheiratet, so wie wir es immer in der Highschool gesagt hatten, obwohl wir wussten, dass Steve total in Bucky verschossen gewesen war? Ich wollte einfach nur, dass sie alle glücklich waren.
Acht Jahre seitdem wir uns das letzte Mal gesehen hatten. Nur das verlangte ich. Ich war mir selbst egal. Gestürzt war ich sowieso schon.
"Antworte mir!" Ich wimmerte. Seine Hand kollidierte mit meiner Wange und sein Knie mit meinem Bauch, demolierte, die auch so schon gebrochenen Rippen. Keinem seiner Worte hatte ich Acht gegeben. Auf was sollte ich antworten, wenn ich nicht wusste, was die Frage war.
Ich bekam Panik. Wieso wusste ich nicht, was er gesagt hatte? Verdammter Mist!
Ein weiterer Tritt ging in meine Magengrube. Ich weinte. Eine Faust traf auf meine Schläfe. Alles wurde schwarz.

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An meiner Wange klebte Blut. Schwindel erfasste mich. Ich stöhnte. In der Ferne hörte ich eine Pfeife. Der Boden unter mir war hart. Natürlich hatte er mich einfach liegen gelassen. "Verdammt ramm ihn doch einfach um!" Ty brüllte so laut, dass es in meinen Ohren piepte. Es war laut. Kaum zu ertragen. In meinem Kopf spielten sich Szenarien ab, wie das nun laufen würde.
Mein Ehemann sah sich Football an, regte sich über eine Lapalie auf. Wenn ich mich nun bewegen würde, würde er wütender werden.
"Tony!" Ich zuckte zusammen. Er wusste, dass ich wach war. Etwas wurde mir vor mein Gesicht geworfen. Ein Handy. So ein Ding hatte ich seit fünf Jahren nicht mehr in der Hand gehabt. Seitdem Ty so geworden war, wie er nummal heute war. "Ich hab kein Bock, dein Blut in meinem Essen zu haben. Bestell etwas und dann geh duschen. Du bist ja widerlich." Meine Augen rissen auf. Das war meine Chance hier rauszukommen. Stark Industries könnte wieder mir gehören, nachdem Ty es meinem Vater förmlich aus den Händen gerissen hatte. Mein Dad. Ich könnte Dad wiedersehen. Er war nicht tot. Das war eine Erleichterung. Wenn das so gewesen wäre, hätten die Nachrichten es schon längst gebracht.
Also nickte ich. In meinem Kopf drehten sich die Zahlen einer Nummer, von der ich hoffte, dass der Besitzer sie noch hatte. Das Handy hob ich zögernd an mein Ohr, nachdem ich die Nummer wählte. Zögernd sah ich auf die Uhr. Würde er noch rangehen? Um 3 Uhr nachts. Es war mir egal. Ich musste das einfach versuchen. Das Tuten machte mich irre. Bitte... Bitte, nimm ab.
"Hallo, Steve Rogers, kann ich Ihnen helfen?" Beinahe hätte ich angefangen zu schluchzen. Im Hintergrund kicherte jemand. "Buck, halt die Klappe!" Ich wollte weinen. Sie kannten sich immernoch alle? "Hallo, ich wollte eine Pizza bei Ihnen bestellen." Am anderen Ende wurde es still. Panik stieg in mir auf. "Tony? Bist du das? Was ist los? Es sind Jahre vergangen." In meinem Kopf grübelte ich über meine Antwort nach. "Ja, nur eine Speciale. Der Name ist Tiberius Stone." Wieder Stille. "Ok, Tony... Ich stelle dich nun auf Lautsprecher. Die anderen sind alle hier. Du kennst sie doch noch, oder?" "Ja, natürlich mit allem. Zur Worlington Street 82. Wann könnten Sie da sein?" "Ich rufe die Polizei, in Ordnung? Wir sind so schnell da wie wir können." Ich lächelte zum ersten Mal seit langer Zeit. "Ja, das wäre perfekt. Ich danke Ihnen vielmals." An diesem Satz war nichts gefälscht. Ich war so dankbar. "Dank mir nicht, Tony. Wir beeilen uns." Es wurde aufgelegt. Mein Herz pochte gegen meine Rippen.
"Komm schon. Setz dich zu mir, Baby." Tys Stimme war wieder zuckersüß. Schließlich hatte ich auch etwas getan, was er von mir verlangt hatte. Ich lies mich neben ihm nieder. Würde es das letzte Mal sein, dass ich das tat? Könnte ich diesen Tag den Tag meiner lang ersehnten Freiheit nennen?

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