8. Kapitel

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,,Und du sollst dich da selbst drum kümmern oder was?" fragte ich Charlie als sie mich aus dem Krankenhaus am nächsten Morgen begleitete.,,Ja." Krank... Wissen, dass ein Mensch psychische Probleme hat und ihm dann sagen er soll sich selbst um alles kümmern. Dumm.
Einfach nur dumm.
,,Soll ich dir helfen?" fragte ich sie.
,,Du musst wieder zurück nach Hamburg." Quatsch. Wer hat das erzählt? ,,Ich bleib bis du du alles gemacht hast dass du in die Klinik kannst." Ich denke so habe ich das ganz harmlos formuliert.
In dieser Verfassung wie ich jetzt war, konnte man mich eh nicht gebrauchen. Das wichtigste war gemacht, dass auch Arbeit mit Bonez über Handy und Laptop möglich war. ,,Kann ich denn bei dir schlafen?" ,,Na klar. Wir holen ein paar Sachen von dir und dann kannst du zu mir." Aber davor müssten wir erstmal den ganzen Weg zu Barbara laufen um ein Auto zu holen. Bei meiner Schwester und meiner Mutter würde ich später vorbeischauen.
Charlie stimmte zu mitzukommen.
Bei ihr zu Hause würdigte ich die dreckigen Wände keines Blickes und ging mit ihr gleich durch zum Schlafzimmer. Ich konnte froh sein, dass es nur ein nicht allzu schlimmes blaues Auge war und hier und da aufgeplatzte Stellen. Ein frontaler Schlag ins Gesicht hätte mich umgebracht aber das wusste zum Glück nicht jeder, wie man sah. Oder es war einfach nicht sein Ziel mich umzubringen, was ich mir wohl eher vorstellen konnte.
,,Du solltest nicht zu viel darüber nachdenken." unterbrach Charlie meine Gedanken und fuhr kurz durch mein Haar.,,Ich weiß. Ich mach mir nicht nur Gedanken darüber. Einfach das alles an sich, hier..." murmelte ich.,,Kann ich mir vorstellen. Versuch dich auf die wichtigen Dinge zu konzentrieren. Bitte. Ich will auch nicht, dass du daran kaputt gehst." sagte sie und hatte derweil schon ihren ganzen Schrank ausgeräumt. ,,Das ist es nicht... Auch. Also ja. Ich meine, meine Schwester. Sie hasst dich." erklärte ich grummelnd.,,Wir kennen uns nicht mal. Vielleicht wird das mit uns noch was. Blick doch mal nach vorne." Sie schloss die Schranktüren und nahm eine der großen Tüten in die eine und eine Reisetasche in die andere Hand.
,,Mach dir darüber keinen Kopf." Nickend stand ich auf und half ihr dabei die Taschen ins Auto meiner Schwester zu tragen.
Wir brachten erst die Sachen weg und fuhren dann zu Barbara, die sichtlich erfreut über Charlie's Anwesenheit war...
,,Raphael, wir müssen reden." nahm sie mich dann schließlich bei Seite als wir vier gerade fertig mit essen waren. Seufzend stand ich auf und folgte ihr ins Schlafzimmer.
,,Du siehst scheiße aus." Klatschte sie mir gleich an den Kopf.,,Warum?" fragte ich sie gelassen.
,,Du hast mir was gesagt, Raphael! Das ist ihre Schuld!" flüsterte sie aufgebracht.,,Ich habe nicht gesagt wie weit genau ich für sie gehen würde. Für dich wäre es weit aus mehr. Dazu konnte ich gar nicht wissen, dass es so schlimm kommen würde." verteidigte ich mich ruhig. ,,Ist die wirklich was du willst? Sie macht dich regelrecht kaputt und du lässt es auch noch so schön zu! Du bist ein Dummkopf, Raf!" ,,Sie macht mich kaputt? Hätten wir mal Zeit für einander und mussten nicht dauern über die Personen nachdenken die uns Steine in den Weg legen wie du, wären wir um längen glücklicher! Vorallem ich! Du kannst sie hassen, dass ist mir echt egal, aber rede mir nicht ein wen ich zu lieben habe und vorallem nicht so, als wäre dieser Mensch der letzte Dreck! Im Moment bist das gerade du!" Mit großen und entsetzten Augen sah meine Schwester in meine wütenden.
,,Verpiss dich aus meiner Wohnung!" fauchte sie mich schon fast an. Der Bitte kam ich gern nach. Ich stürmte ins Wohnzimmer wo sich Darwin und Charlie etwas unterhielten. ,,Komm, wir gehen." unüberlegt und sowas von in Rage packte ich Charlie am Arm. Schlechte Idee. Sie sprang sofort auf und stolperte vier Schritte nach hinten. Abwehrend hielt sie eine Hand in meine Richtung.
Ihre Augen waren groß und strahlten pure Angst aus.
,,Tut mir leid! Das wollte ich wirklich nicht!" entschuldigte Ich mich sofort bei ihr und trat langsam einen Schritt auf sie zu wodurch sie nur nach hinten schritt. ,,Ich warte vor der Tür auf dich." sagte ich und ging schonmal vor. Jetzt machte ich mir richtig Gedanken... Das war ein richtiger Fehler. Ein richtig heftig großer, beschissener Fehler!
Vor der Haustür hatte ich dann noch Zeit eine zu rauchen bis sie auch mal raus kam.
,,Tut mir echt leid." entschuldigte ich mich und wischte mir unauffällig eine Träne aus meinem Auge.
,,Fass mich bitte nicht an. Es bist nicht du. Es ist die allgemeine Situation." meinte sie mit zittriger Stimme.,,Ist gut." murmelte ich und ging etwas weiter vor ihr während wir nach Hause gingen.
Dort machte ich ihr die Couch fertig wo sie sich mit einem Teller aufgewärmte Linsensuppe zufrieden gab.
Sehnsüchtig sah ich zu ihr. Ich wollte sie einfach nur berühren aber das wurde mir verboten. Damit quälte sie mich aber solange sie sich so wohler fühlte, ist das komplett in Ordnung. Ich briet mir ein paar Wienerwürstchen und Spiegeleier die ich mir ein bisschen würzte. Dazu fertigen Kartoffelsalat und fertig war mein Mittagessen.
Damit setzte ich mich an den Essenstisch schräg hinter der Couch und begann zu essen, während Charlie nebenbei noch Fernseh sah.
Bugs Bunny und Looney Tunes. Fand ich auch gut.
Nachher räumte ich meinen Teller wieder weg und machte die Küche ein bisschen sauber bevor ich in mein Zimmer verschwand.
Dort telefonierte ich erst mit meiner Mutter die mich anrief, bevor ich eigentlich Boenz anrufen wollte.
Bruder... Kaum zu glauben wie dieses kleine Biest sich bei Mama ausheult nur damit ich mir was von ihr anhören konnte! Es war IMMER so! Wäre ich jünger als sie, hätte sie sich was anhören müssen. Jetzt erzählte die mir was mit Vorbildfunktion... In ihrem Alter? Klar, man kann immer Vorbilder haben und Familie erst recht aber sie hat angefangen so zu reden!
Ich war sauer, ich war richtig sauer.
,,Mama, je viens te voir." entschloss ich mich nun zu ihr zu kommen. Ich lass mich über's Handy nicht voll schnacken.
,,Wo gehst du hin?" fragte Charlie und sah mich mit großen fragenden Augen von der Couch aus an. ,,Zu meiner Mutter. Reden." meinte ich und zog mir meine Schuhe und eine Jacke an. ,,Das ist meine Schuld, dass jetzt alle so sauer auf dich sind." etwas verwirrt sah ich zu ihr.
,,Nein, nein. Alles gut. Egal was du denkst, es ist nicht deine Schuld. Konzentrier dich auf dich und bitte nicht darauf was meine Familie von dir hält." bat ich sie und nahm meinen Schlüssel. Ich brauch langsam echt wieder ein Auto, auch wenn die Strecke jetzt nicht lang war. Kommen die Ersatzteile aus Timbuktu oder warum waren jetzt schon drei Monate vergangen?
,,Warte kurz." rief sie mir hinterher als ich gerade den Türgriff betätigen wollte. Ich drehte mich zu ihr um und sah in ihre tiefblauen Augen. Sie starrte nun auf ihre Füße und dann an mir herauf.
Langsam kam sie einen Schritt mehr auf mich zu und legte mit zittrigem Atem ihre Arme um meinen Hals. Nicht gerade doll drückte sie sich an mich.
Ich erlaubte mir jetzt meine Hände um ihren Rücken zu legen. Lächelnd schloss ich meine Augen und genoss diesen Moment mehr denn je. Wer weiß wann ich ihr das nächste mal so nah sein würde... Ihr einzigartiger Duft umhüllte mich, dass ich einfach mich nie mehr von ihr lösen wollte. Zu gern wollte ich sie fest an mich drücken aber ich wollte nichts tun was sie nicht wollte... ,,Ich hab dich lieb." flüsterte sie. ,,Ich dich auch." murmelte ich und gab ihr einen Kuss auf ihre Schläfe.
Sie löste sich langsam wieder von mir und sah mir kurz lächelnd in die Augen.,,Danke..." hauchte sie und strich sich ihre Haare hinters Ohr.
,,Dafür musst du dich nicht bedanken. Es ist selbstverständlich, dass man sich um Menschen kümmert die man liebt. Das mit meiner Familie kriegen wir hin. Das ist kein großes Ding." versuchte ich ihr es ein weiteres Mal einzureden, dass sie nicht schuld war. Charlie nickte nur aber ich wusste genau, dass sie begann zu weinen als sie wieder zurück ins Wohnzimmer ging. Ich war total mit ihr überfordert...,,Willst du was haben wenn ich nochmal einkaufen gehe?" fragte ich sie zögernd.,,Schokolade." Also Kinderriegel.
Aber erst nach dem Treffen...
Welches zum Glück gar nicht aus dem Ruder lief.
,,Tu vas détruire notre famille, Raphaël! Tu n'as plus d'yeux que pour elle et tu ne vois pas comment tout se brise à cause d'elle!" ICH mache die Familie kaputt? Und hätte ich nur noch Augen für sie wäre ich ja wohl nicht hier her gekommen! Wer macht denn hier den riesen Aufstand?
,,Moi ? Je veux être là pour elles ! Vous feriez pareil, si vous étiez vos partenaires. Vous êtes toujours ma famille. Même si je l'aime, elle est toujours au-dessus de tout!" Trotz Charlie sind sie immer noch an erster Stelle. Sie sind meine Familie und alles für mich. Ich sah deren Problem nicht.
,,On devrait peut-être pas être si bruyants." Meine Mutter war total überfordert mit dieser Situation und auch mit dieser Lautstärke.
,,Je n'en ai plus envie... Je ne vous comprends pas." stand ich leise auf und verließ das Wohnzimmer meiner Schwester. ,,Raf, on n'a pas fini. Rien n'est réglé." hielt meine Mutter mich zurück als ich schon vor der Tür zum Flur stand.
,,On n'a pas fini ? Tu es débordé par cette situation et tu veux continuer ? Qu'est-ce que vous voulez de moi ?!" Sie war doch selbst schon überfordert hier mit! Was wollen die denn von mir? Was soll ich denn tun? ,,On veut que tu ne touches pas à Charlie.",,Ich mag Darwin nicht. Vergiss ihn bitte, Schatz. " es war so schwer meine Tränen zurückzuhalten. Entgeistert sah Barbara zu mir.,,Du gehst jetzt zu weit. Du gehst auf eine Person die gar nicht hier ist!",,VOUS NE FAITES RIEN D'AUTRE !" Ich werde morgen heiser. Entschlossen stürmte ich zur Tür, zog meine Schuhe an und knallte die Tür hinter mir zu. Das wird bestimmt wieder...
Auch wenn ich nicht an meine eigenen Gedanken im Moment glaubte... Nun mit Tränen in den Augen machte ich mich auf den Weg irgendwo hin... Irgendwo.
Ich dachte an Sale... Bei ihm stand auch ein Penny, da konnte ich gleich danach einkaufen.
Von Sale bekam ich immer hin Zustimmung meiner Sichtweise auf das ganze. Es half mir auch nicht wirklich weiter aber es war total schön, dass er da war...
,,Das ist deine Familie, Raf. Irgendwann sehen die das ein. Mach dir keinen Kopf. Bis dahin ist es zwar schlimm für dich aber irgendwann sehen die das ein." Ich nickte die ganze Zeit einfach nur und wartete darauf, dass ich gehen konnte... Auch wenn ich ihn mochte...
Im Penny legte ich dann eine Packung Kinderriegel und ein bisschen gesundes Zeug und Fertigsuppen aufs Band räumte es zu Hause entsprechend weg. Charlie war glücklich mit ihren Kinderriegeln. Weningst jemand der hier zufrieden war. Auch wenn es erst halb sieben war, ging ich mich schon duschen. Ich schiss jetzt komplett auf den Gedanken was Charlie davon hielt, dass ich halb nackt in die Küche ging um mir eine Flasche Jim Beam zuholen. Sie sah nicht mal zu mir. Auch gut.
Mit der Flasche setzte ich mich auf mein Bett und dachte noch ein bisschen über alles nach während ich mit meinem Finger nachdenklich den Deckel der Flasche umrundete. Schluchzend fuhr ich durch mein Haar damit es mir nicht im Gesicht hing und öffnete die Flasche. Nach ein paar großen Schlucken kniff ich kurz meine Augen zusammen und sah verzweifelt auf den Boden. Ich stand wieder auf um mir was anderes zu holen. Ich hatte noch eine, sechs oder sieben Flaschen Bier im Kühlschrank liegen die von der letzten Party noch übrig waren.
Ich nahm mir alle Flaschen wodurch ich auch noch Charlie's Aufmerksamkeit erregte. Sie hatte wieder kein Handy, oder? Egal, kümmerten wir uns bestimmt wann anders drum.
Mit den fünf Flaschen Bier setzte ich mich wieder ins Bett und süffelte die Scheiße einfach vor mich hin. Wo sind eigentlich meine Kopfhörer? Charlie muss ja nicht unbedingt hören was ich mache. Aber ich will hören.
Nachdem ich mir heimlich eine Rolle Klopapier geholt hatte, nahm dieser eigentlich perfekte Abend weiter seinen Lauf. Hätte er nicht so einen Hintergrund wäre er schon etwas entspannter...
Gerade als ich fertig wurde und mich sauber machte rief Bonez an. Welch ein Timing...
,,Ja?" ging ich ran und stand auf.
,,Wann kommst du wieder?" fragte Bonez als ich die Kopfhörer raussteckte.,,Wenn Charlie in der Klinik ist. Keine Ahnung wie lange sowas dauert." meinte ich und steckte die Rolle in eine Schublade meines Nachttischs. ,,Was für eine Klinik? Was war denn jetzt los?" Dieses Gespräch konnte nur Stunden dauern... Aber das war eigentlich gut. Nebenbei trank ich nicht so viel. Davor hatte ich natürlich händegewaschen. Ist ja klar. Wir sprachen tatsächlich etwa zwei Stunden allein nur über meine Gefühle die ich für sie hatte und danach erst über mein eigentliches Problem. Alles.
Sein Vorschlag war es Barbara, Charlie und mich mal einen Tag allein zu lassen aber das würde Barbara nie machen... Andernfalls war es ein Versuch wert. Ich könnte sie fragen. Vielleicht auch nur meine Schwester und Charlie... Obwohl Charles da auch nicht mitmachen würde, dachte ich.
,,Danke Bruder, und ich bin erreichbar. Also falls ich noch was für dich machen muss, sag mir Bescheid." meinte ich und wollte mich von ihm verabschieden.
,,Okay, mach ich. Immer wieder gern. Ihr macht das schon. Hau rein." Ich legte mein Handy wieder aufs Bett und kaum hatte ich die Hand frei griff ich zum letzten Bier.
Das war noch harmlos bis ich die Hälfte vom Jim Beam aus hatte...
Pur knallte der mich doch ziemlich weg und genießen tat ich ihn nun auch nicht. Sagen wir, ich genoss ihn schnell.
Nach ein paar Schlucken mehr versuchte ich aufzustehen aber das war doch eine ziemliche Herausforderung. Ich stieß drei der Bierflaschen um aber hey. Zwei standen noch. Da ich nun doch einsah, dass ich nicht weit kam und da auch nicht wirklich an mich glaubte, setzte ich mich an die Wand und griff wieder zur Flasche.
Ich exte den Rest vom Jim, stellte die Flasche ab und legte erschöpft meinen Kopf zur Seite. Meine Haare kitzelten meine Nase aber das war mir schon ziemlich egal.
Langsam fing ich wieder an zu weinen. Was mach ich hier eigentlich?,,Was... Was machst du da!? Nur weil gerade was nicht so läuft kippst du dir gleich Tonnen Alkohol rein oder was?" Charlie nimmte mir die leere Flasche weg und stellte sie aufs Boden neben mir.,,Hast du irgendwo noch irgendwelche Drogen oder so von denen ich nichts weiß?" fragente sie mich und half mich mühevoll dabei, mir aufs Bett zu tragen.
,,Wie kommst du darauf?" murmelte ich und riss den restlichen Flaschen um bevor ich mich aufs Bett fallen ließ.
,,Wo sind sie?" fragte Charlie mir aber ich legte mich nur auf die Seite und hielt meinen schmerzenden Kopf. Auch mit geschließten Augen war mir schwindelig und ich fühlte mich als würde mein ganzes Bett rotieren.
,,Naja. Heute fässt du eh nichts mehr an..." seufzte Charlie und legte die Decke über mich. Sie setzte sich neben mich und schlüpfte mit unter die Decke.
Ich schlung meine Arme um ihren Bauch und benutzte sie als Kopfkissen. In dem Moment hatte ich gar nicht an ihr Problem gedacht aber anscheinend war es für sie okay. Vielleicht hatte sie sich mit meiner Wenigkeit etwas mehr wieder angefreundet oder sie riss sich einfach nur zusammen. Ich konnte mich jetzt auch wieder mehr auf eine Sache konzentrieren und bekam es hin mit meiner Hand dessen Arm über ihr lag ihre Hand zu nehmen. Mein Lächeln wurde immer breiter als sie das hier zu lies...

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Jetzt mal 'ne fixe Anmerkung falls das hier überhaupt mal wer lesen wird. Sorry für Rechtschreibfehler weil Autokorrektur. Hier in dem Kapitel waren am Ende alle mit Absicht. Sonst waren Hinweise auf Besserungen ganz schnuggelich.

Ich wünsch euch was

These high walls - RAF Camora FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt