14. Kapitel

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Langsam öffnete ich meine Augen und durfte gleich in eine helle Lampe sehen. Ich drückte kurz die Hand die in meiner lag und sah zu meiner Schwester die auf dem Stuhl neben mir eingeschlafen war.
Meine Mutter saß auf einem Stuhl etwas weiter weg. Diese Situation kam mir bekannt vor...
Nein...
Meine Tränen schossen wieder aus meinen Augen. Ich drehte mich nun auf die andere Seite und zog die Decke über mich. Weinend drückte ich sie an mich. Irgendwie hatte ich noch Hoffnung, dass das nicht echt war. Vielleicht war der Autounfall ja nur zur Hälfte wahr gewesen. Vielleicht war ich schon früher in Ohnmacht gefallen und hatte das alles nur geträumt und sie hatte überlebt. Tief in mir wusste ich aber, dass es echt war. Ihr Tod war jetzt Teil meines Lebens.
,,Bist du wach?" unterbrach meine Schwester verschlafen meine Gedanken. Ich nickte nur ein bisschen.,,Ich bin mir sicher da oben geht's ihr besser." sagte sie ruhig und legte einen Arm um mich. Erneut fing ich an zu schluchzen. Ich kniff meine Augen und Zähne stark zusammen um nicht zu viele Geräusche von mir zu geben.,,John hat geschrieben, dass er so schnell es geht rum kommt." Eigentlich wusste ich nicht wirklich, ob ich das wollte...,, Darf er überhaupt wegen Corona?" brummte Ich.,,Die Grenzen sollen erst in einer Woche geschlossen werden." Stimmt... Naja, eigentlich hatte ich ja eh keinen Grund zu gehen. Ich wollte jetzt einfach nur alleine sein.
Daraus würde jedoch nichts werden, denn Arzt und Schwester kamen im nächsten Moment durch die Tür meines Zimmers. Ich vernahm das nur etwas. So wie ich mich unter der Decke verkroch, war das auch kein Wunder.
Warte, was?! Sofort riss ich die Decke von meinem Kopf wobei Barbara sich noch rechtzeitig in Deckung bringen konnte um nicht von mir erschlagen zu werden.
,,Bei Ihrer Frau konnten wir leider nichts mehr machen aber sie hat Ihnen noch was kleines da gelassen." Wo hatte mein Körper diese ganzen Tränen her? Nur waren es jetzt wohl eher gemischte Gefühle und nicht nur Trauer.
Genau die selben blauen Augen wie ihre Mutter... Vorsichtig nahm ich das kleine Häufchen Menschlein in meine großen Hände. Es war so winzig und so süß... Ich begann ein wenig zu lächeln aber irgendwie zog es meine Mundwinkel immer wieder nach unten.,,Eine kerngesunde kleine Tochter halten sie in ihrem Arm." lächelte der Arzt. Ich fuhr mit meinem Finger sanft über ihre kleine Stirn wodurch sie ihre Augen schloss und leise murmelnde Geräusche von sich gab.,,Ich hoffe sie waren sich dem Namen der kleinen schon einig." Ich nickte auf die Worte des Arztes.
,,Lynn." gab ich kurz von mir. Ich könnte mich Stunden nur mit ihr beschäftigen. Musste ich ja schließlich auch. Wir hätten sie zusammen im Arm halten können. Wir hätten sie zusammen groß ziehen können. Wir hatten noch so viel Zeit vor uns. Sie hatte noch ihr ganzes Leben vor sich... Alles nur wegen diesem LKW- Fahrer!
,,Darf ich sie mir nochmal kurz ansehen?" fragte mich der Arzt nun, was ich ihm gestattete. Ich drehte mich etwas zur Seite und reichte meine Tochter an Barbara weiter. Meine Mutter war dann auch schon wach und hatte lieber Augen für Lynn als mich nach meinem Befinden zu fragen.
Aber es war bestimmt auch nicht leicht für sie mich so zu sehen. Außerdem freute sie sich bestimmt auch nochmal Großmutter geworden zu sein. Weningst war sie überhaupt hier.,,Wir behalten sie 24 Stunden hier falls nochmal etwas sein sollte. Sie hatten ziemliches Glück." kommentierte der Arzt seinen Abgang.,,Warum ist sie gestorben?" fragte ich was eine ziemliche Herausforderung war.
,,Genickbruch. Sie können noch einmal zu ihr wenn sie wollen." bot er mir an.,,Können sie mich nachher nochmal fragen?" fragte ich wobei er nickte.,,Ich muss sie nachher eh wieder weg bringen, so leid es mir tut." Diesmal nickte ich.
,,Ich will alleine sein." murmelte ich als der Arzt die Tür schon hinter sich geschlossen hatte.
,,Ist in Ordnung. Ich bring dir ein paar Sachen rum. "Barbara gab mir Lynn wieder und schon war ich viel glücklicher. Es war so wahnsinnig schön so etwas großes aber dennoch kleines niedliches Ding in den Armen zu halten.
,,Tu vas faire ça." flüsterte meine Mutter und gab mir einen Kuss auf mein Haar. Ich gab zu, das waren Worte die ich brauchte. Meine Motivation mich zu regen war nicht gerade groß. Aber ich hoffte ebenfalls ich machte das schon... Egal was genau, aber solange ich was machte könnte ich mich ablenken.
Langsam legte ich mich nach hinten und ließ Lynn auf meiner Brust ein wenig schlafen, was sie auch wirklich tat. Sie gab mir gerade als einzige das Gefühl von Wärme und Geborgenheit. Auch wenn sie nur ein kleines Häufchen war fühlte ich mich sicherer. Ich fühlte mich nicht so verletzlich. Sie war gerade alles was ich hatte.

These high walls - RAF Camora FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt