,,Denkst du nicht das reicht, mein Hübscher?" fragte Charlie mit einem Lächeln als sie langsam in Dessou auf mich zu kam.
Ich griff fester um den Griff des Glases. In mich gekehrt sah ich ihr zu wie sie sich zu mir bewegte.
,,Damit vergesse ich den Schmerz." erklärte ich und ließ sie sich auf mich setzten. Ich spürte dabei keinerlei Erregung. Nur den Schmerz den ich gerne vergessen würde, es aber nicht konnte.
,,Hast duuu... Vielleicht schonmal dran gedacht, dass du das nur fühlst um damit klar zu kommen? Dass...diese Gefühle da sind weil sie dir helfen zu verarbeiten?" Sie legte ihre weiche kleine Hand an meine Wange und sah mit einem behutsamen Blick auf mich.
,,Ich werde diesen Schmerz so lange fühlen wie ich dich liebe. Ich schwor das zu tun... bis zum Tod." gab ich heiser von mir während ich sie mit Tränen in den Augen musterte. Charlie nahm mir das Glas weg und stellte es auf den Boden zu anderen unzähligen Gläsern, Kästen und Flaschen.
So sah es in meinem Schlafzimmer aus... In Wien. Aber keiner würde da rein kommen. Den Raum schloss ich eigentlich immer ab...
,,Du kannst mich auch lieben ohne traurig zu sein. Lächle' über die schönen Dinge die wir erlebt haben und sei froh, dass es dazu gekommen ist. Ich würde dich gern ein weiteres Mal in einen Teich schubsen aber andere sollen die Möglichkeit auch noch bekommen." grinste sie und küsste meine Lippen.
Sie löste sich von mir genau wie der Traum.
Langsam öffnete ich meine feuchten Augen. Ich zog die Decke über mich und wischte mir die Tränen aus meinem Gesicht wie auch aus meinen Augen. Eine Weile blieb ich so liegen bis mich mein Handy welches sich mit seinem nervigen Klingelton bemerkbar machte, unter meiner Decke hervor lockte.
Einen Moment überlegte ich ob ich meinen Finger doch nicht über den Display streichen lassen sollte. Ich bräuchte John eh nicht. Es brachte eh nichts mit mir zu reden.
Was also soll ich jetzt mit seinem Anruf? Ich hatte ihn so lange nicht mehr angenommen...
,,Hey." begrüßte ich ihn mit grummliger Morgenstimme.
,,Bist du endlich von den Toten auferstanden... Warum bist du nie rangegangen? Ich hab mir Sorgen gemacht." sagte er.
,,Warum sollte ich? Ich brauche niemanden der mir vorhält wie scheiße ich bin." murmelte ich.
,,Raf, das ist mir scheiß egal was DU denkst. Außerdem bist Du nicht scheiße. Du verschenkst dich viel zu sehr. Wie wäre es, wenn du nachdem du in Dubai warst, einfach mal ein paar Wochen mit der Familie und deinen Freunden was machst? Du musst endlich mal davon weg kommen. Alkohol ist ganz cool aber du hast eine Tochter und damit Verantwortung." Das musste er mir nicht vorhalten...
,,Korrigiere mich wenn ich falsch liege aber wer trinkt hier auch immer Alkohol, nimmt Drogen zu sich, hat mehr Straftaten begannen als ich und eine Tochter, genau wie ich, die das alles sogar noch viel mehr mitbekommt?" ging ich auf ihn los.,,Raf, das ist was anderes. Ich mag mich, ich mag mein Leben und ich bin nicht depressiv. Das soll auch nicht böse klingen aber du brauchst Hilfe und wenn du nicht mal mehr auf mich hörst fühle ich mich dazu gezwungen dich einweisen zu lassen. Du weißt, ich darf das, und du weißt, jeder andere hat diesen Gedanken auch, genau wie deine Familie. Und was du auch weißt ist, was mit deiner Tochter passiert wenn du nicht bald die Kurve kriegst." ,,Bonez, du bist mir auf den falschen Fuß getreten." Darauf hatte ich keine Lust. Also legte ich auf. Ich will das nur kurz festhalten... Hatte er mir gerade gedroht mir meine Tochter wegzunehmen?
,,Raf, das E-" ,,Verpiss dich!" vertrieb ich Abudi schneller als er hier reingeplatzt war. Ich drückte mein Gesicht tief in das Kissen und krallte mich daran fest. Für diesen Moment wollte ich einfach nur schreien.Es war alles so hektisch...
Mein Leben fühlte sich an wie ein Laufrad... Immer schneller und schneller und ich war drin gefangen.
Ich fühlte mich Tage so. Ich hatte zu wenig Zeit aber ich hatte trotzdem welche um mich auszuruhen aber diese verspürte ich nie.
In dieser Woche ging es mir schlechter denn je. Ich trank keinen Alkohol, ich rauchte keine einzige Zigarette, ich schlief am Tag nur wenige Stunden.
Das wird ein Eindruck von mir den Juju nie vergessen wird., dachte ich als ich mit Kopfschmerzen und dröhnendem Kopf versuchte nach oben zu kommen. Meine zittrigen Hände umfassten das Geländer.
Panisch hielt ich mich plötzlich fest als meine Beine einknickten. Mein ganzer Körper zitterte nun und ich schwitzte wie sonst was. Das kann natürlich klar sein mit einem Pullover im Wüstengebiet aber das sah ein Blinder mit einem Krückstock, dass mit mir etwas nicht stimmte. Mein Herz raste... Auf einmal hörte sich alles an wie unter Wasser. Ich verlor mich. Wie damals bei Charlie's Tod.,,Abudi..." versuchte ich zu rufen aber es kam nicht viel aus mir raus.
In meiner Sicht befanden sich schwarze Flecken sie immer größer wurden.
Im nächsten Moment packten mich zwei Hände unter meinen Armen und brachten mich ins Stehen.
Ich zitterte immer noch. Der Schweiß lief meine Stirn runter.
Abudi schleppte mich langsam nach oben und brachte mich in mein Bett wo er Kissen und Decke nahm um meine Füße höher zu legen.
Ich konnte mich gar nicht bewegen. Mein Kopf kippte von selbst zur Seite. Abudi's Hand jedoch drückte ihn an einer Wange wieder gerade hin. Ohne etwas zu sagen ging er und kam schnell mit einem kalten Lappen wieder den er auf meine Stirn legte.,,Mir ist heiß." keuchte ich mit Anstrengung.
Ich erwartete das nicht von ihm aber tatsächlich zog er meinen Pullover aus. Keiner von uns war schwul also war alles okay wenn er das machte. Selbst wenn wäre es nicht schlimm.,,Geht's schon etwas besser?" fragte er mich.
,,Nein." verneinte ich die Frage, dass es eigentlich kaum einer verstehen konnte.
Mein Körper beruhigte sich kein bisschen.,,Sei bitte ehrlich, Raphael. Hast du irgendwas genommen?" fragte Abudi mich leise.
,,Nein." hauchte ich.,,Ich habe Gründe dir nicht zu glauben." Ich würde gern nicken aber ich war zu schwach.,,Ich hab nicht." danach musste ich sofort schlucken. Mein ganzer Körper brodelte...
,,Ich hol' schnell ein Fieberthermometer." sagte er leise und verließ mein Zimmer. Mein Körper ging mir gerade so auf die Nerven... Alles was ich jetzt wollte war nur Charlie die sich um mich kümmerte.
Nach dem Fiebermessen ergab sich das Ergebnis, dass ich 41,4 °C Fieber hatte. Nicht gerade angenehm.
,,Kann Juju... Lynn mit...bringen?" hechelte ich als er gehen wollte.
,,Ich weiß nicht ob das geht aber ich frag sie." Ich brauche Lynn.
Mir reichte auch die halbe Portion von Charlie... Abudi schloss die Tür hinter sich und ließ mich somit allein. Kaum war er fort rollten mir meine Tränen über die Wangen.
Sie kühlten mein Gesicht kein bisschen ab. Meine Kopfschmerzen ließen dadurch auch nicht nach.
Mir war es auch sowas von egal ob Abudi das sah, dass ich flennte als er mir was zu trinken hoch brachte.
Wasser ohne irgendwas.,,Wo ist er?" Ich schlug meine Augen auf. Ruckartig hob ich meinen Oberkörper und sah sehnsüchtig zur Tür. Ich lag immer noch ziemlich flach. Ich war aber nicht krank. Corona hatte ich auch nicht. Das war nur Stress.
Langsam öffnete Juju die Tür und hatte Lynn dabei auf dem Arm.
Meine Augen strahlten wie schon lang nicht mehr.
,,Was bekomme ich dafür, dass ich einen Umweg gemacht habe und auf ein Baby aufpassen musste? Weißt du wie viel dahinter steckt?" Juju brachte sie zu mir ans Bett wo ich Lynn endlich entgegen nahm.
,,Hallo mein kleiner Schatz." begrüßte ich meine Tochter grinsend und drückte sie an meinen Oberkörper. Murmelnd bewegte sie sich etwas an mir. Aber eher an mich heran.,,Natürlich weiß ich was dahinter steckt." antwortete ich ihr leise. Mein zittrigen Körper beruhigte sich etwas. Ich fuhr von ein auf den anderen Moment richtig runter und entspannte.
,,Willst du eigentlich reden?" fragte sie nun unabhängig von unserem vorherigen Gesprächsthema. Warum will denn immer jeder reden?
Ich schüttelte vorsichtig mit meinem Kopf während ich langsam den Rücken meiner kleinen Tochter streichelte.,,Ich brauch jetzt endlich mal Ruhe. Hast du Sachen mitgenommen?" fragte ich Juju.
,,Ja. Ich bring sie hoch." Endlich war ich allein... Ich lehnte mich ins Kopfkissen und legte Lynn auf mich drauf. Sie war über den Monat den ich sie nicht gesehen hatte richtig gewachsen. Zufrieden musterte ich diesen kleinen Sonnenschein wie er mich. Sie konnte sich bereits mit den Händen etwas abstützen, also den Kopf anheben während sie auf dem Bauch lag.
Mein Herz erwärmte sich als sie anfing zu lachen. Ich ärgerte sie ein wenig mit meinen Händen wodurch sie immer mehr anfing zu lachen.
Diese Gefühle die sie mir bescherte waren unbeschreiblich. So glücklich könnte ich nie ohne sie sein.
,,Deine Schwester hat gesagt, dass sie heute auf jeden Fall nochmal raus muss. Sie hat auch ganz viel Brei eingepackt den sie am liebsten mag und noch ganz viel anderes Zeugs." kam Juju wieder rein. Ich konnte sie nicht hören. Ich wollte es nicht. Ihre Stimme machte mich aggressiv und traurig zu gleich. Einfach nur weil sie eine Frau war?
Bei anderen ging es doch auch!
,,Tust du...ihr nicht weh?" fragte Juju vorsichtig und stellte die große Tüte neben mir ab. Ich bemerkte meinen viel zu festen Griff um meine Tochter und ließ sie sofort los.,,Ich war gerade kurz weg." murmelte ich und fuhr langsam durch ihre weichen Härchen.
,,Dachte ich mir. Gehst du gleich spazieren? Ich würde sonst mitkommen." fest biss ich meine Zähne aufeinander.,,Oke." antwortete ich nur und stand dann mit Lynn in meinem Arm auf.
,,Geht's dir wieder besser?" Ich nickte nur und ging mit ihr zum Kleiderschrank wo alles andere als Ordnung drin herrschte.
Lynn saß auf meinem Unterarm während sie ihr kleines Ärmchen um mich gelegt hatte und sich umsah.,,Was soll Papa anziehen, mein Schatz?" fragte ich sie aus Reflex als ich ein hingeknülltes, weißes Shirt aus dem Schrank nahm.
,,Da!" Sie schlug auf meine Hand und wollte nach einem schwarzen Langarm-Shirt greifen.,,Das ist zu warm. Ich nehm das." lehnte ich ihren Vorschlag ab.,,Na!!",,Das?" Ich hielt ihr ein schwarzes T- Shirt hin.,,Da." Damit war sie anscheinend zufrieden. Schwarz war hier nicht gerade angenehm zu tragen wegen der Wärme aber wenn sie das wollte, trug ich es.
,,Schwarz ist viel zu warm. Ich dachte du bist krank." mischte sich Juju ein.,,Mir geht's wieder besser und wenn sie möchte, dass ich das trage, trage ich das auch. Ich weiß wie ich sie zu erziehen habe. Wir sind uns entgegengekommen." erklärte ich und legte Lynn ab um mir das T-Shirt anzuziehen. ,,Wenn du meinst." Ich atmete tief durch als ich das Shirt über meinen Körper streifte. Sie machte mich pissig. Sie machte mich richtig pissig. Und das ist nicht gut. Das ist nicht gut für sie und auch nicht für mich. Meine sexuellen Reize hatten über den letzten Monat ganz andere Grenzen gefunden. Ich war nicht mehr ich selbst. Wenn sie das weiter so machte lernte sie mich kennen. Aber nicht so wie ich es eigentlich gerne hätte. Keine Ahnung ob ihr der Einfluss den sie auf mich hatte klar war...
Beim Spaziergang wollte ich mir meine schmutzigen Gedanken aus dem Kopf schlagen aber es funktionierte nicht. Mein Herz begann wieder viel schneller zu schlagen als ich es für nötig fand.
,,Du zitterst. Ist alles gut?" fragte Juju. Meine Hände am Kinderwagen beruhigten sich wieder nicht. Mein Kopf dröhnte. Es fing wieder an...
,,Nein..." Wieder alles unter Wasser.
Ohne meinen Körper richtig für voll zu nehmen, packte ich die Laterne noch um nicht hinzufallen. Vor der Schwärze die ich vor Augen hatte und den tauben Ohren bekam ich kaum etwas mit. Ich spürt nichts. Als wären all meine Gefühle komplett betäubt worden.
,,Fass mich nicht an!" warnte ich Juju als ich ganz leicht ihre Hände an mir spürte.,,Beruhig dich!" meinte sie angepisst. Langsam rutschte ich zu Boden und lehnte mich an die Laterne. Schwer atmend saß ich dort.,,Gib mir Lynn." bat ich sie. Sofort kam sie dem nach. Ich drückte sie an mich und drückte ihr einen Kuss auf die kleine Schulter.,,Alles in Ordnung? Wollen wir wieder zurück?" Ich nickte und spürte wie meine Sinne langsam wieder zurück kamen. Ich fühlte ihren kleinen Körper immer mehr an mir, ich hörte die Geräusche der Stadt wieder...
Ich dachte mir andauernd, das würde so nicht weitergehen aber im nächsten Moment war mir das wieder komplett egal...
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These high walls - RAF Camora FF
FanfictionDie Story spielt ab Mitte 2016: Charlie, eine scheinbar normale Frau, kann vielen das Leben schwer machen. Öffnen tut sie sich so gut wie gar keinem. Sie lernt ungern neue Leute kennen, genau wie Raphael. Trotzdem wird er noch eine große Rolle in i...