11. Kapitel

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Komplett unauffällig lauerte ich dort. Mit scharfen Ohren lauschte ich den Geräuschen meines sich nähernden Opfers. Leise lud ich meine Waffe und nahm die Schritte war, die sich meiner schon geöffneten Tür näherten. Klein gemacht lag ich hinter der Ecke mit perfektem Blick zur Tür.
Kaum kam er hervor zielte ich und landete einen Treffer genau in seinen Schritt.,,Oh nein. Ich wurde getroffen." gab Raphael emotionslos von sich und hob die Nervpatrone auf um sie auf mich zu werfen. Rechtzeitig stand ich auf, dass sie zwischen meine Beine flog.
,,Ist dir irgendwas auf deinen nicht vorhandenen Schlips getreten?" fragte ich ihn und legte meine Nervgun auf die Arbeitsplatte der Küche die den Eingangsbereich makierte.,,Nein, nein. Ist alles gut." Er begrüßte mich nun mit einem Handschlag und anschließender Umarmung.,, Bist du schon fertig, dass wir zum Dreh können?" fragte ich ihn dann worauf er nur nickte.
,,Ist jetzt alles wieder gut mit deiner Familie und deiner Kleinen, da?" fragte ich und lief ihm hinterher nach oben.,,Ja. Hat sich geklärt." antwortete er und ging in Richtung Gästezimmer.,,Seid ihr zusammen?" Wie cool wäre das bitte? Ich hatte ihn noch nie mit einer Frau an seiner Seite erlebt. Ich würde mich total für ihn freuen. Ich will das mal sehen! Das ist bestimmt total süß... Jedenfalls denke ich das. Raf versucht immer ziemlich ernst zu wirken wenn er unterwegs ist. Vielleicht macht sie ihm einen freieren Kopf und hilft ihm jetzt mehr er selbst zu bleiben. Nicht, dass ich ihm nicht vertraute, dass er das alleine schaffen könnte aber es ist ziemlich schwer mit so viel Hype aufeinmal normal weiter man selbst zu sein. Mir war es scheiß egal was aus mir wird, Hauptsache ich werde kein Arschloch aber dabei halfen wir uns gegenseitig. Ich bin mir sicher, sie und ich könnten uns gut verstehen.
,,Ja." Oh, ich freue mich so...
,,Wie cool, Raf!! Ich freu mich total! Ich will sie auch kennenlernen!" Ziemlich bedrückt sah mein Freund zu mir. Mein Lächeln verschwand.
,,Sie macht das schon. Die Klinik ist gut für sie. Ich bin mir sicher danach hat sie kein Problem damit andere kennenzulernen."
sprach ich etwas ruhiger auf ihn ein.,,Nein. Das ist es nicht. Doch, schon. Ein bisschen. Bevor du sie kennenlernen kannst, muss noch so viel gemacht werden. Ich will, dass sie meine Freunde kennenlernt. Sie kennt höchstens ein paar Kollegen vom Shooting. Aber bis das soweit ist kann ich mein erstes Kind gebehren." Sorry, ich musste da kurz lachen.,,Hör auf!" lachte er selbst.,,Ne Raf. Komm. Ich bin mir sicher die Zeit vergeht schnell." meinte ich und versuchte mich so schnell wie möglich einzukriegen.
,,Wenn man auf was wartet tut sie es nicht... Wir können auf dem Weg zum Dreh weiter reden." Er hatte recht. Wir waren echt spät dran mit dem Drehen. Wir sollten uns echt beeilen. In ein einhalb Wochen geht die Tour auch schon los.
Geredet hatten wir auf den Weg dort hin eher weniger. An sich war Raf ziemlich gut gelaunt aber dafür schaltete er ziemlich schnell wieder ab wenn nichts los war. Ich fand es ziemlich spannend ihn zu beobachten. Man wusste mittlerweile schon immer mit wem er schrieb. Meistens wirklich mit dieser Charlie. Er war immer richtig am Grinsen. Wahrscheinlich merkte er das gar nicht mal. Wenn er das Handy wieder weg legte verschwand sein Lächeln. Es sei denn, seine Freunde beeinflussten das. Ich dachte einfach, dass seine Gedanke zu viel waren. Raphael dachte zu viel über sie nach. So war das anscheinend mit frisch Verliebten, dachte ich am Anfang jedenfalls aber seine Laune wurde immer Düsterer, vorallem auf der Tour nahm das zu, dass er uns alle anekelte. Außer mich. Mit mir redete er viel. Sehr viel sogar. Es brachte nur für seine Umgebung nicht viel. Die ersten paar Stunden beachtete er uns gar nicht, dann nörgelte er wieder rum. Nerven würde er mich aber nie. Ich verband das immer mit meiner Tochter. Sie vermisste ich auch jeden Tag. Ich nahm mir immer vor mehr mit ihr zu machen aber in letzter Zeit geht's einfach nicht. Bei ihm ist es das gleiche, bloß, dass es nicht seine Tochter ist sondern seine Freundin. Und er liebt sie. Anscheinend sehr.
Nach dem Release von Tannen aus Plastik machte er auch schon 'nen Abgang. Zum Ende hin wurde er entspannter. War auch ziemlich nervig langsam mit ihm. Klar, er war mein Bruder aber er nahm nachher viel auf die falsche Schulter. Was das Thema Frauen anging war er ziemlich empfindlich. Ein falsches Wort und dir wurde eine Predigt gehalten. Klar, durch ihn hatte ich meine Sichtweise zu Schlampen nicht geändert und er glaube ich auch nicht, aber er war eben nicht mehr der selbe. Dass Vergewaltigung nicht cool war musste er mir auch nicht erklären. Fand ich selbst. Ich hoffte nur dass er mit ihr besser drauf war.

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Ich wusste nicht wirklich was mit mir los war. Ich wollte nicht so sein aber so war ich in letzter Zeit einfach. Ohne Charles war ich einfach unglücklich und daran konnte ich sehr wenig ändern. Bonez verstand mich, hatte ich das Gefühl. Aber das half mir nicht. Ihre Nähe machte mich süchtig. Ich war auf Entzug wenn sie nicht bei mir war. Deswegen fuhr ich auch gleich ohne Umwege zu Charlie in die Klinik. Ich hatte ihr auch was mitgebracht. Es brauchte kaum zwei Sekunden als ich in Begleitung die Tür geöffnet hatte, da sprang sie schon auf und lief zu mir.
Mein Herz machte einen Sprung als sie endlich ihre Arme um mich schlingen konnte. Sofort genoss ich wieder ihre Nähe, ihren Duft - von dem nicht wirklich viel übrig war, durch den Geruch wie es immer beim Arzt roch - und einfach ihre Körperwärme die sie mir gab.
Glücklich schloss ich für diesen Moment meine Augen...
Es war so entspannend bei ihr zu sein...
Langsam löste sie sich wieder von mir aber ließ ihre Hände an meinem Hals liegen. Für einen kurzen Moment verlor ich mich ein weiteres Mal in den schönsten Augen der Welt bevor sie ihre Lippen auf meine legte. Dieser Kuss handelte nur von Sehnsucht.
Ich war richtig glücklich...
Nun mussten wir uns aber wieder lösen da die Betreuerin einen scharfen Blick auf uns gelegt hatte.
Sie begleitete Charlie und mich anschließend zu Ihrem Bett wo ihr das Abendessen auf den Nachttisch gestellt wurde.
,,Wir haben drei Stunden bis du weg sein musst." sagte Charlie als die Betreuerin ohne Worte den Raum verlassen hatte. Keine Ahnung wie die das hier hergeschafft hatte. Ziemlich unfreundlich.,, Was machen wir so lange?" fragte ich mich und sah mich um. Sie hatte sogar eine Mitbewohnerin, wie man an der Einrichtung feststellen konnte.
,,Wie war die Tour?" fragte sie mich und fing ihren Salat an zu essen.,,Ganz witzig und hat Spaß gemacht. Baden war ich aber nicht." sah ich provokant zu ihr.
Die beiden male hatten mir echt gereicht. Klar, es war lustig und so aber beim dritten Mal würde mir es doch nur reichen, wenn wir die Beine baumeln lassen...
,,Nicht? War doch witzig." stieß sie mich an.,,Zwei mal reicht mir das. Ich muss nicht in jeden Teich in Wien baden gehen, der nicht mal dafür gemacht ist." schmunzelte ich und hob meine Reisetasche auf meinen Schoß.,,Deswegen ist es ja so witzig." lachte sie. Ich zog nebenbei einen kleinen Teddy aus meiner Tasche. Vielleicht machte der sich als Ersatz ganz gut. Charlie stellte die Schale wieder hin und setzte sich näher an mich. Sie legte ihren Arm um mich und streichelte meine Schulter. Ich gab ihr den Teddy mit der roten Schleife worüber sie sich augenscheinlich sehr freute. Vielleicht sehr mit Erinnerungen verbunden aber ich dachte, es muss ein Ersatz her.
,,Der ist super niedlich. Danke Baby. Ich finde ihn trotzdem toll." murmelte sie glücklich und drückte mir einen Kuss auf die Wange als sie ihn entgegen nahm.
,,Schön, dass er dir gefällt." flüsterte ich und küsste danach sanft ihre Lippen.,,Ich liebe dich..." hauchte Charlie und legte ihren Kopf in meine Halsbeuge. Seufzend nahm ich das zur Kenntnis und ließ diesen Moment nun einfach sein.
Für so ein schönes Gefühl könnte ich mir keine Definition der Welt einfallen lassen. Nicht mal in tausend Jahren. Kein Lied, kein Gemälde, nichts kam ihr gleich. Schon fast gruselig wie ich diesen Menschen vergötterte.,,Kannst du mir was vorlesen?" fragte sie mich nun.,,Ja klar. Was willst du hören?",,Keine Japanische Literatur. " scherzte sie und lehnte sich zu den Schubladen vom Nachttisch, auf dem immer noch ihr Essen stand.
,,Ist zwar ein Kinderbuch aber ich les es gern. Es ist interrissant und ich mag die Bilder." Sie hielt mir ein gelbes Buch mit weichen Einwand hin. Ein Taschenbuch. Etwa 300 Seiten. Hexen hexen. Kam mir bekannt vor.,,Das Buch hat anscheinend viel miterlebt." schmunzelte ich und rutschte zur Kopfseite um mich unter die Decke zu legen.,,Das war mein erstes Buch. Hat mir meine Mutter gekauft." erklärte sie, nahm ihre Schüssel Salat und legte sich in meinen Arm. Gemütlich kuschelte sie sich an mich und aß ihren Salat während ich begann das Buch zu lesen. Nebenbei streichelte ich ihren Arm. Ich musste sagen, das Buch war wirklich unterhaltsam. Die Bilder waren wie hingekritzelte Karikaturen. Zwar waren es keine Metaphern aber so konnte man den Stil am besten beschreiben.
Durch das Lesen wurden meine Augen irgendwann schläfrig und sie fielen mir irgendwann auch zu.
In ihrer Nähe schlief ich immer so schnell ein... Ich wusste jetzt nicht ob das nervig oder gut war.
In diesem Fall beides. Durch das Schlafen verschwand unserere Zeit.
Ich musste geweckt werden weil ich schon zu lange hier war.
So lief das ziemlich oft wenn ich sie besuchte.

These high walls - RAF Camora FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt