7. Kapitel

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Nach einer Woche wollte und konnte ich das nicht mehr... Keiner stellte auf Arbeit meine Laune in Frage und eine Woche ohne Kontakt zu Raphael war eine so große Qual die ich nicht in Worte packen konnte.
,,Ich muss heute weg. Wenn ich mitbekomme, dass bei dir irgendwas passiert, weißt du was passiert." Das sagte er mir schon die ganze Zeit aber es ist noch nie was passiert... Er blöffte doch bloß!!,,Du weißt doch gar nicht wo sie wohnt! Das könnte einfach irgendeine Frau sein!" schrie Ich ihn an als ich an meinem Schreibtisch saß.,, Wenn ich wieder da bin zeige ich dir mehr Bilder. Das schaffe ich sicher auch noch." meinte er und zog seine Jacke an.,,Bis dann." verabschiedete ich mich von ihm und zeichnete weiter.,,Da fehlt noch was, Baby." Ich sah zögernd zu ihm.,,Ich liebe dich, pass auf dich auf." grinsend kam er auf mich zu und gab mir einen Kuss, den ich nicht haben wollte. ,,Ich liebe dich auch." Er sollte schnell aus meiner Wohnung verschwinden... Ganz schnell. So bald er draußen war suchte ich nämlich nach meinem ersatzschlüssel um die Tür aufzuschließen. Mit einem Text den ich an seine Schwester geschrieben hatte und in der Matratze versteckt hatte und in den Teddy gestopft hatte, machte ich mich auf den Weg zur Straßenbahn. Vielleicht kam um diese Zeit noch eine. Falls nicht laufe ich gern zu Fuß. Der Teddy war dafür da, dass, wenn er mich schneller finden würde als sie mich, ich nicht rein kam oder sie gar nicht da war, ich ihn dort hinstellen konnte.
Wenn sie ihm das zeigen würde, würde Raf Bescheid wissen. Hoffentlich...

Und tatsächlich war niemand zu Hause nach meinem langen Fußmarsch... Und da war auch schon das Problem was ich hatte. Kein Nachname den ich kannte. Ich hoffte es war die richtige Tür die er mir wirklich gezeigt hatte. Ich setzte den Teddy einfach in die Ecke und ging dann schnell wieder nach Hause. Jetzt konnte ich nur noch beten...

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Und eine weitere Woche war vergangen, dass ich Charlie nicht erreichen konnte... Ihr Profilbild war drinnen aber die Nachrichten und Anrufe gingen alle nicht durch...
Eine weitere Nacht lag ich wach mit der Hoffnung morgen würde sich etwas ändern. Warum war das mit ihr so schwer?, dachte ich mir die ganze Zeit nur. Meine Gedanken mitten in der Nacht wurden aber plötzlich unterbrochen als mein Handy aufleuchtete. Ich drehte mich auf den Bauch und nahm den Anruf auf meinem Handy, welches auf dem Boden lag, an.
,,Raf, ich fühl mich nicht gut." murmelte meine Schwester nachdenklich.,,Warum? Was ist?" fragte ich sie und setzte mich mit meinem Handy in der Hand auf.
,,Du hast doch mal so einen Teddy für Charlie gekauft, oder?" fragte sie mich.,,Hä? Ja. Wieso?" fragte ich verwirrt und rieb meine Augen.
,,Der saß heute vor meiner Haustür als ich nach Hause gekommen bin." Ich riss meine Augen auf.
,,Wie, was? Weißt du ob es ihr gut geht? Ist da irgendwo ein Zettel? Ein Zeichen? Sie schreibt mir nicht mehr! Vielleicht braucht sie Hilfe! Ich muss zurück nach Wien!"
,,Raf, entspannt dich erstmal. Da ist kein Zettel dran. Einfach nur der Teddy." Vielleicht war das ein Abschied? Wollte sie keinen Kontakt mehr mit mir haben?
,,Warte... Auf dem Rücken ist ein Reißverschluss. Vielleicht ist da was drin. Guck nach!",,Ist doch gut!" schrie sie mich zurück durchs Telefon an.,,Oh, ist das gruselig... Ich will mir das nicht durchlesen!! Da ist ein Zettel drin..." Als würde sie sich schon fast davor ekeln, so hörte sie sich an. ,,Ich komm nach Wien." Sofort stand ich auf, ließ mein Handy liegen und schmiss mich sofort in meine Klamotten.
,,Ich glaub nicht, dass John das so toll finden wird wenn du einfach so abhaust." Wird er nicht, aber er wird mich nicht hassen, weil ich mich um meine Familie kümmere.
,,Ich komm jetzt trotzdem." Von Hamburg fuhr doch alle zwei Minuten ein Zug nach Berlin. So weit würde ich schonmal kommen.
,,Wo willst du aufeinmal hin?" kam Bonez ganz verschlafen in mein Zimmer.,,Ich guck ob's meiner Freundin gut geht." meinte ich und legte mir meine beiden Ketten um den Hals um so wenig wie möglich zusammen packen zu müssen.
Ich packte mir Geld vom Nachttisch in meine Bauchtasche und legte sie mir um.,,Seit wann bist du nicht mehr single?" fragte Bonez verwirrt.
,,Ich bin single. Das andere Freundin." Auch wenn er das richtig verstanden hatte.
Ich nahm mein Handy vom Ladegerät und ging damit nach vorne. ,,Süße, kannst du mal gucken wie die Züge und Flüge sind?" fragte ich und zog mir meine Schuhe an.,,Ich fahr dich." Welch ein Witz...,,Ich fahr. Du hast keinen Führerschein." Ich griff nach seinem Autoschlüssel für den roten Mercedes und rannte aus dem Haus. Wenig später kam Bonez mit T- Shirt und Sandalen aber immer noch in Unterhose raus, schloss seine Haustür ab und setzte sich neben mich.
,,Ich muss nachher eh wieder zurück fahren." ,,Dann bin ich dafür auch nicht mehr verantwortlich." meinte ich und fuhr gleich los.
,,Also in zehn Minuten fährt ein Zug von Hamburg nach Würzburg. Da musst du sofort in einen Zug nach Wien steigen, wenn du das noch schaffen solltest. Sonst fährt nur noch einer in sechs Stunden nach Schwerin und von da aus einer nach Berlin und der würde nach Dresden fahren, wo du eine halbe Stunde auf einen Zug warten müsstest, der dann erst nach Wien fährt." Wenn ich den nicht schaffen sollte jetzt, mache ich auch das.,,Und Flüge?" fragte ich und drückte das Gaspedal durch.,, RAAAF!! Ich bin zu jung zum Sterben!!" krallte Bonez sich in meinen Arm. Wenn der am Lenkrad wäre wären wir spätestens dann tot.
,,Ich kann Auto fahren.",,Fahr vorsichtig." Danke...,,Dein ernst? Vertraust Du mir nicht?" warf ich meiner Schwester spielerisch vor und lenkte noch rechtzeitig in die richtige Straße.,,Also Flüge sind sehr teuer. 80 Euro wäre der nächste in zwei Stunden aber der ginge direkt von Hamburg nach Wien. ,,Wenn du schlau bist nimmst du den Flug. Dann bist du in spätestens vier Stunden da." Stimmt... Mein Kopf arbeitete nicht wirklich... Ich tritt vom Gas und drehte an einer Kreuzung.
,,Hast du dein Gehirn im Bett liegen lassen!? Was ist nicht richtig mit dir?" kreischte John. Ich gebe zu, mein Fahrstil im Moment war nicht der beste aber effektiv.,,Wie fährst du denn wenn Bonez schon Angst bekommt?" fragte Barbara.
,,Ich hab auf 'ner Kreuzung gewendet aber das hat da doch niemanden gejuckt." behauptete ich.,,Du hättest auch einfach zwei mal abbiegen können." sagte John und ließ mich los. Der hatte aber auch einen festen Griff gehabt.
,, Okay, dann bis nachher. Hab dich lieb." ,,Ich dich auch und fahr nicht wie ein Besenkter." Ich werd schon nicht sterben. ,,Mach ich. Bis gleich." und schon hatte sie aufgelegt.,,Ich will keine zwei Stunden warten..." murmelte ich.
,,Ruf die Polizei." schlug er vor.
,,Sie wird Höllenangst haben. Ich kann nicht einfach nur hoffen ob da eine Frau beim Einsatz mit bei ist." fragend sah er mich von der Seite an.,,Sie wurde nicht nur einmal vergewaltigt. Sie war letztens abgelenkt als ich über diesen Lucas gesprochen hatte. Ich will nicht wissen was in dem Brief steht." würfelt ich meine Aussagen durcheinander. ,,Frag deine Schwester ob sie dir ein Bild schicken kann." ,,Doch nicht jetzt!! Dann will ich noch schneller zu ihr." stritt ich das ganz schnell ab. Außerdem wollte Barbara das nicht lesen also musste sie das auch nicht. Wenn man einfach so damit konfrontiert wird, kann ich mir vorstellen ist das schon etwas komisch.
Ich wollte für Charlie und meine Schwester da sein!! Wenn irgendwer einen von beiden auch nur ein Haar krümmt, krümme ich nicht nur all seine Knochen, ich werde sie aus seinem Körper reißen!,,Raf, also es ist zwar dunkel aber genau deswegen finde ich es sehr komisch, dass ich noch erkennen kann wie rot du wirst. Ist alles gut bei dir?" Ich nickte nur langsam.

These high walls - RAF Camora FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt