Langsam trat ich in das Museum und sah mich etwas darin um. Ich erkannte die Gegenstände. Eine Modelleisenbahn. Wegen der Zeit wie wir uns kennengelernt hatten. Das Buch aus ihrer Zeit in der Klinik.
Eine Kamera wegen dem Shooting. Ein Bleistift wegen dem Bild weshalb sie jetzt bei mir arbeitete. Das iPhone was ich ihr geschenkt hatte. Eine SD- Karte. Nur weil sie sie damals weggesteckt hatte, hatte sie die Nummern noch von ganz alten Freunden mit denen sie durch mich wieder Kontakt hatte. Es sind keine neuen Freundschaften entstanden aber es wurde viel geklärt. Nebeneinander standen zwei Teddys. Beide mit den roten Schleifen. Beide das helle Fell. Der erste existierte nicht mehr. Wir alle hatten ihn verabscheut. Den zweiten hatte Charlie immer noch im Bett liegen. Er ist auch mit nach Tokyo gekommen.
Meine Schritte führten mich nun weiter in Richtung eines dunklen Ganges. Klischee.
Ich betrat den dunklen Gang in dem nur einzelne Bilder etwas heller schienen. Das erste Bild wollte ich mir von nahen ansehen aber sobald ich mit meiner Hand in die Nähe des Bildes kam, verbrannte ich mich. Schnell zog ich meine Finger wieder weg und pustet kurz an ihnen. Also musste ich mir das Bild so ansehen.
Charlie und ich saßen Arm in Arm in einer Straßenbahn. Ein schönes Bild. Wir genossen es beide.
Das zweite Bild machte wohl etwas mehr her. Es kam mir vor, als würden sie das jeweilige Jahr beschreiben. Das hier musste 2017 sein. Ein schwieriges Jahr. Ich saß auf einem Haufen voll Gold. Darin vergraben ein paar Insider von Palmen aus Plastik und Anthrazit.
Ich hielt Charlie fest in meinem Arm aber sie verblasste langsam. Wieder griff ich nach dem Bild aber es verweigerte mir dies. Mit besorgtem Blick ging ich dann doch weiter. Das Bild gefiel mir mehr. Ich blickte auf die Box von Palmen aus Plastik zwei. Vor mir lagen Massen an Preisen die wir gewonnen hatten. Charlie stand trotz meiner Aufmerksamkeit auf die Sachen immer noch hinter mir. Als ich zum nächsten Bild gehen wollte sah ich, wie sich mein Kopf auf dem Bild zu Charlie neigte. Ich lächelte. Ja, ich hatte noch rechtzeitig die Kurve gekriegt. So... Das nächste Bild. 2019 war eine Hochzeit. Ein sehr schönes Bild. Aber an dem war nicht wirklich etwas was mich wunderte. Wohl eher das nächste.
Langsam sammelten sich meine Tränen in meinen Augen als ich es ansah. Mein Großvater hatte Charles an die Hand genommen. Die beiden gingen in die weiße Hälfte des Bildes und ich mit einem Kind an meiner Hand in die, wo Zivilisation abgebildet war. Panisch griff ich nach dem Bild. Ob ich mich verbrannte oder nicht! Charlie blieb bei mir! An dem Moment wie ich das Bild an mich drückte, durchfuhr mich kein Schmerz der Hitze. Schmerzende Trauer traf es wohl eher. Meine Knie schlotterten, dass ich auf den Boden fiel. Ich war im wahrsten Sinne des Wortes am Boden zerstört. Trotzdem behielt ich das Bild an mir obwohl ich wusste, dass es nicht gut für mich war. Schnell versuchte ich mich aufzurappeln aber sobald ich mich bewegte wurde das Bild zu schwer um hoch zu kommen. Dennoch schleppte ich mich schluchzend aus dem Gang in der Hoffnung, dort würde ich mich besser fühlen. Ganz im Gegenteil.,,Du wirst Vater." Ihre Worte hallten überall.,,Bebi, ich hab ein Geschenk für dich!" Nein hast du nicht! Meine eigenen Gedanken verschmelzten mit ihren Worten.
,,Fahr!" Schreie ertönte aber verstummten.,,Sei froh, dass du zwei gesunde Beine hast." Ich sah mich panisch mit dem Bild in meinem Arm um.,,Das tut mir leid, Raf." Das hatte sie so oft gesagt und jedes Mal war es wahr.
,,Hör auf!!" schrie Ich verzweifelt.
Mein Großvater war bereits tot.
Das Bild machte mir Angst.
,,Du musst los lassen.",,Lass los.",,Raf, du solltest los lassen." Drei verschiedene Stimmen aber ich war nicht in der Lage eine davon zuzuordnen.
Mit einem lauten Knall fiel das Bild auf den Boden. Alles um mich herum verstummte. Mein Schmerz in mir verblasste genau wie die Splitter des Bildes, als würde es aus Glas sein. Jetzt war es gar nicht mehr da.,,Schatz. Wach auf." ich schreckte hoch. Meine Augen waren total verweint.,,Was hast du geträumt?" fragte Charlie mich und legte ihre Arme um mich.,,Alles gut... War nur ein Albtraum." murmelte ich. Ein Albtraum den ich schon zum dritten Mal geträumt hatte. Zwei Tage vor der Hochzeit, in der Nacht wo ich erfahren hatte, dass sie schwanger ist und jetzt. Eine Woche vor ihrem Endbindungstermin. Ich hatte Angst. Ich hatte richtig Angst.
,,Rede bitte mit mir." bat sie mich und krümmte sich etwas als sie sich an mich schmuste.,,Ist okay. Wirklich. Geht's dir gut?" fragte ich sie und drehte mich etwas zu ihr.
,,Sind nur wieder Vorwehen." murmelte sie während sie sich viel mehr krümmte und ihren Bauch unten herum festhielt.
,,Bist du dir sicher? Gibt's da Unterschiede an denen man das erkennt?" fragte ich sie und legte eine Hand an ihre Schulter.
,,Ich glaube nicht! Seh ich aus als wäre ich schonmal schwanger gewesen!?" brüllte sie mich an.,, Ist okay. Wenn du meinst." ,,Schatz, vielleicht solltest du mich doch ins Krankenhaus fahren. Ahhooo!!" Nein, nicht jetzt schon! Charlie nahm mit einer Hand die Decke weg. Okay, ich sollte sie fahren. Sagte mir jedenfalls das nasse Bett.
Sofort sprang ich vom Bett, zog mir eine Jogger und ein Shirt an und half ihr nun nach vorne zur Tür wo ich meine Schuhe anzog. Ich griff nach dem Autoschlüssel für den Maserati und half meiner sich quälenden Frau nach unten. Ihr reichten anscheinend Sochen und ihr Schlafhemd. Ich versuchte meine Gedanken und Gefühle in dieser Phase unter Kontrolle zu kriegen.
Im Auto musste ich mich trotz ihrer Schreie konzentrieren.
Ich war panisch aber glücklich und aufgeregt zugleich.
An einer Ampel musste ich nun doch stehen bleiben und konnte sie nicht knapp mitnehmen wie die restlichen dunkelorangen Ampeln.
Mein Arm wurde gerade ziemlich zugerichtet genau wie meine Ohren. Kaum war die Ampel auf grün gesprungen, schrie sie mich wieder an.,,Fahr! " wWrte, was? Was hat sie gerade gesagt? Ich drückte voll aufs Gas aber im nächsten Moment bremste ich so doll es auch nur ging ab. Das Auto war aber zu schnell. Ich blieb nicht rechtzeitig stehen. Ich hatte wegen den Lichtern eines LKW's gebremst, die sich von links näherten obwohl sie es nicht durften.
Noch während des Fahrens kündigte sich der LKW mit lautem Knall an meiner Fahrertür an. Ich riss mich aus Charlie's Griff um das Lenkrad mit beiden Händen zu umfassen. Meinen Kopf drückte ich gegen den Sitz und meine Füße gegen den Boden des Maseratis. Das Glas beider Seiten zersprang in viele kleine Einzelteile. Die Splitter flogen durch den gesamten Raum und bohrten sich in einige Stellen meiner Haut. Mit einem weiteren Knallen und der Begleitung der Hupe des LKW's blieb das Auto stehen. Ein Tinnitus durchdrang meine Ohren und ließ mich erst nach einem Moment wieder die Hupe des LKW's hören. Es war laut genug aber mir fehlte etwas.
Kaum war ich wieder in der Verfassung mich zu bewegen, sah ich zu Charlie.,,Schatz? Komm schon. Ich hol dich hier raus, ja?" Ein paar Tränen bildeten sich in meinen Augen als ich mich in diesem Schrotthaufen zu ihr herüber lehnte. Ich schützte sie indem ich über ihr war. Mit meinem nackten Ellenbogen schlug ich die eh schon angeknakste Scheibe ein und schützte mich mit selben Arm.
Als erstes kroch ich auf die Motorhaube und fasste Charlie dann an den Armen um sie zu mir zu ziehen.,,Hilf mir doch weningst ein bisschen!!" Ich konnte keine Hilfe von ihr erwarten. Weinend versuchte ich sie zu ziehen. Mit einem Ruck landete sie neben mir auf der Motorhaube. Sie regte sich nicht. Ich sah sie nicht atmen!
,,Nein, nein, nein!!" schluchzte ich und prüfte ihren Puls... Weinend ließ ich meinen Kopf auf ihre Brust senken. Meine Hand lag an ihrem wunderschönen Gesicht welches sich langsam abkühlte. Ich atmete tief ein. Mit einem stummen Schrei an ihre Brust versuchte ich meinen ganzen Schmerz aus mir raus zu schütten.,,Gib mir nur noch eine Sekunde..." weinte ich zittrig und legte mich an sie. Ich weiß nicht wie oft ich schrie... Mein ganzer Körper zog sich in mir drinnen zusammen. Wie mit einer stumpfen Nadel wurde in mein Herz gestochen und herausgepult. Meine Adern fühlten sich an wie Eis. Ich hörte nichts mehr. Ich schaltete alles um mich herum mit meinen Gedanken ab. Ich nahm nur noch ihren leblosen Körper neben mir wahr. Sanft drückte ich ihr die liebevollsten Küsse auf die Wange die sie jemals bekommen hatte.
,,Ich liebe dich. Ich liebe dich mehr als mein eigenes Leben. Warum lässt du mich allein?" weinte Ich in ihre Halsbeuge.,,Sie müssen bitte die Frau los lassen." Ich ließ diese Worte nicht zu mir durch kommen.
,,Lasst sie los!" brüllte Ich die Sanitäter an als sie Charlie auf eine Liege hoben. Ich stolperte von der Motorhaube aber kam nicht weit. Meine zittrigen Beine hielten mich nicht länger. Dann wollte ich mich auch nicht länger halten.
Ich ließ mich los und gönnte mir einen Moment Ruhe von allem.
Nur hatte ich erwartet, im nächsten Moment wieder aufzuwachen. Dem war aber nicht so. Stattdessen fand ich mich in einem weißen Raum wieder. Ohne jegliche Geräusche. In der Mitte des Raumes saß Charlie auf dem Boden.,,Schatz!" gab ich aufgeregt von mir und rannte zu ihr.,,Geht's dir gut?" fragte ich sie als ich neben ihr saß und meinen Arm um sie gelegt hatte. Lächelnd blickten ihre tiefen Augen in meine. Ich erwiderte dieses Lächeln mit schmerzenden Tränen in den Augen. Sie legte ihre sanfte Hand an meine raue Wange und gab mir einen genau so sanften Kuss. Nicht viel später löste sie sich von mir und legte sich in meinen Arm.
,,Ich wollte nicht ohne dich einschlafen." flüsterte sie und legte ihre Hand auf meinen linken Arm an den sie sich mehr schmuste.
,,Ist okay. Schlaf schön ein, mein Engel." lächelte ich unter Tränen und streichelte ihren Arm. Meine Adriana... Langsam verblassten wir beide und die Berührungen die wir uns gaben wurden immer schwächer. Ich gab ihr einen letzten Kuss auf ihr Haar bis wir ganz verschwunden waren.
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These high walls - RAF Camora FF
FanfictionDie Story spielt ab Mitte 2016: Charlie, eine scheinbar normale Frau, kann vielen das Leben schwer machen. Öffnen tut sie sich so gut wie gar keinem. Sie lernt ungern neue Leute kennen, genau wie Raphael. Trotzdem wird er noch eine große Rolle in i...