*aus Lenas Sicht*
Am nächsten Morgen wachte ich auf und die Sonne schien direkt in mein Zimmer. Wo Ju wohl gerade war. Schlaftrunken ging ich ins Bad, machte mich fertig und zog mich um.
Schließlich ging ich nach unten um zu frühstücken. Von Ju war keine Spur. Es war schon 10 Uhr also könnte es gut sein, dass er schon weg war. Aber auch nach dem gestrigen Ereignis dachte ich nicht, dass er einfach so verschwinden würde. Trotzdem schien er nicht im Haus zu sein. Ich sah auf mein Handy und das WhatsApp-Zeichen war zu sehen. Ich öffnete die App und sah eine Nachricht von Ju: 'Bin bei Simon und Anja. Ich wollte dich nicht wecken :)'
Ich war erleichtert. Hoffentlich würde er noch einen Tag bleiben.
Nach dem Frühstück schnappte ich mir mein Longboard und nahm den nächstbesten Bus um in Richtung Anja zu fahren.
Bei ihr angekommen klingelte ich und Anjas Mutter öffnete die Tür
"Du willst wahrscheinlich zu Anja, sie ist mit den zwei Jungs im Keller", sagte sie mir.
Ich ging die Treppe runter und öffnete vorsichtig die Tür. Alle drei saßen nebeneinander auf dem Sofa und starrten auf den Bildschirm des Fernsehers. Jeder von ihnen hatte einen Controller in der Hand.
"Ernsthaft? Es ist so schönes Wetter und ihr zockt im Keller", lachte ich.
"Sowas tut nach Wochen auch mal wieder gut", sagte Simon beiläufig, "spiel doch mit"
Als würde ich mit ihnen jetzt Mario Kart 8 spielen. Ich kam mit der Steuerung sehr schwer zurecht und würde mich wahrscheinlich vollkommen blamieren.
Aber als Ju mein zögern bemerkte bot er mir den Platz neben sich an. Da konnte ich wohl kaum Nein sagen.
Wir spielten zusammen ein paar Runden und so schlecht war ich gar nicht. Ich konnte gegen die anderen drei zwar nichts ausrichten aber trotzdem hatte ich mich ein wenig verbessert.
Irgendwann hörten wir auf und gingen wieder ins Erdgeschoss
"Wir bleiben noch einen Tag"?, verkündete Ju, "deine Mutter ist einverstanden Lena, ich hab sie schon gefragt"
"Und was machen wir heute?", fragte Simon.
"Wir könnten alle zusammen mit dem Longboard zum Landshut-Park fahren. Der ist ungefähr 7 Kilometer weg aber über die Flutmulde dauert das nicht lang. Und schönes Wetter haben wir ja auch", schlug Anja vor
"Hört sich fresh an", bemerkte Ju, "und was kann man im Landshut-Park machen?"
"Eigentlich ist das alles ein großes Einkaufszentrum mit vielen Geschäften aber man kann auf dem Parkplatz auch ziemlich gut Longboarden. Und einen Mecces gibts auch", erklärte ich.
"Dann machen wir das", bestätigte Simon, nahm sein Longboard das im Eingangsbereich auf dem Boden lag und öffnete die Tür. Anja machte dasselbe.
Nun standen Ju und ich kurz allein in der Tür. Er sah mich an und erinnerte mich somit an die letzte Nacht. Ich sah in seine dunklen Augen und er in meine. Es verging eine gefühlte Ewigkeit die wir einfach gegenüber standen.
Dann riss uns Simons Stimme aus den Gedanken: "Kommt jetzt, damit wir endlich fahren können!"
Ich nahm mein Board das gleich neben der Tür an der Wand stand und ging aus der Tür. Ju kam auch dazu und wir konnten endlich losfahren.
*aus Simons Sicht*
Als wir nach ein paar Minuten in der Flutmulde angekommen waren, fuhren wir die gerade Strecke größtenteils wortlos nebeneinander her.
Ju schien zu träumen, denn er war ein bisschen Abwesend und starrte in die Ferne.
Als wir ein bisschen Abstand von den Mädchen hatten, fing ich ein Gespräch mit ihm an: "Was ist los, Ju? Irgendwas stimmt doch mit dir nicht. Du bist völlig durch den Wind."
"Ach es ist nichts", wollte Ju mich beruhigen, "ich bin nur immernoch geschafft wegen der Reise"
"Du kannst mir nichts vormachen", sagte ich und grinste ihn an, "da ist was anderes im Spiel und egal was es ist, du bist dadurch vollkommen benebelt."
"Ach, das ist doch nicht schlimm, du solltest dir aber mal Gedanken machen, wann du den heutigen Vlog machen willst. Du warst ja anscheinend gestern schon zu faul", wahrscheinlich versuchte Ju mich abzulenken.
Ich kannte ihn gut, wahrscheinlich zu gut für seinen Geschmack. Ich wusste, dass sein Verhalten nicht normal war. Aber wenn er nicht reden wollte, sollte ich ihn einfach lassen.
Die Mädchen waren wieder ein bisschen zurück. Ich sollte mir wirklich einmal angewöhnen, nicht zu schnell zu fahren. Wir hatten Zeit. Ich wollte den Tag genießen. Schließlich ließ ich mich ein bisschen zurückfallen, bis ich neben Anja fuhr. Sie sah mich fragend an aber ich streckte meine Hand aus. Anscheinend war sie etwas verwirrt, aber wusste worauf ich hinaus wollte.
Sie nahm meine Hand wie am vorigen Abend und wir nahmen wieder an Geschwindigkeit zu. Ich wollte sehen, was passieren würde, wenn Ju und Lena allein sind, denn ich hatte da einen Verdacht...