Kapitel 18

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*aus Simons Sicht*

Nun war Anja erst einen Tag weg, aber es kam mir wie eine Ewigkeit vor. Ju und ich cruisten durch die Straßen Kölns um uns ein bisschen abzulenken. Trotzdem war Ju nicht wirklich bei der Sache. Wenn ich ihn ansprach antwortete er entweder gar nicht oder er sah mich verwirrt an und fragte "Was? Ich hab gerade nicht zugehört" Er war völlig durch den Wind. Langsam kam ich der Beziehungssache zwischen ihm und Lena nicht mehr hinterher. Inzwischen wusste ich nicht mehr ob sie zusammen waren oder nicht. Es kam mir fast so vor als hätten sie Streit. Solche offene Beziehungen gefielen mir nicht, deshalb war ich froh mit Anja. Wir hatten bis jetzt zum Glück noch keinen Streit gehabt. Ich wollte sie einfach nur bei mir haben.
Aber ich sollte nicht zu lange darüber nachdenken. Ich sah nach, wo Ju war und er hatte sich einen erheblichen Abstand zwischen uns verschafft. War ich echt so langsam gefahren? Wahrscheinlich wollte er einfach alleine sein. Wahrscheinlich war es nicht die beste Idee gewesen, jetzt schon etwas mit ihm zu unternehmen, wo er immernoch nur in Gedanken war. Ich beobachtete ihn von hinten und fuhr in einem gleichmäßigen Tempo weiter. An einer kleinen Kreuzung angekommen, fuhr er mit auf den Boden gerichteten Blick weiter. Und meine Sorge war berechtigt. Ich hörte laute Motorengeräusche und ein Auto fuhr viel zu schnell von einer der Seitenstraßen auf Ju zu. Ich konnte erkennen, wie er schnell von seinem Board absprang, aber es war zu spät. Schließlich lag er reglos auf dem Boden. Ich erhöhte mein Tempo so schnell es ging und war dann auch schon bei ihm angekommen. Der Autofahrer war bereits ausgestiegen und bedeutete mir, dass er den Krankenwagen rufen würde. Wie in Trance stand ich vor Ju und dem vollkommen zerbrochenen Longboard.

*aus Anjas Sicht*

Wir saßen gerade beim Mittagessen und mein Handy klingelte. Ich sah meine Eltern fragend an, während ich auf das kleine Telefon schielte und meine Mutter nickte genervt.
Der Anruf war von Simon. Ich lächelte, nahm ab und hielt das Handy an mein Ohr. Bei dem was er erzählte, stockte mir der Atem. Ju hatte einen Unfall gehabt und ich solle es Lena schonend beibringen. Das beste wäre, wenn wir sofort nach Köln kommen würden.
Leichter gesagt als getan. Ich verabschiedete mich von ihm und meine Eltern fragten, was passiert war. Sie hatten wohl bemerkt, dass etwas nicht stimmte. Ich erzählte ihnen alles knapp und sie waren sofort bereit, mich zum Bahnhof zu fahren, dass wir heute noch nach Köln fahren könnten. Trotzdem musste ich es zuerst Lena erzählen. Ich ging in mein Zimmer um meine Ruhe zu haben, und sie anzurufen. Ich wählte ihre Nummer und wartete, bis sie abhob.

Sie meldete sich mit einem: "Hallo Anja"

Ich beschloss, es ihr sofort zu sagen: "Lena, Ju hatte einen Unfall und ist auf dem Weg ins Krankenhaus. Am besten sollten wir heute noch nach Köln zu ihm fahren"

Lena war anscheinend genauso geschockt wie ich. Mit zitternder Stimme sagte sie nur noch: "Okay, also treffen wir uns um zwei am Bahnhof. Der nächste Zug geht um viertel nach"

Anscheinend war sie einverstanden. Ohne zu klären, wie lang wir in Köln bleiben würden, verabschiedeten wir uns, aber das war wirklich eine Nebensache. Zum Glück hatte sie so schnell zugestimmt.

Ich packte das nötigste zusammen, zog mich für die Fahrt um und ging zusammen mit meiner Mutter zum Auto.

"Ihr wollt wirklich wieder nach Köln?", fragte meine Mutter während wir den Weg zum Bahnhof entlang fuhren.

"Ja", antwortete ich knapp und bestimmt.

Den Rest der Fahrt lag Stille zwischen uns. Ich schrieb nur Simon zwischendurch, dass wir am Abend da sein würden und er uns am besten abholen und zu Ju fahren sollte.

Lena stand schon auf der Treppe vor der großen Eingangstür des Bahnhofs mit zwei Tickets in der Hand. Ihr konnte es wohl nicht schnell genug gehen. Wir begrüßten uns, verabschiedeten unsere Eltern und betraten das Gebäude. Wir beide waren angespannt und keiner wusste, was er in dieser Situation sagen sollte.

Als wir schließlich im Zug saßen, fragte Lena: "Hat Simon dir nicht erzählt was genau passiert ist?"

Ich schüttelte den Kopf und antwortete: "Er hat nur gesagt Ju hatte einen Unfall und liegt jetzt im Krankenhaus."

Den Rest der Fahrt ließen wir über uns ergehen, ohne einen ruhigen Gedanken zu finden. Vor allem Lena machte sich dem Anschein nach große Sorgen.

Julien Bam/Unge - FanFictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt