*aus Lenas Sicht*
Wir fuhren schon eine Zeit lang wortlos nebeneinander her. Ich traute mich nicht etwas zu sagen, denn er schien, genau wie ich, nachzudenken. Ich fragte mich was ihn wohl so beschäftigte.
Die Sonne schien und es war eigentlich kein Tag, an dem man traurig sein konnte, aber irgendwie überschlugen sich meine Gefühle. Es war alles so unreal. Ich wusste nicht wie nah ich Ju stand und ob ich ihm etwas bedeutete. Trotzdem konnte ich es tief in meinem Inneren nicht ertragen, dass er wieder gehen würde. Ich würde auf meinen Balkon gehen und niemanden haben, mit dem ich mich unterhalten kann. Diese zwei Tage hatten meine Gefühlswelt vollkommen verändert.
Simon und Anja sahen immer so glücklich zusammen aus und Ju und ich fuhren einfach nur nebeneinander her.
Irgendwann hielt ich diese Unsicherheit nicht mehr aus und fragte: "Was ist los, Ju?"
"Ach... es ist nichts besonderes. Nichts was dich interessieren würde..."
Durch sein Zögern wurde mir bewusst, dass er wahrscheinlich genau das Gegenteil von dem Gesagten meinte. Vielleicht fühlte er auch etwas ähnliches wie ich. Trotzdem wollte ich unseren letzten Tag nicht zerstören.
"Und was haben wir heute noch so vor?", fragte ich um vom Thema abzukommen.
"Keine Ahnung. Vielleicht Gitarre spielen, breakdancen... also nichts wichtiges. Morgen werden Simon und ich früh losfahren, das heißt vielleicht sehen wir uns morgen nicht mehr. Trotzdem noch einmal danke für alles was ihr für mich getan habt", antwortete er und ich konnte endlich mal wieder ein Lächeln auf seinem Gesicht erkennen. Man konnte ihm einfach nicht böse sein.
Ein wenig später kamen wir zuhause an und meine Familie wartete schon mit dem Abendessen auf uns. Ju und ich setzten uns nebeneinander auf die Bank und wir machten eine bayerische 'Brotzeit' mit meinen Eltern und meinen Geschwistern. Alle schienen sich gut zu verstehen und alles kam mir so familiär und alltäglich vor, als wäre Ju schon seit Wochen hier. Wir kamen uns auch wieder näher und die Anspannung zwischen uns war wie weggeblasen. Ich fabd es schön, dass wir nicht in Streit auseinandergehen mussten.
Als wir fertig waren, gingen wir wieder die Treppe hoch und ich machte mich fertig. Das Abendessen hatte länger gedauert als erwartet, da Ju viel zu erzählen hatte. Als ivh Bettfertig war, setzte ich mich auf mein Bett und schaltete mein Handy an. Anja hatte ein neues WhatsApp Profilbild. Sie und Simon hatten es wahrscheinlich irgendwann auf dem heutigen Ausflug gemacht. Beide lächelten in die Kamera und hielten ihre Boards in der Hand. Ich fragte mich, wie viele sie wegen des Bildes schon angeschrieben und ihren Neid ausgedrückt hatten.
Kurzerhand schrieb ich sie an:'Schönes Profilbild!'
Sie antwortete kurz darauf: 'Ja Simon ist ziemlich cute. Ich werd ihn vermissen :('
'Hört sich nach ner großen Lovestory an ;D'
'Neeein aber ich mag ihn sehr :3'
Ich lachte. Genau das könnte ich inzwischen auch von Ju behaupten. Aber beruhte es auf Gegenseitigkeit?
Ich ging wie die Nacht zuvor auf meinen Balkon um zu sehen ob Ju vielleicht die gleiche Idee hatte. Er war nicht da, deshalb ging ich zu der Balkontür meines Bruders und ich sah Ju direkt vor der Tür stehen.
Er kam ebenfalls auf den Balkon und sagte: "Ich wollte gerade schauen ob du auch da bist."
Wir stellten uns wieder nebeneinander an das Geländer.
"Du hast echt eine nette Familie", sagte Ju und sah mich an.
Die Sonne ging gerade unter und ich sah wieder in seine Augen. Sie waren tiefbraun und leuchteten durch die Sonne. Dazu seine schwarzen Haare. Er war einfach perfekt. Ich würde es nicht ertragen können wenn er gehen würde. Wir kamen uns näher. Das ganze gestrige Szenario spielte sich abermals in meinem Kopf ab aber dieses Mal wich ich nicht zurück. Ich spürte seine warmen Lippen auf meinen. Ein Glücksgefühl durchströmte meinen Körper und ich wollte ihn nie wieder gehen lassen. Die paar Sekunden kamen mir vor wie Stunden, bis wir uns wieder voneinander lösten.
Dieses Mal schien keiner von uns Anstalten zu machen sich umzudrehen und abzuhauen. Wir wussten beide dass es richtig war, was wir getan hatten.
"Ich werde dich vermissen", sagte Ju und lächelte.
Endlich hatte ich die Bestätigung, dass ich ihm etwas bedeutete. Er war der tollste Mensch der mir jemals begegnet war.
Ich umarmte ihn und er drückte mich fest an sich. Er war einfach wunderbar.