Kapitel 17

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*aus Anjas Sicht*

Nach ein paar Minuten Fahrt,  waren wir beide nur damit beschäftigt, aus dem Fenster zu sehen. Ich wollte Lena jetzt nicht ansprechen, denn sie schien nicht wirklich gut gelaunt zu sein. Um mich irgendwie zu beschäftigen, holte ich mein Handy aus meiner Jackentasche und sah, dass ich eine Nachricht bekommen hatte: 'Ich vermisse dich " ,hatte Simon geschrieben. Ich musste lächeln. Dieser Junge war wirklich das beste, was mir je wiederfahren war. Normalerweise hätte ich Lna die Nachricht gezeigt aber jetzt war das wohl nicht der passendste Moment.
Ich tippte ein 'Ich dich auch ' zurück und legte das Handy wieder weg.

*aus Lenas Sicht*

Ich war ganz und gar nicht mit der Situation zufrieden. Aus dem Augenwinkel hatte ich gesehen, dass Anja höchstwahrscheinlich eine Nachricht von Simon bekommen hatte. Warum war es bei ihnen so einfach? Warum meinte Ju, dass wir nur Freunde bleiben sollten. Ich konnte mich mit diesem Gedanken immernoch nicht abfinden aber ich konnte es genauso wenig ändern.

Doch Anja riss mich aus meinen Gedanken. "Was ist los?", fragte sie.

"Nichts ist los", antwortete ich desinteressiert.

"Du bist anders als sonst. Was ist los mit dir und Ju? Ich weiß, dass dein Verhalten ganz und gar nicht normal ist"

Ich zögerte. Meine Augen füllten sich mit Tränen, als ich an Ju dachte.

"Ich weiß es selber nicht...", begann ich, "er meint, wir sollten nur Freunde bleiben, aber ich kann mit diesem Gedanken nicht leben. Warum kann es nicht so einfach sein, wie das mit dir und Simon?"

Ein betroffenes Schweigen legte sich zwischen uns. Keiner wusste, was er noch sagen sollte.

Das war die wohl gefühlt längste Fahrt die wir jemals gehabt hatten -ich zumindest. Anja schien, gelegentlich mit Simon zu schreiben. Ju dachte wahrscheinlich noch gar nicht daran, mir eine Nachricht zu schreiben. Ich setzte meine Kopfhörer auf und versuchte, mich mit Musik abzulenken. Trotzdem musste ich bei fast jedem Lied an Ju denken. Ich wollte nicht von ihm getrennt sein.
Ich erinnerte mich an alles was passiert war, Jonah hatte mich geküsst, er hatte mir dir Tür vor der Nase zugeknallt, er hatte verkündet, dass wir nur Freunde sein sollten.
Doch trotz allem erinnerte ich mich an die schönen Tage. Wie ich ihn das erste mal wiedergesehen hatte und er mich voller Freude umarmt hatte. Als wir einen Ausflug gemacht hatten, nebeneinander am Rhein saßen und uns geküsst hatten. Oder qlsr er mir Breakdanc gelernt hatte und alles was noch passiert war. Ich merkte, dass die positiven Ereignisse die negativen in den Schatten stellten und wusste, dass ich keinen Grund hatte, sauer zu sein. Ich sollte um ihn Kämpfen, beziehungsweise,  ich hätte schon immer um ihn kämpfen sollen.

Bald waren wir dann auch zurück in Landshut angekommen. Anja und ich verabschiedeten uns und fuhren getrennt mit verschiedenen Bussen nach Hause. Ich sah auf mein Handy und öffnete WhatsApp. Ju's Profilbild sprang mir sofort in die Augen. Er stand da, mit seinen schwarzen Haaren, seinen wunderschönen braunen Augen und seinem Lächeln, das schon fast etwas gequält aussah. Ich las unseren bisherigen Chatverlauf. Wir hatten nicht viel geschrieben aber das was wir geschrieben hatten weckte so viele Erinnerungen und einfach das Gefühl von Liebe.
Sollte ich ihm schreiben? Irgendwie kam mir diese Art der Kontaktaufnahme ziemlich schäbig vor. Aber was sonst? Sollte ich ihn anrufen? Wenn ich etwas ändern wollte, müsste ich es wohl tun.
Kurzerhand wählte ich seine Nummer und hielt das Handy an mein Ohr. Ich ließ es lange klingeln und wollte schon fast auflegen, aber dann rührte sich etwas in der Leitung und ich hörte Ju's Stimme

"Hallo?", grüßte er.

"Hey, ich bin's, Lena", fing ich an.

Er schwieg kurz, als überlegte er, was er sagen sollte.

"Ähm... bist du gut angekommen?", fragte er. Etwas besseres war ihm wohl nicht eingefallen.

"Ich bin schon fast Zuhause", antwortete ich knapp.

"Das ist gut", sagte er.
Irgendwie regte er mich auf. Anscheinend wollte er gar nicht mit mir sprechen. Sollte ich mich verabschieden, oder mir etwas einfallen lassen? Ohne zu überlegen begann ich zu reden.

"Ich vermisse dich." -was er darauf wohl antworten würde.

Wieder zögerte er kurz. Was war los mit ihm? Er hatte sich so dermaßen verändert.

Nach einer gefühlten Ewigkeit antwortete er: "Ich dich auch"

Ziemlich trocken für meinen Geschmack. Ich hatte langsam Angst, dass ich ihm gar nichts mehr bedeutete. Bei diesem Telefongespräch war er ja offensichtlich nicht interessiert gewesem.
Wie auf Wunsch kam der Bus genau jetzt an meiner Haltestelle an.

"Ich muss jetzt aussteigen, bis dann", beendete ich das Gespräch.

"Bis bald", gab er noch zurück.

Dann legte ich auf und verließ den Bus. Endlich war ich wieder in meiner gewohnten Heimat. Irgendwie hatte ich es vermisst.

Julien Bam/Unge - FanFictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt