Fortschritt

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Die Landschaft zog in verschwommenen Silhouetten an Alec vorbei. Er hatte sich trotz zweitägiger Fahrt dazu entschieden, mit dem Auto nach Quantico zu fahren. Zeit zum Nachdenken hatte er dringend nötig. Die gab es auf kilometerlangen Highways reichlich. Alec hatte Agent Hotchner sofort angerufen, nachdem Adian ihn nach Hause geschickt hatte. Er konnte sich mit der Entwicklung noch immer nicht anfreunden, doch was blieb ihm anderes übrig? In San Diego wartete nichts auf ihn. Und er würde es auch nicht vermissen. Alec war lediglich für seinen Job nach dort gezogen.

Das Telefonat war kurz gewesen. Agent Hotchner hatte bereits von ihm gehört und lud ihn zu einem Vorstellungsgespräch ein. Reine Formsache, das hatte Adian ihm zu mindestens versichert. Alec hatte sein Hab und Gut trotzdem im Kofferraum verstaut. In San Diego würde er so oder so nicht bleiben wollen. Seine Wohnung war gekündigt und er hatte sich bei allen verabschiedet.

Alec war seit gut zwei Tagen unterwegs. Er hatte eine Nacht in Oklahoma verbracht. Das Gespräch würde Montag Abend stattfinden. Es war Sonntag Abend. Eine Stunde Fahrt hatte er noch vor sich. Alec fühlte sich elend. Seine Knochen waren vom stundenlangen Sitzen steif und die meiste Zeit hatte er mit Gedanken an Jasper verbracht. Ihm schien es, als ob er einen neuen Tiefpunkt erreicht hatte, was Kummer anging. Er hatte das Gefühl, ihn in San Diego zurückzulassen. Ihn, das was passiert war und alle Erinnerungen, die sie verband. Doch er wusste, dass das Blödsinn war. Trotzdem: Es schmerzte.

Die Rezeptionistin des Motels war freundlich. So wie alle Menschen in Virginia, so schien es Alec. Er schloss die Tür seines Zimmers auf und lies sich aufs Bett fallen. Ihm fielen sofort die Augen zu. Es war zehn Uhr abends, als Alec aus dem Schlaf schreckte. Er schwitze und fühlte sich ausgelaugt. Alec setzte sich auf und rieb sich durchs Gesicht. Er hatte schon wieder davon geträumt. Davon, wie er Jasper gefunden hatte. Alec wollte Jasper an jenem Abend noch einen Besuch abstatten. Er hatte den Eindruck gehabt, dass Jasper etwas bedrückte. Jeder hatte mal so einen Tag, doch Alec wollte wissen, was los war. Er hatte Jasper während des Dienstes nicht mehr zu Gesicht bekommen, also fuhr er Geradeweg zu seiner Wohnung, die keine viertel Stunde von seiner entfernt lag. Alec hatte einen Ersatzschlüssel, also hatte er ihn benutzt. Die Tür ging auf und Alecs Welt geriet innerhalb eines Augenblickes völlig aus den Fugen.

Alec schüttelte die Erinnerung ab und verließ das Motel. Er hatte Hunger, also suchte er das nächstgelegene Diner auf. Er bestellte sich Rührei und Würstchen. Es regnete. Alec sah aus dem Fenster und ihm wurde schlagartig bewusst, dass ein Friseurbesuch dringend notwendig war. Sein Äußerliches hatte er in den letzten zwei Wochen völlig vernachlässigt, achtete er ansonsten doch penibel auf sein Aussehen. Im nächsten Moment war es ihm dann wieder völlig egal. Was interessierte ihn das noch. Die Traurigkeit nahm ihn sofort wieder in Beschlag. „Das muss endlich aufhören, man, du bist das wandelnde Selbstmitleid." Alec bezahlte und schlenderte Richtung Motel. Sein Plan war gewesen, so viel Schlaf wie möglich nachzuholen, um für das Gespräch morgen fit zu sein. Wäre da nicht die Bar gewesen. Alec war hin und hergerissen. Einen Drink konnte er sich doch genehmigen. Er war auf halbem Weg zur Eingangstür, entschied sich dann doch dagegen. „Was ist nur los mit dir".

Alec schlief zum ersten Mal seit zwei Wochen ohne Albträume durch. Vielleicht war es auf die neue Umgebung zurückzuführen. Er hatte nichts dagegen. Nach einer kalten Dusche und nach längerer Betrachtung im Spiegel war sich Alec sicher, dass ein Friseurbesuch und eine Rasur doch nötig waren. Er durfte sich jetzt nicht völlig hängen lassen. Also suchte er sich den nächsten Barbershop aus seinem Handy und machte sich auf den Weg. Eine Stunde später verließ er den Laden und fühlte sich schon gleich viel besser. Als ob er sich nicht komplett aufgegeben hätte. Den Rest des Tages schlenderte er die Straßen Quanticos entlang und machte sich mit seiner neuen Umgebung vertraut. Es war ein schöner Tag. Doch für solche Gefühle fand Alec noch keinen Platz. Er seufzte. Würde der Kummer je verschwinden?

- BAU -

„Wann hast du das Gespräch mit Severin, Hotch?" Morgan war angespannt. Sie alle hatten die Akte von Alec Severin gelesen. Hotch wollte ihre Meinung einholen und ihr Einverständnis für das neue Teammitglied. „Gleich, wenn wir zurück sind, könnte aber spät werden." Hotch sah auf seine Uhr. Sie waren gerade gestartet und hatten noch einen fünfstündigen Flug vor sich. „Und er war mit der Zwangsversetzung einverstanden? Kann ich mir schwer vorstellen. Kann er denn schon wieder Arbeiten? Traumatische Erlebnisse wie" – „Reid, lass gut sein", JJ blickte Reid verärgert an. Reid senkte den Kopf und murmelte eine Entschuldigung. „Warten wir ab, was das Gespräch ergibt. Dann machen wir uns unser eigenes Bild", Dave wirkte beschwichtigend. „Wir landen in etwa fünf Stunden, ruht euch etwas aus", sagte Hotch entschieden.

Criminal Minds: Heavy HeartsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt