JJ hatte nicht lange suchen müssen, bis sie Will gefunden hatte. Er saß auf einer Bank und starrte gen Himmel. JJ zögerte. Sie wusste, dass er alleine sein wollte. Doch sie wollte das alles in Ordnung bringen. Sie wusste nicht, was in sie gefahren war. Es war ein riesen Fehler gewesen. Alles, was sie jetzt wollte, saß vor ihr. Und möglicherweise hatte sie es für immer verloren. „Erklärs mir", sagte Will nüchtern, als er sie bemerkt hatte. JJ stiegen die Tränen in die Augen. Sie konnte nicht klar denken, obwohl sie wusste, dass sie sich jetzt zusammenreißen musste. JJ atmete tief ein und ordnete ihre Gedanken. „Will, es tut mir so unendlich leid. Ich weiß nicht, was in mich gefahren ist. Ich liebe dich Will, nur dich." JJ erschienen diese Worte nicht ausreichend, doch ihr fielen keine Worte ein, die im Ansatz beschreiben würden, wie leid es ihr tat. Will zeigte keinerlei Reaktion. „Hast du ihn geküsst?" JJ hatte diese Frage befürchtet. Sie wusste, wie entscheidend ihre Antwort für ihn sein würde. Alec hatte es auch gewusst. Ansonsten hätte er nicht gelogen. „Nein", stieß JJ aus. Will seufzte und fuhr sich durchs Gesicht. „Dieses verdammte Stück Scheiße. Ich wusste, dass er auf dich abfährt. Ich bring den Mistkerl um." Will konnte sich nur schwer beherrschen. JJ konnte ihn verstehen. Sie hatte sich seit Monaten gefragt, wie es sein würde, Alec nah zu sein. Doch jetzt, da sie es wusste, wünschte sie sich nichts sehnlicher als Will. Und wenn eine Lüge Will half, dies zu verstehen, war es JJ recht. „Ich will ihn nicht mehr an deiner Seite sehen, Jennifer. Weder privat noch beruflich." JJ blickte Will verzweifelt an. „Will, ich weiß nicht, wie das funktionieren soll. Ich versteh dich ja, aber-" Will unterbrach sie: „Der Scheißkerl wird von alleine die Fliege machen, dafür werde ich sorgen."
Alec hatte sich für die nächsten Wochen krankschreiben lassen. Sein Schädel brummte so sehr, dass er das Gefühl hatte, ein Flugzeug würde darauf landen. Er verachtete sich selbst so sehr, dass es kaum auszuhalten war. Er hatte die letzten zwei Wochen damit verbracht, sich in Vorwürfen und Alkohol zu ertränken. Alkohol war für Jasper und ihn immer ein Tabuthema gewesen. Sie hatten ihre Probleme anders lösen können. Doch wer blieb ihm jetzt noch. Garcia hatte ihm gefühlte tausendmal auf die Mailbox gequatscht, doch er hatte nie zurückgerufen. Es war besser für sie. Keiner der anderen Teammitglieder hatte sich gemeldet. Kaum verwunderlich. Mit Hotch hatte er vor zwei Wochen kurz telefoniert. Er war alles andere als begeistert über Alecs Krankschreibung, so schien er jedoch genau zu wissen, weshalb diese notwendig gewesen war. Emily, Dave und Hotch wussten mittlerweile wahrscheinlich auch Bescheid.
Alec fühlte sich elendig. Was hatte er nur angerichtet. Seufzend richtete sich Alec vom Sofa auf und zündete sich eine Zigarette an, um sich gleich drauf zwei große Schlucke Whisky zu genehmigen. Japser wäre an die Decke gegangen, hätte er seinen besten Freund so gesehen. Doch Alec war zu diesem Zeitpunkt alles scheiß egal. Auch JJ hatte Scheiße gebaucht. Er schüttelte den Kopf und legte sich wieder hin. Sein Kiefer schmerzte. In diesem Moment wünschte Alec sich, er hätte sich gewehrt. Hätte seinen Mann gestanden. Hätte dazu gestanden, dass er JJ liebte. Er verwarf die Gedanken sofort wieder. Auch diese Gefühle würden verschwinden. Er befürchtete jedoch, dass nichts mehr so werden würde wie vorher. Wie sollte er je wieder mit dem Team zusammenarbeiten können? Die waren wahrscheinlich zusätzlich noch stinksauer darüber, dass er sich zwei Wochen hatte nicht blicken lassen. Er hatte sie im Stich gelassen. Sein Handy hatte Alec seit einer gefühlten Ewigkeit nicht mehr aufgeladen. Um ehrlich zu sein, wusste er in seinem Suff nicht einmal mehr, wo er es zuletzt gesehen hatte. Alec lachte auf und schloss die Augen. In seinem beschwipsten Zustand erschien ihm all nur noch halb so schlimm.
„JJ, beruhig dich erst mal. Bist du dir sicher? Habt ihr überall nachgesehen?" Hotch versuchte JJ so gut es geht zu beruhigen, insofern dies in einer solchen Situation möglich war. Er verstand kein Wort, JJ war zu aufgeregt. „JJ, gib mir Will, sofort." Hotch hörte, wie JJ das Telefon weitergab. „Hotch? Wir haben überall gesucht. Jede Straße in der Nähe seines Schulwegs. Die Polizei sucht gerade noch mal alles ab. Seine Lehrer haben nichts gesehen, er war alleine unterwegs. Scheiße, ich war doch nur 5 Minuten zu spät." Hotch hörte, wie Will gegen die Tränen ankämpfte. „Bleibt, wo ihr seid. Ich trommle das Team zusammen. Wir sind in zwanzig Minuten da", rasselte Hotch mechanisch herunter, um Will ein beruhigendes Gefühl von Kontrolle zu geben. Als Hotch aufgelegt hatte, kontaktierte er sein Team. Er war ein Freitagnachmittag, er hatte sein Team gegen Mittag nach Hause geschickt. Sie hatten es sich verdient. Hotch versuchte es ebenfalls bei Alec. Er war Experte. Egal was zwischen ihm und JJ vorgefallen sein mag. Nur die Mailbox. Hotch fuhr sich durch die Haare. Alec war seit Tagen nicht zu erreichen gewesen. Fluchend verließ er sein Büro.
Als Hotch ankam, parkten bereits einige Wagen vor JJs und Wills Haus. Ein Streifenwagen war ebenfalls dort. Er trat durch die Haustüre, die nur angelehnt war. Er hörte Stimmen aus dem Wohnzimmer. Sofort eilte er durch den Flur. Garcia und Emily saßen mit JJ auf dem Sofa und versuchte sie zu beruhigen. Reid und Dave redeten gemeinsam mit Will mit den Beamten. Dave blickte auf und kam Hotch entgegen, um ihn aufzuklären. „Noch immer keine Spur von Henry. Die Polizei hat alle Straßen mehrfach abgesucht. Zeugen befragt und Kameras abgecheckt. Bis jetzt nichts." Hotch seufzte und nickte Will zu, als dieser kurz aufblickte. Dave lehnte sich ein Stück näher zu Hotch, damit nur er ihn hören konnte: „Könnte Zufall gewesen zu sein. Will sollte Henry gegen 12 Uhr von der Schule abholen. Kam aber wegen eines Unfalls zu spät. Er sagt, es können höchsten 10 Minuten gewesen sein. Keine Lehrkraft und kein Schüler scheinen Henry gesehen zu haben. Tatsache ist nur, dass er verschwunden ist. Seit mehr als zwei Stunden.
DU LIEST GERADE
Criminal Minds: Heavy Hearts
FanfictionFBI-Agent Alec Severin wird zwangsversetzt: mit sofortiger Wirkung arbeitet er mit der BAU zusammen. Durch seine Spezialisierung auf Menschenhandel bringt er dem Team echten Nutzen. Während der Ermittlungen kommen sich JJ und Alec näher. Als JJs Soh...