Glück

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„Das ist nicht dein Ernst, Hotch?" JJ war außer sich, als Hotch dem Team verkündete, dass Vane und ihr Team den Fall übernehmen würden. „JJ beruhig dich. Ich habe lange darüber nachgedacht. Das ist Henrys beste Chance. Außerdem wird Alec Vane unterstützen. Die beiden werden alles von hier aus steuern. Wir werden also immer auf dem Laufenden bleiben und ihr zwei sowieso", sagte Hotch an Will gewandt. Dieser nickte. Endlich ein vernünftiger Zug seitens Will, dachte Spencer. Seine Ansprache hatte anscheinend etwas bewirkt. Es hatte niemandem aus dem Team gefallen, den Fall abzugeben, doch irgendwie wussten alle, dass es das vernünftigste war.

Just in diesem Moment tapste Garcia mit einem bedrückten Gesicht in die Runde. Schlechte Nachrichten. Wir haben einen Fall. Dreifachmord in Florida. Schweigend blickte Penelope zu Hotch, dieser seufzte und fuhr sich durch die Haare. „JJ, ich denke, es ist besser, wenn du und Will nach Hause fahren. Ihr müsst euch ausruhen. Nimm dir so viel Zeit, wie du brauchst. Für alle anderen: Wir fliegen in 30 Minuten. Macht euch fertig. Derek sah zu Spencer, Spencer zu Dave und Dave zu Emily. Diese nahm JJ noch einmal in den Arm. Vane sagte an Will gewandt: „Wir arbeiten auf Hochtouren". Dieser nickte und nahm JJs Hand. Seufzend sah Alec ihnen nach, als sie den Fahrstuhl betraten.

„Ist nicht dein Ernst, Alec?" Verwirrt sah Alec Vane an. Diese starrte ihn ungläubig an. „Sag nicht du hattest was mit einer verheirateten Mutter? Du Dreckskerl!", sagte Vane fast sprachlos, während sie ihm gegen den Arm boxte. „Ehm, nicht ganz?" Alec versuchte sich aus der Situation zu retten. „Was heißt, nicht ganz? Oh man Alec, du verliebst dich echt immer in die falschen Frauen." Kopfschüttelnd schenkte Vane Alec ein Lächeln. „Für mich hat es aber nie gereicht", ergänzte sie. Alec sah sie ernst an: „Weiß der Geier, weshalb". Vane lachte, wurde dann aber wieder ernst und sagte: „Los du Geier, machen wir uns an die Arbeit."

Die Tage verstrichen wie im Fluge. Meistens waren Alec, Vane und Garcia alleine im Büro. Alec und Vane arbeiteten ununterbrochen. Ihr Büro war mit etlichen Informationen zugepflastert, Garcia war quasi zu ihnen gezogen und die leeren Essensverpackungen stapelten sich auf dem überfüllten Mülleimer. Sie ließen niemanden in dieses Büro. Geheimhaltung war bei solch pikanten Fällen von größter Bedeutung. Zu Garcias Missgunst. Sie war kein Fan von diesem Chaos, doch für Vane und Alec schien das alles seine Ordnung zu haben. Sie beschwerte sich nicht. Garcia hatte sich schließlich aus freien Stücken dazu entschieden, sich in ein anderes Büro einzuquartieren. Schon alleine, weil sie nun die meiste Zeit nicht mehr alleine war. Dies war der einzige Weg für sie, Henry zu helfen. Ihr gefiel es, sich nicht nutzlos zu fühlen. Will und JJ schienen mit jedem Tag der verstrich, ein Stückchen Hoffnung zu verlieren. Es war nun vier Wochen her, seitdem Henry verschwand. JJ hatte schon nach einer Woche wieder angefangen zu arbeiten, zu Garcias Überraschung. Doch es schien ihr ungemein zu helfen.

„Hey P, hast du den Code schon fertig? Ich wollte nur kurz einen Testdurchlauf machen, ich habe das Gefühl, ich habe was vergessen", sagte Carter. Agent Carter Chaplin war ein Analyst aus Vanes Team. Er war vor 2 Wochen nach Quantico gekommen, da Vane und Alec neben Garcia noch mehr „technische Hilfe" benötigten. „Sollte schon auf deinem Bildschirm sein. Und ich habe es dir schon tausendmal gesagt Carter, nenn mich nicht P! Was für ein dämlicher Spitzname." Carter kicherte und drehte sich auf seinem Stuhl in Garcias Richtung. „Und Babygirl ist nicht dämlich?" Alec und Vane lachten, doch Garcia machte sich für den Gegenschuss bereit: „Ich habe wenigstens keinen Nachnamen als Vornamen. Carter. Was haben sich deine Eltern nur gedacht." Carter lachte und zwinkerte ihr zu: „Wir wäre es, wenn wir heute Abend einen trinken gehen, dann erfährst du es." Garcia blickte schockiert drein und warf eines ihrer Flauschtiere nach Carter. „Träum weiter Chaplin. Mach dich nützlich und arbeite weiter". Alec und Vane tauschten amüsierte Blicke und kicherten. „Hey, was gibts da zu kichern ihr zwei, ihr...", doch Alec fuhr ihr lachend ins Wort: „Ist ja gut, ist ja gut. Wir werden weiterarbeiten: nach dem Essen. Worauf habt ihr Lust?", fragte er in die Runde. „Also ich hätte Lust auf was Blondes...", lächelte Carter an Penelope gewandt. Die war in binnen von Sekunden auf den Beinen und baute sich vor ihm auf: „Schön, dann gehen wir was trinken. Irgendwann. Ich hätte jedoch eine Bedingung: Dass du mich einen Tag lang, nur einen Tag lang mal nicht auf die Palme bringst!" Alec beobachtete Carter dabei, wie er grinsend seine Siegerfaust in die Luft streckte. Garcia und Carter hatte sich von Anfang an geneckt. Alec wusste, dass Garcia ihn mochte, obwohl sie es sich nicht anmerken ließ. Er und Vane hatten schon eine Wette darüber abgeschlossen, wann Carter Garcia endlich für ein Date rumkriegen würde.

Alec blickte zur Tür, als ein Klopfen den Raum erfüllte. Er trat zur Tür und ging hinaus auf den Flur. Hotch wartete auf ihn und sagte: „Wir sind gerade zurück, schneller als erwartet. JJ hatte wie so oft den richtigen Riecher. Dave wollte bei sich zu Hause kochen, wenn ihr Lust habt?" „Ouhja, da sage ich doch nicht nein", ertönte es aus dem Büro und schon eilte Carter nach draußen. Garcia und Vane folgten. Hotch wartete, bis Vane die Tür schloss und sah sie an. Sie lächelte, dann gingen sie in Richtung Fahrstuhl. „Neue Erkenntnisse?", Hotch wollte sich einen kurzen Überblick über die aktuelle Lage schaffen. „Es wird. Mit jedem Tag kommen wir diesen Dreckkerlen ein Stück näher. Ich weiß, dass das niemand hören will, aber Geduld ist hier gefragt. Das hasse ich am meisten an meinem Job." Vane schien erschöpft. Sie machten seit Wochen Überstunden und viel Schlaf bekam sie nicht. „Deinen Job scheinst du aber ganz schön gut zu beherrschen. Abbot sagt auch, ihr kämt schnell voran. Ich befürchte nur, dass JJ so langsam die Geduld verliert." Abbot war Vanes Unit Chief und stand in ständigem Kontakt zu Hotchs Boss. Hotch war der einzige, der einigermaßen detaillierte Informationen zum Fall bekam. Der Rest des Teams wurde herausgehalten. Wie zum Beispiel JJ. Das machte sie wahnsinnig, doch sobald etwas Wichtiges passierte, wurde sie natürlich darüber in Kenntnis gesetzt. Vane seufzte: „Vielleicht kriegen wir heute mal den Kopf frei, etwas Ablenkung tut allen ganz gut, denke ich." Hotch stimmte ihr nickend zu. Jeder hatte Vane in den letzten Wochen ins Herz geschlossen. Ebenso wie Carter. Doch Hotch hatte manchmal den Eindruck, dass er Vane zu sehr ins Herz schloss. Er war in letzter Zeit eher auf Abstand gegangen. So was wie Gefühle oder eine Beziehung konnte momentan niemand gebrauchen. Außerdem machte ihm diese Vorstellung Angst. Seit Haley hatte er niemanden an sich rangelassen. Außerdem, Vane musste sich auf Henry konzentrieren, Ablenkungen jeder Art wären dabei nicht hilfreich. Vane schenkte Hotch noch eines ihrer atemberaubenden Lächeln und stieg dann in den Fahrstuhl.




„Noch einen Drink, Alec?", Dave stand vor ihm und hob die Weinflasche hoch. Alec nickte dankend und hielt Dave sein Glas hin. „Unser Alec hat aber heute ganz schon viel Durst", sagte Emily lachend in die Runde. Alec schüttelte lachend den Kopf und erwiderte: „Solltest du auch mal probieren, mein Stresslevel sinkt gerade auf null." Auch JJ und Will lachten. Es war schön zu sehen. Zwar wussten die beiden, dass wir Henry immer näherkamen, doch hatten sie ihn immer noch nicht wieder. Die beiden gingen erstaunlich gut mit der Situation um. Sie kapselten sich nicht ab, sondern waren immer dabei, wenn irgendwas anstand. Alec bewunderte sie und verspürte wie so häufig einen Stich, als er darüber nachdachte, dass er das Glück der beiden damals fast zerstört hatte. Nur weil er einmal an sich gedacht hatte. Alec blickte in die Runde und bemerkte, dass Vane und Hotch fehlten. Sie standen auf Daves Veranda, beide ein Glas Wein in der Hand. Irgendwas lag da in der Luft.


Ein bisschen Liebe würde hier allen guttun, dachte sich Derek. Auch wenn es kitschig klang. Doch befürchtete Derek, dass Hotch es wie so oft nicht dazu kommen lassen würde. Seit Haleys Tod war er emotional so abgekapselt, dass selbst seine engsten Freunde, die Einheit, Schwierigkeiten hatten, seine Stimmungslage zu deuten. Aber Vane schien irgendwie zu ihm durchzudringen. Lächelnd wandte er sich wieder in die Runde. Sein Blick verfinsterte sich jedoch sofort, als er Carter sah. Er blödelte mal wieder mit Garcia herum. Derek konnte den Typen nicht leiden. Er war zu perfekt. Carter hatte schwarzen Haar, braune Augen die an ein Reh erinnerten, er war recht breit, aber nicht dick, eher muskulös. Er trug eine Brille und hatte das breiteste Zahnpastalächeln, das Derek je gesehen hatte. Und er hasste es, da der Typ Garcia anscheinend an die Wäsche wollte. Aber nicht mit Derek. Sein Babygirl würde nicht ein weiteres Stück in einer Sammlung von irgendeinem Typen werden, der an nichts außer Sex interessiert war. „Wieso guckst du so betrübt drein, mein Schokobär?" Garcia sah ihn fragend an. Derek schien irgendein Problem mit Carter zu haben. Und das ging ihr mächtig auf den Zeiger. „Hast du mal kurz zwei Minuten?" fragte Garcia an Derek gewandt und schleppte ihn mit sich, obwohl er noch gar keine Zeit hatte zu antworten.

Emily blickte den beiden lachend hinterher. Carter rief Derek noch hinterher: „Bring sie mir ja heil zurück, Schokobär." Die Verbliebenden am Tisch lachten. JJ fühlte sich nach langer Zeit noch einmal „normal". Was auch immer das bedeuten mochte. Sie wusste, wie hart Alec, Vane, Garcia und Carter arbeiteten. Oft bis tief in die Nacht. Sie hatte ein schlechtes Gewissen, doch war sie auch froh darum. Sie war nicht wütend, wenn sie die vier beim Rumblödeln erwischte. Sie hatten ein wenig Freude verdient, nachdem sie sich in jeder Minute nur mit schrecklichen Dingen beschäftigen mussten. JJ freute es auch, dass Carter anscheinend sehr an Garcia interessiert war. Und was auch immer da zwischen Aaron und Vane lief, schien auch keine negativen Aspekte zu haben.

„Schön, mal alle zusammen zu sehen", sagte Vane und blickte von der Veranda aus auf ihre Kollegen. „Ist lange her", stimmte Hotch zu und sah Vane in die Augen. Irgendwie wurde er dieses Gefühl nicht los. Immer wenn er Vane sah, regte sich etwas in ihm. Und wieso sollte er diesen Gefühlen nicht nachgehen. Er hatte sich lange genug zurückgezogen. Eine wunderschöne Frau stand vor ihm und er mochte sie. Es wurde Zeit, Klartext zu reden, auch wenn ihm bewusst war, dass seine Gefühle möglicherweise nicht erwidert werden würden. Anfangs dachte er, dass da irgendwas mit ihr und Alec war. Doch sein Gefühl sagte was anderes. „Hör mal, Vane", Hotch versuchte die richtigen Worte zu finden. „Ich dachte mir, dass wir zwei vielleicht mal zusammen essen gehen. Also ich meine ohne das Team. Nur wir zwei?" Hotch kam sich dumm vor, er hatte es noch immer nicht auf den Punkt gebracht. Vane sah Hotch stirnrunzelnd an. Sie zögerte. „Wenn es um den Fall geht, das können wir auch in einer ruhigen Minute in deinem Büro bereden...", doch Hotch fiel ihr uns Wort. „Nein, es geht nicht um den Fall. Ich..." Hotch nahm all seinen Mut zusammen. „Ich habe Gefühle für dich, Vane. Und solltest du auch etwas fühlen, dann würde ich gerne herausfinden, wohin uns das Ganze führen wird." Vane war sprachlos. Aaron hatte ihr von Anfang an gefallen. Etwas zu sehr, dachte sie. Sie hätte sich im Traum nicht ausmalen können, dass der Unit Chief Gefühle für sie entwickeln würde. Alec hatte ihr von seiner Frau und deren Tod erzählt und dass Aaron niemanden an sich heranließ. Deshalb hatte sie sich keine Hoffnungen gemacht. Und dann war da noch Alec. Ein kleiner Teil in ihrem Herzen hatte gehofft, dass sie und Alec sich während der Ermittlungen wieder näherkommen würden und dass es diesmal sogar klappen würde. Doch Vane hatte schnell gemerkt, dass aus ihr und Alec nie mehr als Freundschaft werden würde und ihre Gefühle waren nach dieser Erkenntnis überraschend schnell verschwunden. Möglicherweise war Aaron der Grund dafür gewesen.

Aaron deutete Vanes Sprachlosigkeit als Nein und erwiderte sofort: „Vergiss es, war eine blöde Idee, Ich...", doch Vane fuhr ihm dazwischen: „Nein, ich würde gerne mit dir essen gehen. Aber bitte kein Fischrestaurant, dann flüchte ich." Aaron sah Vane lachend an. Ihm fiel eine gewaltige Last von der Seele und sein Herz klopfte wie wild. „Einverstanden." Vane grinste und die beiden machten sich auf den Weg zu den anderen. Auf ihrem Weg kamen sie an der streitenden Garcia und dem streitenden Derek vorbei. Hotch und Vane gingen schweigend vorbei.

„Wo liegt dein Problem, Derek?" Garcia war stinksauer. Wofür hielt der sich. „Ich will dich beschützen, Penelope. Dieser Typ tut dir nicht gut. Sieh ihn dir doch an. Der sammelt Frauen wie Trophäen, fall nicht auf seine Masche herein." Garcia war sprachlos: „Achja? Und wie um Himmels willen kommst du darauf, dass ich nur eine „Trophäe" für ihn bin?" Derek suchte nach den richtigen Worten. „Babygirl...", doch Garcia fiel ihm ins Wort: „Du glaubst, dass ich nicht gut genug für ihn bin? Er sieht zu gut aus für mich? Ist es das? Du bist so ein Dreckskerl, Derek Morgan." Mit diesen Worten stapfte Garcia wütend davon. Derek wollte ihr nachlaufen, doch ihm wurde schlagartig bewusst, dass er riesen Mist gebaut hatte.

Criminal Minds: Heavy HeartsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt