Kieran hatte sich nach einer großen Runde durch das Schloss auch wieder bei den Gästen blicken lassen und bahnte sich einen Weg zu seiner Schwester. "Kieran!" sprach sie fröhlich über den Tisch hinweg. Kieran verbeugte sich vor Kaden und sprach ein paar Worte. Er wollte gerade schon wieder gehen, als sich ein schlaksiger Mann neben ihn stellte und sich verbeugte. Kieran erkannte ihn sofort, seinen tölpelhaften Großcousin Johann. Als er ihn sah, bereute er es gleich, was er zu Katharina gesagt hatte. Sie war viel zu gut für ihn.
"Prinz Johann, darf ich Euch meine Schwester vorstellen? Katharina!" sprach Kaden und winkte sie zu sich heran. "Katharina, das ist Prinz Johann!" ergänzte er und so musterte sie ihn. Ihre Gedanken behielt sie für sich und knickste leicht vor ihm. "Es freut mich, Euch endlich kennenzulernen, Prinz Johann!" sprach sie und schielte an ihm vorbei zu Kieran, der sie nur seufzend ansah. "Darf ich Euch zu einem Tanz bitten?" fragte Johann und hielt ihr gleich den Arm entgegen. Sie zögerte einen Moment, nahm dann jedoch an. "Wie wäre es, wenn wir erst einmal spazieren und uns ein wenig kennen lernen? Zum tanzen bleibt noch so viel Zeit!" sprach sie und zog ihn etwas abseits.
"Sie lernt. Langsam, aber sie lernt!" meinte ihr Vater mürrisch. "Bruderherz, lass uns tanzen!" schlug Serephina vor und nahm Kieran bei der Hand. Kaden sah seiner Frau noch hinterher und unterhielt sich dann mit seinem Vater. Er wusste, dass er Katharina an den jüngsten Prinzen von König Tigurt verheiraten wollte, doch er fand es keinesfalls gut. "Was bringt dir diese Hochzeit?" fragte er und ließ sich neuen Wein einschenken. "Ein neues Bündnis mit König Tigurt und ich kann meine restlichen Nerven behalten!" sprach der alte König und trank aus seinem Kelch. "Vater, sie ist deine Tochter!" mischte sich der älteste Sohn ein, Maximilian. "Sie wird sowieso nie eine Königin! Sie kann froh sein, dass sie noch einen Prinzen abbekommt!"
Es dauerte seine Zeit, doch weiter am Abend wurde das Brautpaar von den Gästen in die Luft gehoben und bis in Kadens Zimmer getragen, schließlich musste die Ehe noch vollzogen werden. "Katharina!" sprach der König, während die meisten Gäste noch im Schloss waren, und winkte sie heran. "Du bist betrunken!" bemerkte die Prinzessin und sah ihn angewidert an. "Schon möglich!" begann er und schwenkte seinen Kelch voller Rotwein, bis dieser sogar über seine Hand floss. "Ich habe mit Johann geredet!" setzte er mit bordeauxrotem Blick fort. "Du wirst in zwei Tagen mit ihm abreisen und nächsten Monat vermählt!" Katharina sah ihn fassungslos an. "Jetzt freu dich schon! Ohne mich würde dich doch niemand nehmen! Wer besteigt schon eine Silberhexe?!" lachte er.
Es hatte das Fass zum Überlaufen gebracht. Katharina hatte ihm schon den Weinkelch aus der Hand geschlagen und seine Wange mit der flachen Hand getroffen. Sofort zogen die umstehenden Gäste erschrocken die Luft ein und wichen ein paar Schritte zurück. "Katharina!" Es war Maximilian, der sie gesehen hatte und sofort neben sie trat, stets in Achtung vor dem silbernen Messer in ihrer Faust. "Vater!" rief Vilas und auch Vincent stürzte auf seinen Vater zu. "Katharina, nimm das Messer runter!" bat Maximilian vorsichtig und trat noch einen Schritt näher an seine kleine Schwester heran. "Nein, lass sie! Soll sie mich doch erstechen! Das traut sich die kleine Prinzessin sowieso nicht!"
Kieran hatte ganz genau gesehen, wie es dazu kam, dass Katharina ihren eigenen Vater am Kragen gepackt und mit dem Messer bedroht hatte. Die Klinge hatte sie auf seinen Hals gerichtet und war drauf und dran, es zu tun, doch Kieran wusste, dass sie es nicht machen würde. Er stand nahe bei den Ställen und wies einen jungen Stallburschen an, zwei Pferde zu satteln, während die Gäste immer weiter zurück in den Schlossgarten strömten. Maximilian hatte drei Wachen herangezogen, doch das würde Katharina nicht abhalten. Der alte König lachte erneut hämisch und so entwich der Prinzessin eine Träne. "Deine Mutter war genauso schwach wie du!" sprach er, doch das war ein Fehler.
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Des Königs verhasste Kinder
Historical FictionMaximilian, Michael, Kaden, Vilas, Katharina, Vincent. Die sechs Kinder des Königs werden auf die Probe gestellt. Michael scheint verschollen, Kaden frisch getraut, Katharina begeht ein Verbrechen und zieht Vincent mit hinein. In einer Zeit von K...