Mit dem Kopf über seinen Schriften, all den Anträgen, Einladungen und den wenigen Beschwerden vergaß Kieran völlig die Zeit. Fast eine komplette Woche hatte er nun gefehlt, die verlorene Zeit musste er wieder einholen. Spät Abends klopfte eine seiner Dienerinnen an der Tür und steckte den Kopf herein. "Isa! Wie kann ich dir helfen?" fragte Kieran und bemühte sich um ein Lächeln. Die junge Brünette wollte gerade beginnen zu antworten, doch dann verwarf sie ihr Anliegen. "Die Therme würde Euch sicher gut tun, Euer Hoheit! Lasst die Arbeit ruhen, Ihr seid doch heute erst wieder angekommen!" meinte sie und so seufzte der junge König. "Du hast Recht! Ich danke dir!"
Kaum zehn Minuten später hatte sich Kieran hinunter in die Therme begeben und lief nur mit einem Handtuch bekleidet auf das Wasserbecken zu. Als er jemandem im Wasser entdeckte, blieb er jedoch stehen. "Kieran!" bemerkte Katharina freudig, die ihn seit ihrer Ankunft kaum noch gesehen hatte. "Komm her!" sprach sie und deutete auf den Platz neben sich. "Ich schau auch weg!" meinte sie, konnte ihren Blick letztendlich jedoch kaum von seinem Oberkörper lassen. Es war ewig her, dass sie einen Mann so entblößt gesehen hatte. Beide saßen sie nun nebeneinander, das Wasser bis zu den Schultern.
"Dein Reich ist wunderbar, Kieran!" meinte Katharina, um die Stille zu brechen. "Ich war vorhin etwas spazieren mit Vincent, wir kamen gar nicht aus dem Staunen heraus!" sprach sie, doch Kieran verzog nur das Gesicht. Katharina hatte es nicht mitbekommen, so sehr hatten sie ihre Erinnerungen an die wundervolle Stadt eingenommen. Kieran kam ihr etwas näher und zog sie sanft am Nacken weiter in die Therme. Fragend sah sie ihn an, ließ sich jedoch von ihm führen. Er beugte ihren Kopf und fuhr ihr durch das kohledurchsetzte Haar. Seine Hände fuhren sanft über ihre Kopfhaut und strichen ihr die schwarze Färbung aus den Haaren. Er hatte die schneeweiße Färbung schon immer geliebt. Es kränkte ihn, sie nun mit so hässlich schwarzen Haaren zu sehen.
Bis auf den letzten Krümel wusch er die Kohle heraus und fuhr immer weiter durch ihre Haare, die im Wasser so unglaublich schwerelos und doch etwas farblos schienen. Katharina musterte ihn, wie konzentriert er war, total versunken. Sanft hob er ihren Nacken wieder an, drehte sie mit dem Rücken zu sich und spülte ihre Haare noch einmal. Schmunzelnd sah Katharina ihn über ihre Schulter an. "Ich möchte nicht, dass ihr ohne mich das Schloss verlasst!" sprach Kieran leise und wanderte mit seinen Fingerspitzen gedankenverloren über ihre nackten Schultern und den schutzlosen Rücken.
"Kieran?" fragte Katharina verlegen. Er antwortete nur mit einem leisen Grummeln. "Ich bin nackt." murmelte sie verlegen, während Kieran noch immer über ihre Wirbelsäule strich. Es dauerte einen Moment, doch als er ihre Worte und die Bedeutung dahinter begriff, löste er sich ruckartig von ihr. "Verzeih mir! Ich..." versuchte er sich zu erklären. "Alles gut, du hattest eine anstrengende Woche!" meinte Katharina und ließ sich bis zu den Schultern wieder ins Wasser gleiten. "Kieran, du bist wie ein großer Bruder für mich! Lass es uns nicht kompliziert machen, okay?"
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Des Königs verhasste Kinder
Historical FictionMaximilian, Michael, Kaden, Vilas, Katharina, Vincent. Die sechs Kinder des Königs werden auf die Probe gestellt. Michael scheint verschollen, Kaden frisch getraut, Katharina begeht ein Verbrechen und zieht Vincent mit hinein. In einer Zeit von K...