Fünf

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Mit der Klinge am Hals wurde der kleine Vincent von seiner Schwester zu den Ställen gezogen. Maximilian seufzte nur, doch sein Vater sackte vor Lachen unter den Tisch. Katharina wunderte sich nur kurz, schnappte sich dann jedoch die beiden Pferde und sattelte mit ihrem Bruder auf. Vilas rannte ihnen noch hinterher, doch die beiden waren schon viel zu weit weg. "Komm schon! Vinc, komm!" rief Katharina ihm zu und wischte sich die Tränen weg. Hinter ihnen hatte sich eine Gruppe Reiter zusammengefunden, allen voran ihr Bruder Vilas, der die beiden Geschwister verfolgte. In der Dunkelheit führte Katharina ihre Stute in den Wald und sorgte dafür, dass Vincent immer in der Nähe blieb.

Schnell hatten beide den Wald hinter sich gelassen und ritten auf einem Feldweg weiter in Richtung Osten. Nach einer Weile verließen sie den Weg und führten ihre Pferde in einen der Flüsse. Besorgt sah Katharina sich immer wieder nach Vincent um, doch der kleine Prinz folgte ihr treu und stieg hinter ihr wieder aus dem Wasser. In der Dunkelheit suchten beide etwas Schutz in einer Apfelplantage und sahen zufrieden, wie Vilas und der Rest der Reiter an ihnen vorbeiritt. Katharina hatte gar nicht gemerkt, dass ihr Kleid ganz zerrissen war, doch nun fluchte sie. "Was ist los?" fragte Vincent, doch als Katharina den Stoff von ihrem Bein zog, sah er das Blut. Sie spülte die klaffende Wunde in dem Fluss und nahm den zerrissenen Stoff als Verband. "Vincent, du solltest doch etwas schlafen! Wir müssen morgen früh weiter!" sprach sie, doch ihr Bruder schüttelte den Kopf. "Ich kann nicht schlafen. Lass mich mal sehen!" meinte er. "Ist nicht so schlimm, das heilt von allein!" Sie versuchte sich es selbst einzureden, doch die Wunde war dafür zu tief. "Katharina, warum hast du das gemacht?" fragte Vincent und pflückte ein paar Äpfel. "Wir haben doch da sowieso keine Zukunft! Vater hasst uns! Und wenn er mich schon an diesen Tölpel verkaufen will, wen bekommst du dann erst ab? Außerdem lass ich dich nicht einfach zurück!"

Müde saßen beide Geschwister kurz vor Sonnenaufgang auf ihren Pferden und ritten südwärts, was den jungen Prinzen verwirrte. "Zwei Tagesritte und wir sind da!" Es war die einzige Information, die Vincent bekam. In einem abgelegenen Dorf hatten sie sich einen Abend etwas verpflegen können. Ein Heiler hatte flüchtig über Katharinas Wunde gesehen und ihr ein paar Kräuter mitgegeben. Vincent war etwas ausgehungert, doch er tröstete sich mit dem Gedanken, bald irgendwo anzukommen und dort eine Tafel nur für sich zu haben. Katharina lachte nur darüber, sie wusste ja, wo sie unterkommen würden.

König Kieran war mittlerweile, wie die meisten Gäste, wieder abgereist und nach knapp zwei Tagesritten in seinem Schloss angekommen. Serephina und Kaden waren ein unglaublich glückliches Paar, doch die Flucht von Katharina trübte ihre ersten Ehetage. Vilas führte den Suchtrupp an, aber der alte König scherte sich nicht weiter darum, ihm war es egal.

Des Königs verhasste KinderWo Geschichten leben. Entdecke jetzt