Vierzehn

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Erhobenen Hauptes ritten Maximilian und Kaden neben ihrem Vater auf das Schloss zu. Katharina und Kieran sahen von einer Terrasse weit oben auf sie herab und verbargen ihre Nervosität. "Kieran, ich möchte dabei sein." sprach Katharina, woraufhin der junge König nickte. Sie hätte nicht gedacht, dass er so schnell zustimmen würde, doch er wusste genau, dass er sie so oder so nicht davon hätte abhalten können. "Komm, unsere Gäste sind gleich da!" meinte er und hielt ihr höflich den Unterarm entgegen, wo sie sich gleich schmunzelnd einhakte.

"Wenn es zur Schlacht kommt, haben wir einen klaren Vorteil!" erklärte Kaden leise und sein Vater nickte. Eine Schlacht wäre am einfachsten, aber eine Belagerung fordert keine Soldaten, nur Zeit!" meinte Maximilian und sah zu dem Wasserfall, der die ganze Stadt versorgte. "Kieran ist nicht dumm, er wird sie uns ausliefern, bevor es überhaupt dazu kommt!" sprach der alte König und hustete. Schon seit einigen Tagen kamen diese Hustenanfälle immer häufiger vor, doch er meinte, es sei nur ein trockener Hals und eine leichte Mandelentzündung.

Während Vincent wie aufgetragen in seinem Gemach blieb, warteten Katharina und Kieran geduldig im Thronsaal. Maximilian trat als erstes in den Saal und musterte die beiden nur böse, er hatte sie mittlerweile vollkommen als seine Feinde angenommen. "Da ist sie ja! Die flüchtige Verräterin!" lallte der alte König gleich los, doch Katharina blieb ruhig stehen. "Ihr seht hungrig aus!" sprach Kieran und führte seine ganz besonderen Gäste auf eine Terrasse, wo sie abgeschirmt von der Stadt auf den Schlossgarten sehen konnten. Von der großen Tafel nahmen sich die beiden Brüder etwas Brot und einen Apfel, während Kieran und Katharina über den Schlossgarten sahen und Vincent am Fenster lauschte.

"Ihr wisst, warum wir hier sind!" begann der alte König. Kieran seufzte, er hatte gehofft, das Gespräch anders beginnen zu können. "Selbstverständlich!" sprach er ruhig und drehte sich zu ihm um. "Wenn ich Euch eine Frage stellen dürfte, König Isfur?" hakte Kieran langsam nach und so nickte der alte König etwas irritiert. "Eure Tochter hat womöglich einen Fehler begangen, als sie Euch die Klinge an den Hals drückte, doch auch sie hatte ihre Gründe für ihre Flucht!" begann Kieran. "Was habt Ihr davon, wenn ich Katharina und Vincent mit Euch schicke? Lasst sie hier bei mir! Sie machen Euch keinen Ärger und Eure Thronfolge ist sowieso gesichert!"

Katharina hatte Vincent mitbekommen, wie er über dem Fensterbrett hing, doch sie konnte es ihm nicht verübeln. "Vater,-" begann Katharina, doch er lief schon mit festen Schritten auf sie zu. "Beherrscht Euch!" fuhr Kieran ihn an, während er sich vor Katharina stellte. "Geh mir aus dem Weg, Junge!" fauchte der alte König hustend. "Tut mir leid, aber Katharina steht nun unter meinem Schutz, genauso wie Vincent!" Maximilian schien beinahe zu platzen. Er ballte die Hände zu Fäusten und sein Kiefer zuckte nervös. "Dann bist du mein Feind! Ich gebe dir bis Sonnenuntergang Zeit, ansonsten lasse ich den Rest der Armee anrücken und werde jeden einzelnen deiner Soldaten mit dem Schwert durchbohren!"

Es war Maximilian, der immer mehr wie sein Vater wurde. Dickköpfig, stur und störrisch. Kieran seufzte und sah zu Kaden, der bisher noch kein Wort gesagt hatte. "Ihr wollt doch keinen Krieg!" meinte Kieran. Der alte König hustete und wich zu Kaden an die Seite. "Was ist los? Vater, bist du krank?" fragte Katharina, wurde jedoch gleich von Maximilian aufgehalten. "Ich will euch Sonnenuntergang an der kleinen Lichtung sehen!" fuhr er sie an und hievte seinen Vater zusammen mit Kaden aus dem Schloss. 

Katharina sah Kieran wehleidig an, doch er schenkte ihr nur ein schwaches Lächeln und lief zurück in den Thronsaal. "Lasst die Sammelbecken volllaufen, sichert die Nahrung und lasst die Soldaten sich sammeln! Filias, du nimmst dir drei deiner besten Männer und reitest in die Flusslande! Und ich möchte, dass die umliegenden Dörfer evakuiert werden! Bringt sie in die nächste Stadt oder hierher! Bereitet alles nötige für eine Belagerung vor, aber lasst mir die Südseite!" Katharina kam kaum hinterher, doch Kieran erteilte einen Befehl nach dem anderen. Er wusste, was zu tun war, all das musste er schon lange vorbereitet haben.

Filias, einer seiner Offiziere, lief hinunter zu den Kasernen der Stadtwache und verschwand mit drei Männern. "Kieran, was sollen diese Männer tun?" fragte Katharina erschrocken und folgte ihm in sein Gemach. "Sie holen meine Schwester. Bleibt sie dort, benutzen deine Brüder sie als Druckmittel." erklärte er starr. "Das würde Kaden niemals zulassen!" meinte Katharina, doch kaum hatte sie es gesagt, wusste sie es. Kaden würde nie davon erfahren. "Und was ist an der Südseite?" hakte sie weiter nach. "Katharina, dein Vater stirbt in spätestens einer Woche! Er hat den eisernen Husten! Deine Brüder werden es uns anhängen und die Belagerung wird für uns unerträglich! An der Südseite ist ein Tunnel im Fels, er führt weitläufig aus der Stadt und bringt sowohl Serephina hier rein, als auch uns im Notfall heraus! Es ist ein versteckter Fluchtweg!"

Des Königs verhasste KinderWo Geschichten leben. Entdecke jetzt