Neunzehn

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Vilas half seinem großen Bruder in die goldene Rüstung und ließ sich dann von ihm helfen. "Denkst du wirklich, Vincent ist krank?" fragte der Jüngere besorgt, schließlich war erst der Familienvater an einer Krankheit dahingeschieden. "Sie werden ihn im Schloss versteckt halten, Katharina wird nicht wollen, dass er sieht, wie ich meinen ehemals besten Freund umbringe." antwortete Maximilian stur und sattelte seinen Hengst.

Nervös ritt Katharina neben Kieran und Serephina. In ihren langen Kleidern auf den weißen Pferden wirkten beide Frauen unglaublich majestätisch. Kieran sah stolz auf beide herab und strich seiner Stute über den Hals. Sie warteten an der Lichtung und sahen auf das große Lager, aus welchem die Thronfolger der Flusslande angeritten kamen. Zwischen den beiden Fronten lagen knapp hundert Meter, weshalb Kieran ein letztes Mal zu seiner Schwester sah. "Pass auf dich auf, Bruderherz!" sprach sie und schenkte ihm ein zuversichtliches Lächeln.

Katharina hatte einen Kloß im Hals, sie brachte kein Wort heraus. Einzig allein der Blick, dem sie dem jungen König entgegenbrachte, verriet ihm ihre Sorge. Sie wollte nicht, dass er kämpft, doch davon hatte er sich nicht abbringen lassen. Kieran wusste, seine einzige Chance lag in der Überheblichkeit seines Gegners. Er hoffte, sein alter Freund würde einen Fehler machen. Er hoffte, es gäbe eine Möglichkeit, zu siegen, doch umbringen wollte er Maximilian nicht. "Pass auf mein Erbe auf, Kathrinchen!" Sie musste sofort schmunzeln und nickte, während ihr eine Träne über die Wange kullerte.

Langsam ritt Kieran auf Maximilian zu und musterte die goldene Rüstung, auf die er schon immer sehr stolz gewesen war. "Wo ist Vincent?" fragte dieser nur und sah auf seine Schwester am Waldrand. "Im Bett, er hat Fieber." erklärte Kieran kühl. "Ich hoffe für dich, das stimmt!" knurrte Maximilian und zog sein Schwert. Katharina sog scharf die Luft ein und schlug sich die Hand vor den Mund. „Du weißt, dass ich Siegen werde!" sprach Maximilian erhobenen Hauptes. „Und du weißt, dass ich kämpfen werde." gab Kieran zurück. "Noch ein paar letzte Worte?" fragte Maximilian und deutete mit der Klinge auf die beiden Prinzessinnen. "Ich habe mich bereits verabschiedet." seufzte Kieran und drehte sich mit seiner Stute zu den beiden um. Die Könige nahmen etwas Abstand voneinander und machten sich bereit für den Kampf. Vilas sprach seinem größeren Bruder noch einmal Mut zu, doch der winkte nur ab, er wusste um die verhältnismäßig schwachen Kampfkünste seines Gegners. "Ich hätte nie gedacht, dass ich mich mal mit ihm wegen Katharina duellieren werde!" meinte er dann und sah zu seiner Schwester. "Aber gut, sie haben es so gewollt!"

Es war schrecklich mit anzusehen, als die beiden Könige aufeinandertrafen und Kieran von seinem Pferd stürzte. Die Stute ging schrecklich wiehernd zu Boden und trat mit den Hufen um sich, während die Soldaten der Flusslande jubelten und klatschten. Katharina sah zu Kieran und wollte ihm schon zur Hilfe eilen, doch sie hätte nichts daran ausrichten können. Mit Müh und Not schob Kieran das weiße Pferd von seinem Bein und rappelte sich mühselig wieder auf, während Maximilian schon zum nächsten Hieb ansetzte. Kieran jedoch nahm seinen kleinen Dolch und warf ihn auf den braunen Hengst. Die Klinge traf das Tier mitten in der Brust, doch sein Reiter war schon abgesprungen und wesentlich eleganter und sicherer gelandet. Die Schwerter schlugen aneinander und das Klirren hallte über die Lichtung. Kieran schlug sich tapfer, doch schnell fiel der erste Treffer und sein Kettenhemd zerriss an der Schulter. Maximilian lachte nur und schlug weiter auf ihn ein. Die Freundschaft zwischen ihnen war gestorben und nun gab er Kieran die Schuld am Tod seines Vaters. Er war wütend, dass es soweit kommen musste, doch Kieran war ein gestandener Mann, er hätte es verhindern können.

Wütend und in Gedankenkreisen verstrickt drängte Maximilian seinen Gegner zu Boden, bis dieser mit einigen klaffenden Wunden vor ihm auf dem Boden kroch und ihn flehend ansah. Katharina weinte bitterlich und auch Serephina konnte sich das Schauspiel nicht mehr mit ansehen, doch es half alles nichts, sie konnten ja doch nichts mehr daran ausrichten.
Maximilian hob sein Schwert und stieß Kierans weg, sodass es einige Meter weiter neben der Leiche seiner Stute zu liegen kam. Kieran atmete schwer und drehte den Kopf zur Seite, wo er seine Schwester und seine frisch getraute Ehefrau sah, bevor es ihm Schwarz vor Augen wurde und er schlaff zusammensackte.

Des Königs verhasste KinderWo Geschichten leben. Entdecke jetzt