Zweiundzwanzig

58 5 0
                                    

Kieran hatte sich nicht überreden lassen, er wollte unbedingt zu den anderen. Vorsichtig half Katharina ihm und stützte ihn. Sie stiegen langsam die Treppen herab und kamen auf einer Terrasse an, wo Vilas, Michael und Serephina saßen. "Kieran! Wie geht es dir?" fragte Michael sogleich besorgt. Katharina zog einen Stuhl heran und setzte ihren König darauf ab. "Mir ging es schon einmal besser!" antwortete er und sah Michael an. "Euer Hoheit Königin Katharina, die Schneiderin ist gerade angereist!" gab eine junge Dame von sich und sah Katharina an. "Bringt sie in ihr Gemach und kümmert Euch um sie, ich werde nachher zu ihr kommen." wies Katharina an und so ging das Mädchen wieder. "Königin Katharina?" fragte Vilas neugierig und so schmunzelte das frische Ehepaar. "Vor dem Duell brauchte ich eine Lösung für mein Königreich. Wenn ich verloren hätte, gäbe es niemanden in meiner Erbfolge, der mich Vertreten könnte. Serephina wird wahrscheinlich Königin der Flusslande und Kinder habe ich noch nicht. Als dann Katharina zu mir kam... Nun ja, wir haben uns kurzfristig getraut und da Katharina nun Königin ist, wäre es auch für Maximilian schwerer gewesen, sie hinzurichten, zu foltern oder überhaupt mit sich zu nehmen." Gespannt lauschte auch Vincent den Worten Kierans. Er stand im Halbschatten am Rande der Terrasse und hielt die Hand seines Freundes. "Geh du, ich glaube, das kann länger dauern!" meinte er und gab dem jungen Soldaten noch einen Kuss, bevor Vincent neben seine Brüder trat. "Ihr habt ohne uns geheiratet?" fragte er und Serephina schmunzelte. "Ich glaube, ihr müsst doch noch ein Fest feiern!" sprach sie und so gaben die jungen Eheleute nach. 

Zur Beerdigung Maximilians hatte es bei den Adligen einen großen Aufstand gegeben. Der König war tot, der erstgeborene Sohn ebenso, die Prinzessin verheiratet und der verschollene Zweitgeborene war auf einmal wieder da. Natürlich war die Thronfolge das Gespräch, auch unter dem einfachen Volk, doch für die Geschwister selbst stand es schon lange fest. Michael lebte sein kleines, bescheidenes Leben, wo niemand ihn erkannte, und kam nur zu einigen, wenigen besonderen Anlässen als Königssohn zurück. Kaden jedoch nahm seinen Platz in der Erbfolge ein und wurde mit Serephina an seiner Seite König der Flusslande. 

Es dauerte seine Zeit, doch drei Monde später kamen unzählige Adlige in die Wälder zu Kieran und Katharina. Sie saßen gemeinsam auf ihren riesigen Stühlen und strahlten eine Wirkung aus, wie es sonst nur ein Königspaar tat, welches schon seit Jahrzehnten glücklich regiert hatte. Kieran trug ein moosgrünes Gewand mit feinen hellblauen Schmuckelementen. Eine Blumenranke mit hellblauen Blüten zierte sein Oberteil und ließ ihn elegant und anmutig wirken. Katharina hatte ein wunderschönes hellblaues Kleid gewählt, welches dieses mal jedoch nicht an der Taille eng saß, sondern von ihrem Busen aus weit nach unten abfiel. Ein nicht gerade unauffälliger Smaragd zierte ihr Dekolleté und auch die Ringe der beiden Eheleute trug einen kleinen Smaragd in sich.

Das Fest begann und es wurde viel geredet und gelacht. Serephina und Kaden kamen nun als Königspaar und auch die Steppenfürstin Laera war mit ihrem Gatten angereist. In ihrem ockerfarbenen Kleid trat sie vor Katharina und Kieran und beglückwünschte beide. "Euer Verlust tut mir leid, doch wie ich sehe, hat dies Euch nur noch stärker gemacht!" sprach sie und verbeugte sich knapp. Das junge Königspaar bedankte sich und stand nach einer Weile auf. Kieran hob den Arm und so nahm Katharina seine Hand an und ließ sich von ihm auf die Tanzfläche führen. Der Tanz war wunderschön und erst nach einer ganzen Weile war die sonst so tanzfeste Katharina von ihren Kräften verlassen. Sie blieb stehen und sah ihrem Mann tief in die Augen, versank in ihnen und dankte ihrem Gott für diesen tollen Mann. "Wir sollten das Buffet eröffnen!" sprach er, denn schon als kleiner Junge konnte er ihr aus den Augen lesen. Sie schmunzelte und so war es beschlossene Sache. 

Die Speisen dufteten in allen Geschmacksrichtungen und so stürzte sich der Adel auf das Essen. Es war für jeden etwas dabei, sodass auch eine Katharina alles fand, wonach ihr gerade der Sinn stand. Es dauerte seine Zeit, bis jeder etwas auf dem Teller hatte, doch bis Katharina endlich satt war, verstrich nochmal eine halbe Ewigkeit. Als Vincent dies mitbekam, warf er noch einen letzten Blick auf seinen Trainer und erhob sich dann. Mutig ging er auf das Königspaar zu und redete etwas um den heißen Brei herum. "Vincent!" drängte Katharina nach einer Weile und so nickte er betreten. "Ich möchte nicht in die Flusslande zurück, ich werde hier bleiben, wenn Ihr es erlaubt!" sprach er und nahm seinen ganzen Mut zusammen. "Selbstverständlich erlaube ich es!" meinte Kieran und auch Katharina nickte glücklich. "Darf ich fragen, weshalb dieser Sinneswandel?" hakte Kieran nach, als Vincent schon gehen wollte. "Nicht nur ich habe meine Liebe hier in den Wäldern gefunden!" erklärte Katharina wissend.

"Ich danke Ihnen, dass Sie alle so zahlreich hier erschienen sind!" begann Kieran seine Rede und trat nervös auf der Stelle herum. "Wie alle wissen liegt die eigentliche Hochzeit ja schon eine Weile zurück und so haben die Waldlande schon seit fast vier Monden eine neue Königin!" Bei Katharinas Erwähnung jubelten ihre Brüder und auch einige der anderen Gäste kurz auf, widmeten sich dann jedoch auch schnell wieder Kierans Worten. "Und wie jedem hier wohl klar sein wird, braucht ein Königspaar auch einen Nachfolger!" Seraphina zog aufgeregt die Luft ein und so sah jeder auf Katharina, welche sich auch gleich stolz erhob. 

"Ich freue mich verkünden zu dürfen, dass wir wohl nicht mehr allzu lange auf unseren Nachfolger warten müssen!" sprach Katharina, strich den Stoff ihres Kleides straff und präsentierte ihren kleinen Babybauch, welcher den ganzen Saal in fröhliches Geschrei ausbrechen ließ. Das werdende Elternpaar küsste sich und hatte wohl für den restlichen Abend nichts anderes mehr zu tun, als Glückwünsche anzunehmen und sich und das kleine Wunder feiern zu lassen, welches am Tage ihrer Hochzeit den Weg des Lebens gefunden hatte.

Es sollte ein kleiner Prinz werden, doch sollte er nicht allein leben. Neben zwei Schwestern und einem Bruder bekam der Kleine Mann auch zwei Cousinen und noch einen Cousin von Serephina und Kaden.
Zusammen entdeckten sie die Weiten des Landes und der Meere, liebten und hassten einander, führten Schlachten und schlossen Bündnisse, doch dies ist eine andere Geschichte aus einer anderen Zeit.

Des Königs verhasste KinderWo Geschichten leben. Entdecke jetzt