Dreizehn

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Maximilian war empört, als ihn der Brief seines ehemaligen Freundes Kieran erreichte. Als Kinder hatten sie mit Michael viel gemeinsam erlebt, hatten sich oft getroffen, trotz der Entfernung von fast vier Tagesritten. Als Michael mit sechzehn Jahren aus dem Schloss verschwand, bekam auch die Freundschaft von Maximilian und Kieran Risse. Doch nun sah alles ganz anders aus. Kieran hatte beide Eltern verloren, seine Schwester war verheiratet und lebte in den Flusslanden, Michael war für die Öffentlichkeit spurlos verschwunden und Katharina hatte Verrat am König und somit den Flusslanden begannen, bevor sie auch noch den jüngsten Prinzen entführt hatte.

Kieran war genauso Verräter wie Katharina, dachte Maximilian und berichtete seinem Vater von der gescheiterten Auslieferung. "Ich konnte ihn noch nie leiden!" mischte sich der vierte Sohn des Königs ein. Vilas hatte mal wieder gelauscht und trat nun aus dem Halbschatten. "Kieran wollte nie König werden, aber als seine Eltern verbrannt wurden, plante er schon seine ersten Verfügungen! Er kam immer gut mit Michael zu-" begann er, doch Maximilian hatte schon ausgeholt und seine flache Hand quer durch das weiche Gesicht seines Bruders gezogen. Das dunkelblonde Haar fiel ihm ins Gesicht und verdeckte damit die sofortige Rötung seiner Wange. "Ich reite mit Vater in die Wälder und dann wird Kieran uns eine gute Erklärung geben!" herrschte Maximilian durch die große Halle und so nickte der alte König stolz.

Vilas saß frustriert an der langen Tafel und wartete auf das Essen, als Kaden und Serephina lachend hereinkamen. "Vilas! Was ist passiert?" fragte die Prinzessin, als sie den Handabdruck sah, und setzte sich ihm gegenüber an die Tafel. "Dein Bruder, der Verräter, hat Katharina und Vincent und liefert sie nicht aus! Das ist los!" keifte der Prinz und verließ ohne ein weiteres Wort den Speisesaal. Fragend sah Serephina ihren Ehemann und Vater ihres noch ungeborenen Kindes an. "Katharina ist mit Vincent bei Kieran?" Maximilan stöhnte wütend auf. "Sie kann nichts dafür!" fauchte Kaden ihn an und griff nach Serephinas Hand. "Du kannst froh sein, dass ihr schon verheiratet seid! Ansonsten hätte sie es schon längst nicht mehr so einfach!" drohte Maximilian.

Während die Wut der Königsfamilie in den Flusslanden stieg, wuchs die Verzweiflung bei Kieran. Schon seit Tagen kam er nicht zum Essen und ließ sich nur selten außerhalb seines Gemachs sehen. Katharina machte sich Sorgen, sprach ihn jedoch nicht darauf an. Ein paar Dienstmädchen berichteten ihr hin und wieder, doch meist seufzte sie nur und klopfte doch nicht an seiner Tür. Vincent blühte richtig auf. Er baute sein Talent zum Schwertkampf und Bogenschießen weiter aus und verstand sich prächtig mit dem nur wenige Jahre älteren jungen Soldaten, der ihn unterrichtete.

Katharina konnte nicht schlafen. Sie lief nachts durch den kleinen Schlossgarten, bewunderte den Wasserfall, las ein paar Bücher und schrieb einen Brief. Eines Abends hatte sie einen Entschluss gefasst, den sie niemandem anzuvertrauen vermochte. Fein säuberlich gefalten und versiegelt legte sie spät Abends den Brief vor Kierans Tür und begab sich dann zu den Stallungen. Seufzend sattelte sie ihre Stute und gab ihr noch etwas Wasser und Futter.

Gerade wollte sie aufsitzen, da zog Kieran sie zurück und drückte sie gegen die nächste Pferdebox. "Ich hatte dich klüger eingeschätzt!" fauchte er und brachte die Stute wieder in ihre Box. "Kieran, ich muss gehen! Sonst-" begann sie und zog sanft an seiner Schulter. „Du gehst nicht! Was denkst du, wird passieren, wenn du dich selbst auslieferst?!" fragte er und so sahen sich beide einen Moment lang grimmig in die Augen. „Dein Vater wird dich leiden lassen, bevor er dich qualvoll hinrichtet! Und wenn du denkst, dass Vincent dann hier sicher ist, dann kennst du deinen Vater nicht! Er wird gegen mich ziehen, solange er euch beide nicht hat! Katharina, du begehst Selbstmord, wenn du dich auslieferst!" sprach er und schüttelte sie leicht. „Du gehst nicht, hast du mich verstanden?" Katharina nickte und so ließ er sie zufrieden los, doch sie sah immer noch die Angst in seinen Augen. Angst um sie. „Kieran..."

Des Königs verhasste KinderWo Geschichten leben. Entdecke jetzt