Kapitel 4

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,,Danke Sven, wir sehen uns dann'' rief ich ihm zu, während ich davon lief. Ich hatte einfach das Gefühl meinen guten alten Freund Jeremy jetzt besuchen gehen zu müssen.

,,Sie wissen aber, dass ich mit ihnen kommen muss, oder?'' entgegnete er.
Ich seufzte.

,,Bitte Sven, ich bin doch nur im Kiosk um die Ecke kurz'' Ich schaute ihn bittend an, mir wenigstens einmal am Tag nicht überall hin zu folgen. Zu dem war der Kiosk ein vollkommen sicherer Ort.

,,Nun gut. Sollte etwas dennoch sein, wählen Sie sofort meine Nummer'' Ich nickte ihm zu und machte mich auf den Weg zum Kiosk.

Beim Kiosk angekommen, sah ich Jeremy drinnen schon an seinem Tresen stehen. Als ich rein ging, bildete sich sofort ein Lächeln auf seinem Gesicht.
Da er gerade noch einen Kunden bediente, wartete ich einen Augenblick, bevor ich auf ihn zu ging.

,,Das macht dann 11,54 bitte'' entgegnete er ihm.  Der Kunde gab ihm das Geld und machte sich auf den Weg nach draußen.
Ich lief auf Jeremy zu und lehnte mich gegen den Tresen.

,,Und, wie war dein erster Tag?'' fragte er schon neugierig. 

,,Ich weiß gar nicht, wo ich da anfangen soll''

,,Warum? So schlimm gewesen?'' scherzte er.

,,Was heißt schlimm? Ich denke, ich habe zwei Freunde gefunden aber da ist auch dieser Typ. Keine Ahnung, wie ich ihn beschreiben soll'' antwortete ich.

,,Was für ein Typ?''

,,Er heißt George. Er und sein Vater sollen anscheinend einer Verbrecherbande angehören oder so. Anfangs war ich da skeptisch aber ich glaube, er hat es mir sogar selbst bestätigt'' erzählte ich ihm.
Jeremy musterte mich mit einem undefinierbaren Blick.

,,Halte dich lieber fern von dem, der hört sich nur nach Ärger an'' sagte er.

Mag sein, dass er Recht hatte aber ich konnte ihm leider nicht versprechen, genau das zu tun. Ich kannte George nicht und hatte bisher auch nur ein paar Wörter mit ihm gewechselt. Auch, wenn nicht gerade unbedingt nette aber das war in Ordnung. Er schien mir Geheimnisvoll und den Ärger, den er machen könnte ließ mich auch überhaupt nicht abschrecken.
Wie ich schon einmal erwähnt hatte, war mein Leben ziemlich langweilig und George klang nach Aufregung.
Aufregung, die mir fehlte.

Ich blieb ohne, dass ich es wirklich bemerkte, mehrere Stunden im Kiosk bei Jeremy, da wir miteinander sprachen.
Ich bekam einen Anruf.

,,Ja?''

,,Wo bist du?!'' ertönte die Stimme meiner Mutter.

,,Mir geht es gut, du musst dir keine Sorgen um mich machen'' entgegnete ich ihr ruhig, doch das ließ sie anscheinend nur noch mehr ausflippen.

,,Komm sofort nach hause! Wir haben dir vor kurzem erst gesagt, dass du ohne Sven das Haus nicht verlassen sollst!''

Ich verdrehte meine Augen und legte auf. Seufzten schaute ich Jeremy an.

,,Sie machen sich nur Sorgen'' sagte er.

,,Ein wenig zu viele. Ich bin kein kleines Kind mehr, ich kann auf mich selber aufpassen. Langsam nervt es einfach nur noch'' entgegnete ich ihm.

,,Verstehe ich. Na dann mach dich mal auf die Socken''  Er schenkte mir ein Lächeln.

,,Bis dann''

Als ich um die Ecke bog, lief ich erneut in jemanden hinein. Wurde das nun zur Standard Sache, wenn ich nach hause lief?

,,So viel zum Thema fern halten'' ertönte eine Stimme - George's Stimme.

Ich machte einen Schritt zurück und schaute ihn an. Ich überdachte in diesem Moment tatsächlich diese Schicksal und Zufalls Sachen, da es doch nicht sein konnte, dass ausgerechnet er es erneut war.

,,Warum treibst du dich Abends eigentlich immer in dieser Gegend rum?'' rutschte die Frage aus mir heraus, da ich neugierig war.

Er musterte mich mit einer hochgezogenen Augenbraue.

,,Dasselbe könnte ich dich auch fragen'' entgegnete er mir.

,,Ich wohne in der Nähe'' 

,,Gut zu wissen'' kam es von ihm.
Ich wusste nicht, was er damit meinte oder sagen wollte aber ich hinterfragte es auch nicht. Eine ganze Weile standen wir dort und starrten uns noch immer an. Ich versuchte jedes mal, wenn ich ihn beobachtete oder mit ihm sprach, schlau aus ihm zu werden. Irgendwie gelang es mir jedoch nicht. George war zwar wie ein offenes Buch, jedoch ziemlich schwer zu lesen und zu verstehen.

Ohne ein weiteres Wort, lief er an mir vorbei.

Zuhause angekommen erwarteten mich mal wieder viel zu aufdringliche Eltern. Als ich Sven am Eingang sah, bemerkte ich, dass er etwas niedergeschlagen war. Anscheinend hatte er eine Ansage von meinen Eltern bekommen. Ich fühlte mich etwas schuldig. Schließlich bat ich ihn darum, mich alleine zu lassen. Er machte seinen Job sonst immer.

,,Wenn du das nicht sein lässt, lassen wir einen Chip in dein Handy einbauen!'' rief meine Mutter, als ich das Wohnzimmer betrat.

,,Bitte was?'' entgegnete ich ihr empört.

,,Du hast deine Mutter schon verstanden'' kam es von meinem Vater.

,,Wollt ihr mich eigentlich auf den Arm nehmen? Ich bin kein verdammtes kleines Kind mehr also hört verdammte scheiße nochmal auf mich so zu behandeln!'' Ich war sauer, mehr als nur sauer.

,,Vergreif dich nicht im Ton!'' fing mein Vater an.
Ich verdrehte meine Augen.

,,Denkst du wir tun das, weil es uns Spaß macht? Wir tun das, weil wir nicht wollen, dass dir etwas zu stößt!'' fuhr er fort.

,,Was soll mir denn bitte zu stoßen?'' fragte ich ihn.

,,Vielleicht wäre es besser, es ihm zu sagen'' rief meine Mutter zu meinem Vater. Verwirrt schaute ich zwischen ihnen hin und her. Anscheinend verheimlichten sie mir etwas.

,,Und, wenn er damit nicht umgehen kann?'' entgegnete er ihr.

,,Ich stehe immer noch hier und bin noch immer kein kleines Kind mehr also sagt mir endlich, was hier los ist!'' rief ich nun.

Mein Vater setzte sich auf die Couch, fuhr sich über sein Gesicht und starrte mich an. Er deutete mit seinem Kopf auf die Couch gegenüber. Er wollte, dass ich mich hinsetze. Das tat ich auch, meine Mutter nahm neben meinem Vater platz.

,,Das die Bank so erfolgreich wurde, haben mir nur einer Sache zu verdanken'' fing er an zu reden.
Es hatte also etwas mit der Bank meines Vaters zu tun. Eine der größten des Landes.

,,Ich habe damals mit einem Arbeitskollegen bestimmte Daten gefälscht. Jahrelang fiel es nicht auf und konnte verschwiegen werden. Nun hat es jemand herausgefunden und auch Beweise dafür. Ich werde seit mehreren Tagen bedroht. Sollte ich nicht unser ganzes Vermögen an diese Nummer...'' er holte einen Zettel aus seiner inneren Jackentasche und legte ihn auf den Tisch.

,,überweisen, würden sie hier auftauchen, uns erst foltern und dann die Beweise an die Polizei weiter leiten. Sollte das heraus kommen, werde ich vermutlich den Rest meines Lebens hinter Gitter verbringen müssen'' fuhr er fort.

Ich hatte mit so etwas tatsächlich überhaupt nicht gerechnet. Auch nicht, dass wir nur so wohlhabend und meine Eltern erfolgreich waren, weil mein Vater schweren Betrug begannen hatte.

,,Du darfst das unter keinen Umständen jemanden erzählen, hast du das verstanden?'' sagte er.
Ich nickte daraufhin.



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