Kapitel 11

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George stand dort und rauchte, wie jeden Morgen erstmal eine, bevor der Unterricht begann. Nick und Karl sprachen mit mir, doch ich hörte ihnen nicht wirklich zu. Ich war zu sehr auf George konzentriert, da er mich auch noch immer anschaute.

,,Clay?'' riss mich die Stimme von Nick aus meiner Starre. Ich schaute zu ihm und versuchte dem, was er sagte so gut es ging zu folgen. Es fiel mir generell ziemlich schwer mich zu konzentrieren, da mich auch die Sache mit meinem Vater belastete. Nur wegen ihm, mussten wir in ständiger Angst leben.
Es war nicht so, als würde mir die ganze Sache Angst machen aber unbedingt darauf aus, dass diese Leute wirklich bei uns auftauchen würden, war ich nicht.

,,Sag mal, gibt es eigentlich viele von diesen Verbrecherbanden hier?'' meine Frage kam wohl sehr unerwartet, denn sie musterten mich zunächst irritiert.

,,Nicht das ich weiß. Man weiß nur von der, mit der George zu tun hat'' antwortete mir Nick. Ich schaute wieder zu George. Er zog an seiner Zigarette, fuhr sich durch seine verwüsteten, dennoch perfekt liegenden Haare und unterhielt sich mit einem seiner Freunde.
Wenn es hier nur die gab, mit der George zu tun hatte. Wie hoch wäre dann die Wahrscheinlichkeit, dass er etwas mit dem ganzen zu tun haben könnte? Oder eben diese Bande, der er angehörte.
Es würde aber keinen Sinn ergeben. Warum sollte er mir dann helfen, wenn ich in Schwierigkeiten wäre?

Ich brauchte Gewissheit. Wenn es nämlich so war, könnte ich vielleicht etwas dagegen unternehmen. Also gab es sogar nun einen guten Grund, sich ihm zu nähern. Auch, wenn es gefährlich sein und ich mir im inneren wünschte, dass er nichts damit zu tun haben würde.
Ich wusste und hatte bisher schon erfahren müssen, in was für einem Leben George steckte und ich war froh, dass ich es nicht tat aber, wenn seine Familie wirklich etwas mit der Erpressung meiner Familie zu tun haben sollte, musste ich etwas dagegen unternehmen.

Nun realisierte ich auch, wie gut es war, meine wahre Identität von Anfang an hier nicht preis gegeben zu haben.

Während des Unterrichts konnte ich mich natürlich auch nicht wirklich konzentrieren. Mir schwirrte einfach zu viel im Kopf herum. Als sich George's und mein Bein auch noch unter dem Tisch berührten, verpasste es mir ein undefinierbares Gefühl. Aus irgendeinem Grund mochte ich es jedoch und er zog es auch nicht weg. Tat er das mit Absicht nicht oder war es ihm einfach nur egal?

,,Herr Dixon, wären sie so freundlich?'' rief mich mein Lehrer nach vorne, damit ich vorlas, was ich aufgeschrieben hatte. Ich stand auf, schnappte mir mein Heft und stellte mich vor die gesamte Klasse. Normalerweise machte mich so etwas wie etwas vorzutragen nicht nervös. Als ich aber George anschaute, verlor ich meinen Fokus und fing an vor mich hin zu stottern.

Er lehnte sich nach hinten, streckte seine Hände in die Luft und Gähnte. Er machte es sich ziemlich gemütlich dort hinten und keine Mühe, sich nicht anmerken zu lassen, dass er absolut desinteressiert war und kein Bock hatte hier zu sein.
Als er meinen Blick erwiderte, setzte er ein leichtes Grinsen auf. Ich dachte, dass ich es mir einbilden würde, doch er grinste tatsächlich.

,,Herr Dixon?'' ertönte die Stimme meines Lehrers.
Ich drehte mich zu ihm und schaute ihn an.

,,Möchten Sie noch einmal von vorne anfangen? Ich weiß, dass Sie das gut können, zeigen Sie das der Klasse auch'' sagte er. Ich nickte ihm zu, räusperte mich einmal und fing von vorne an. Ich versuchte diesmal mich nicht zu sehr auf George zu konzentrieren. Auch, wenn ich seinen Blick auf mir spürte. Er schaute diesmal kein einziges mal weg und das machte mich irgendwie nervös.

,,Danke, Sie können sich wieder setzen''
So machte ich mich auch auf den Weg zurück zu meinem Platz. Hatte ich jemals erwähnt, dass George und ich in der letzten Reihe in der Ecke saßen?
Als ich mich auf meinen Platz nieder ließ, beugte sich George von der Seite zu mir herüber und flüsterte mir etwas in mein Ohr.

,,Gut gemacht''
Ich schaute ihn etwas irritiert an. Warum tat er das?

Als es klingelte, war George der erste, der den Raum verließ. Ich schnappte mir meine Sachen und lief ihm so schnell ich konnte hinterher. Ich tippte ihm auf die Schulter, er drehte sich zu mir um.

,,Warum hast du das gemacht?'' fragte ich ihn.

,,Was?'' fragte er nun.

,,Das von eben'' antwortete ich ihm.

,,Ich weiß nicht, wovon du redest'' sagte er und verschwand.
Nun, hatte ich auch jemals erwähnt, dass ich aus diesem Typen nicht schlau wurde?

Ich folgte ihm auf den Campus. Ich sah, wie er zu einem Wagen lief, an dem Devin stand. Als Devin mich sah, setzte er ein Grinsen auf. Jedoch ein anderes, als George hatte. Ich wusste zwar nicht, was sein Problem mit mir war aber von ihm sollte ich mich definitiv fern halten und das würde ich auch tun.
George stieg in den Wagen. Devin stieg auf der Fahrerseite ein und fuhr los. Ich fragte mich, wo sie hinfahren würden.
Da ich damit rechnete, dass sie zum Club fahren würden, lief ich dorthin.
Ich wusste, dass es das dümmste war, was ich hätte tun können aber ich musste mehr über George herausfinden und mir fiel kein anderer Ort ein, wo er sein könnte.
Ich hatte auch nicht vor dort rein zu gehen, sondern draußen zu warten.

Dort angekommen stand ich an der Hintertüre, die ich durch George kannte. Eine ganze Weile stand ich dort und wartete darauf, irgendwann auf George zu treffen. Ich lehnte an der Wand und starrte auf mein Handy, als ich den Schatten einer Person vor mir wahr nahm.
Ich dachte, dass es George sein würde, doch er war es nicht und in diesem Moment hatte ich mir gewünscht, dort erst recht nicht wieder hingegangen zu sein.








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